Landau Die Fliegerbombe als Mahnmal

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„Nie wieder“ steht auf einem Mahnmal, das gestern, am Jahrestag der letzten großen Bombardierung Landaus, in der Siebenpfeifferallee im Wohnpark am Ebenberg eingeweiht worden ist.

Gestaltet hat es Karlheinz Zwick, als Gegenstück zu der ebenfalls von ihm stammenden Gedenktafel „En Memoire“ an der gegenüberliegenden Wand, bei dem der Frieden in Gestalt am Boden liegender Buchstaben zerschellt ist. Zwick hat die aufgerissene Hülle einer amerikanischen 1000-Kilo-Fliegerbombe verwendet, die vermutlich am 16. März 1945 auf die damalige Kaserne niedergegangen, aber nur zerschellt und nicht explodiert ist. Auf das Wort „Krieg“ konnte Zwick beim ausgelaserten Schriftzug in der Stahlplatte verzichten: Es ergänzt sich dem Betrachter sofort. Der katholische Dekan Axel Brecht denkt bei der Zerstörung verheißenden Bombenhülle noch an etwas anderes: Ihn erinnern zwei abstehende „Flügel“ an einen Engel, der aus Tod und Zerstörung heraus den Menschen auch das „Fürchtet Euch nicht“ zuruft. Sein evangelischer Kollege Volker Janke zitierte den Galaterbrief des Paulus: „Ihr aber seid zur Freiheit berufen.“ Er mahnte, keinen Ideologien nachzulaufen, insbesondere nicht den wieder grassierenden nationalistischen, die das vermeintliche Recht des Stärkeren propagieren, aber nur unfrei machen. Es habe 40 Jahre gedauert, bis ein Bundespräsident, Richard von Weizsäcker, 1985 den amerikanischen Einmarsch als Tag der Befreiung bezeichnet habe. „Es war ein schöner Tag, blauer Himmel und Sonnenschein, aber es sollte einer der schrecklichsten Tage der Stadtgeschichte werden“, schilderte Oberbürgermeister Thomas Hirsch den 16. März 1945. Damals hatten 199 amerikanische Flugzeuge von Metz aus in sechs Wellen Landau angeflogen, die Stadt zu 40 Prozent zerstört und 176 Menschen in den Tod gerissen. Ironie der Geschichte: Wenige Tage später, am 22. März, war mit dem Einmarsch der Amerikaner für Landau der Krieg zu Ende, erinnerte der Oberbürgermeister und unterstrich: „Wir waren diejenigen, von deren Land der Impuls für diesen schrecklichen Krieg ausgegangen ist.“ Gestiftet wurde das Mahnmal (ebenso wie das Gegenstück) vom Lions-Club Landau, gestern vertreten durch seinen Präsidenten Christoph Ochs. „Es war ein Tag wie heute, wunderschön.“ Mit diesen Worten erinnerte sich auch die 96-jährige Susanne Frey an den Schicksalstag 1945. Ihr Mann war damals bereits in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, sie selbst hatte gerade ihre erste Wohnung in der Hindenburgstraße 17 bezogen und noch schnell die Fenster geputzt. Danach war ihr die Wohnungstür zugefallen, der Schlüssel lag drinnen. Mit dem Schuhknöpfer einer Nachbarin, einem Metallhäkchen, hatte sie die Tür wieder öffnen können. Zu ihrem Glück war ihr das schnell gelungen; kaum war sie zur Arbeit geeilt, da gab es Fliegeralarm. Die mehrstündigen Angriffe verbrachte sie in einem Luftschutzkeller im Ostring. Als sie wieder ans Tageslicht kam, begegnete ihr als erstes der Lehrbub ihrer Firma mit den Worten: „Frau Frey, Ihr Haus steht nicht mehr.“ Wenn sie daheim gewesen wäre, „wäre ich nicht so alt geworden“, so Frey zur RHEINPFALZ. |boe

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