Landau Der Herr der Zombies

Die Szene hat etwas von Weltuntergang. Und das liegt nicht nur an den tristen Tönen. Ein einsamer Mann in einer Häuserschlucht, Zerstörung überall. Es ist eine Szene aus dem neuen Filmprojekt von Manuel Urbaneck. Im Mai hatte der 29-Jährige beim La.Meko-Filmfestival den Regionalpreis gewonnen. Mit einem Beitrag, der einer Spontanidee entsprungen war. „Aus heutiger Sicht war das Schrott. Es genügt meinen Qualitätsansprüchen, die ich jetzt habe, in keiner Weise“, blickt er selbstkritisch auf sein Erstlingswerk zurück. Das, was er jetzt macht, soll einige Nummern größer werden. Treu ist er dem Genre geblieben: „Live or Let Die“, so lautet abermals der Titel des Streifens, ist wieder ein Zombie-Film. Widmen will er ihn Georg A. Romero, seinem großen Vorbild. Wie kommt man auf Gruselgeschichten in Zeiten, in denen das sogenannte Wohlfühlkino Erfolge feiert? „Ich bin damit groß geworden“, sagt Urbaneck, der als Schreiner beim Bauhof der Stadt beschäftigt ist. Im Raum Walldorf-Wiesloch war das. Mit „Es“ und „Friedhof der Kuscheltiere“ nennt er Titel, die er und seine Freunde heimlich auf VHS-Kassette unter der Theke des örtlichen Videoverleihs durchgereicht bekamen. „Heute sind Zombies gesellschaftsfähig“, ist er überzeugt. „Die Effekte in den Horrorfilmen sind für mich wie Zaubertricks. Wenn ich im Kino bin, sehe ich den Film nicht einfach, ich analysiere ihn“, beschreibt er die Faszination. „Wenn die Leute Angst haben, geschockt sind, dann hat der Filmemacher alles richtig gemacht.“ Das versucht Urbaneck auch in seinen Werken. „Mir ist es dabei aber wichtig, eine Geschichte zu erzählen, von Beziehungen der Charaktere untereinander. Kein bloßes Gemetzel, kein Gewaltexzesse.“ Der Trailer, den er von seinem neuesten Werk ins Netz gestellt hat, bekam in kurzer Zeit 14.000 Klicks. Rückmeldungen kamen aus Foren, aber auch von anderen Filmemachern, die schon länger im Geschäft sind. „Die haben mir gesagt, dass die Mischung stimmt.“ Bis der Film Premiere feiern kann, liegt allerdings noch jede Menge Arbeit vor dem verheirateten Vater einer sechsjährigen Tochter und eines 14 Monate alten Sohns. So hatte der Wahl-Landauer, der 2001 zur Ausbildung in die Südpfalz kam, vor einer Woche per Facebook zum „Zombie-Casting“ gerufen (die RHEINPFALZ berichtete am 25. August). Treffpunkt 12 Uhr vor dem Hauptbahnhof. „Als ich dann gesehen habe, dass sich bald 100 Leute angemeldet hatten, bekam ich Panik“, erzählt er im Rückblick. Und löschte den Eintrag. Prompt wurde er mit E-Mails und Anrufen bombardiert. „Ich wusste nicht, dass mit dem Löschen die Meldung rausgeht, dass die Veranstaltung abgesagt wurde.“ Am Ende war aber alles gut. Rund 60 „Untote“ erschienen, auch aus Bremen, Gelsenkirchen und anderswo reisten Horrorfans an, um in Urbanecks Streifen als Zombie verewigt zu werden. „Die Stimmung war super, die Leute haben Telefonnummern ausgetauscht und sich später auf Facebook befreundet“, ist Urbaneck froh, dass alles gut geklappt hat. Am Drehtag selbst blieb ihm gar nicht so viel Zeit, sich um alle zu kümmern. Denn auch das Schminken übernimmt der Independent-Filmemacher selbst. „Das Filmblut kommt aus England. Für die plastischen Sachen verwende ich Silikon“, erklärt er. Ob Visagist, Schauspieler, Regisseur oder Kameramann, Filmemacher Urbaneck ist auf allen Gebieten Autodidakt. „Auch das Schneiden musste ich lernen. Ich habe zwar mal Musikvideos für Bands gemacht, aber das ist was ganz anderes.“ Gefilmt wird mit einer Spiegelreflexkamera mit Schulterstativ, Sonnenblende, Mikro und externem Monitor. Wenn er selbst vor der Kamera steht – Schauspieler ist er auch noch – filmt ein Freund. Finanzieren muss er das Projekt aus seiner persönlichen Schatulle. „In Deutschland werden Independent-Filmemacher nicht gefördert.“ Nun hofft Urbaneck, dass sein Film im Dezember im Universum-Kino in Landau Premiere feiern kann. „Und dann läuft er nächstes Jahr auf so ziemlich jedem deutschen Filmfestival.“ Die Kontakte, die man dafür braucht, hat er mittlerweile. Und bereits die Idee für den nächsten Film.

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