Landau Blauer Elefant steht schon an der Wiege

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Den 15. Mai haben die Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag der Familie“ ausgerufen – zur jährlichen Erinnerung an die Bedeutung der Familie für die gesunde Entwicklung von Kindern. Im Kinderhaus Blauer Elefant des Kinderschutzbundes Landau-Südliche Weinstraße leitet die Pädagogin Christine Heeger-Roos seit 1994 den Bereich Familienberatung und Familienbildung. Sonja Roth-Scherrer hat sich mit ihr über die Entwicklung und Veränderungen im Angebot unterhalten. Macht der Kinderschutzbund als Familienbildungs- und –beratungseinrichtung mit einer besonderen Aktion auf den Tag der Familie aufmerksam? Nein. Wir haben unsere festen Aktionen wie das Entenrennen im April, das Benefizkonzert des Landesjugendorchesters im August, das Mima-Fest im Goethepark im September. Außerdem gestalten wir den Weltkindertag auf dem Danziger Platz wesentlich mit und sind beim Landauer Kindertag im Juni in der Innenstadt vertreten. Mehr können wir unseren Ehrenamtlichen kaum zumuten. Wie haben sich Veränderungen im System Familie in den 35 Jahren, seit es den „Kinderschutzbund“ in Landau gibt, bemerkbar gemacht? Der Wandel erklärt sich im veränderten Begriff vom „Schutzbund“ zum „Kinderhaus“: Der Kinderschutzbund hat in engen Räumen mit Beratungen am Sorgentelefon begonnen und sich zum Kinderhaus Blauer Elefant entwickelt, in dem Kinderschutzdienst, Familienberatung und Familienbildung ein breit gefächerte Unterstützung anbieten. Früher wurde die Aufgabe eher in der Intervention gesehen. Heute liegt der Schwerpunkt auf vorbeugender Unterstützung und einem dichten Netz an Hilfen, die möglichst früh in der Entwicklung eines Kindes ansetzen. Wir haben schon beim ersten Mitmach-Fest vor 30 Jahren vernetzt gedacht: Bei dem Spielfest im Goethepark lernen Familien viele Institutionen kennen, die bei Bedarf Unterstützung bieten können. Beim Besuch des Flohmarktes im Blauen Elefanten in der Rolf-Müller-Straße lernen Familien ungezwungen das Kinderhaus kennen und auch beim Stöbern im Kinderladen in der Stadtschreibergasse erfahren Familien von den vielfältigen Angeboten. Der offene Eltern-Kind-Treff zum Beispiel bietet Begegnung, Austausch und Unterstützung für eine gesunde Entwicklung von Kindern. Ein offener Treff an fünf Tagen ist einmalig. Das ist nur zu leisten, weil unsere verantwortliche Honorarkraft Petra Klemens auf sechs geschulte Ehrenamtliche bauen kann. Wo ist der „Eltern-Kind-Treff“ und wie ist er organisiert? Der Eltern-Kind-Treff ist 1992 von der Innenstadt ins Obergeschoss des heutigen Mehrgenerationenhauses am Danziger Platz 18 umgezogen. Montags bis freitags können Mütter, Väter oder Großeltern mit Kleinkindern zwischen 9 und 11.30 Uhr kommen und bleiben, solange sie mögen. Man muss sich nicht anmelden. Diese Freiheit ist wichtig, denn mit der Geburt eines Kindes ist plötzlich alles anders, auch und besonders die Tagesplanung der Mutter. Zu erfahren, dass andere Mütter ähnliche Probleme haben, zum Beispiel beim Stillen oder dass Kinder nachts schreien und wie Erwachsene damit umgehen, schafft Sicherheit. An einem Vormittag in der Woche ist eine entwicklungspsychologische Fachkraft für eine offene Babyfragestunde vor Ort. Im vierzehntäglichen Rhythmus stehe ich selbst in einer offenen Sprechstunde für Fragen zur Erziehung zur Verfügung. Im Durchschnitt kommen 15 Familien am Tag, auch Migranten und Geflüchtete. Die Statistik verzeichnet 17 Nationen, alle sind willkommen und alle Angebote sind für die Familien kostenfrei. Ist der Wandel in der Gesellschaft in einem relativen kleinen Kreis wie dem Eltern-Kind-Treff spürbar? Im Eltern-Kind-Treff machen sich Veränderungen am schnellsten bemerkbar, denn hier ist immerhin bereits seit 29 Jahren die erste Anlaufstelle außerhalb des engen familiären Bereichs nach der Geburt. Und wie zeigt sich das? In den Anfangszeiten kamen hauptsächlich Mütter mit Kindern im Krabbelalter und blieben, bis diese mit drei Jahren in den Kindergarten gingen. Heute kommen die Frauen bereits mit den Säuglingen und bleiben immer noch, bis das Kind mit zwei Jahren in eine Tagesstätte kommt. Dazu kommt, dass heute viele Frauen ziemlich bald wieder arbeiten gehen. Zudem macht es die Elternzeit möglich, dass heute auch Väter mit ihren Kindern kommen und vereinzelt Großeltern mit den Enkeln. Wie finanziert der Kinderschutzbund die Familienberatung, wenn alle Angebote die Eltern nichts kosten? Die Jugend- und Familienberatung ist leider keine kommunale Pflichtaufgabe. Für die Personalkosten gibt es Geld vom Land, der Stadt und dem Kreis. Für den Verwaltungsaufwand oder die Sachkosten muss der gemeinnützige Verein Kinderschutzbund Landau-SÜW selbst aufkommen. Die Zuschüsse decken bei Weitem nicht die tatsächlichen Kosten. Seit der Einstellung des Eltern-Besuchs-Dienstes unter unserem Dach ist zum Beispiel die entwicklungspsychologische Beratung nicht mehr finanziert. Unsere Fachkraft muss also weniger Stunden anbieten, weil wir sie selbst bezahlen müssen. Im kommenden Jahr feiert der Eltern-Kind-Treff seinen 30. Geburtstag. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen? Die Anerkennung der Bedeutung als erste Anlaufstelle für Eltern nach der Geburt eines Kindes und die dauerhaft sichere Finanzierung durch verlässliche Sponsoren. Die Stadt überlässt uns mietfrei die Räume und gibt uns einen Zuschuss. Damit alle Kosten gedeckt sind, brauchen wir zusätzlich rund 6500 Euro im Jahr.

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