Landau Beerenstarker Einsatz

In drei Meter hohen Wandertunnel, wie hier in Offenbach, werden die reifen Erdbeeren schon fleißig gepflückt.
In drei Meter hohen Wandertunnel, wie hier in Offenbach, werden die reifen Erdbeeren schon fleißig gepflückt.

Aus der Ferne sieht man sie schon, die zahlreichen Erntehelfer, die auf den Erdbeerfeldern der Südpfalz bei der Arbeit sind. Auf den Knien sitzend sind sie in den einzelnen Beetreihen fleißig am Werk. Auf Armhöhe pflücken sie die reifen Früchte ab und sortieren sie in kleine Pappschälchen, in denen sie später verkauft werden. Sind sie mit einem Bereich fertig, rollen sie den Schiebewagen ein Stück nach vorne und pflücken den nächsten Bereich ab. Mit der Zeit wird es für sie mühsam, sich die Beetreihen nach vorne zu kämpfen. Die Stränge der Erdbeerpflanzen sind nämlich meist ineinander verschlungen, sodass es einem schwerer fällt, die reifen Früchte von den unreifen zu unterscheiden. „Doch es dauert nicht lange, bis man den Dreh raus hat“, sagt eine Erntehelferin auf dem Feld von Landwirt Christof Steegmüller in Offenbach an der Queich. „Die Arbeit ist für manche etwas anstrengend, aber es macht auch Spaß, im Freien tätig zu sein“, sagt die 22-Jährige, die wie viele andere Erntehelfer eine Saisonarbeiterin aus Osteuropa ist. Etwa zwei Wochen früher als erwartet haben die Obstbauern mit der Erdbeerernte begonnen. „Wir sind mitten in der Ernte“, erzählt Christof Steegmüller, der 1995 den elterlichen Betrieb übernommen hat. „Wir waren ursprünglich davon ausgegangen, dass Anfang Mai der Erntebeginn sein wird, nachdem der März so kalt war.“ Doch die frühsommerlichen Temperaturen im April hätten dazu beigetragen, dass der Saisonstart früher war. Im Vergleich zum Vorjahr sind die saftigen roten Beeren allerdings rund eine Wochen später vom Feld zu den Verkaufsständen gekommen. Dass es an den Ständen ebenso wie in den Supermärkten bereits seit Mitte April deutsche Erdbeeren zu kaufen gibt, liegt unter anderem an dem Einsatz von begehbaren Wandertunnel, die bereits Anfang dieses Jahres aus Folie und Stahlrohr auf den Erdbeerfeldern errichtet wurden. In diesen werden die leckeren Früchte unter gewächshausähnlichen Bedingungen angebaut. „Durch den geschützten Anbau sind wir in der Regel zwei Wochen eher am Start , als wenn wir alles allein der Natur überlassen“, erklärt Steegmüller. Auch was die Qualität der Erdbeeren angeht, sei der geschützte Anbau vorteilhaft. Von Fäulnis keine Spur, das Fruchtfleisch bleibt bis zur Ernte fest. Kleine Zuchthummelvölker übernehmen mit Blühbeginn Ende März beziehungsweise Anfang April die Bestäubung der Blüten, sodass die Erdbeerpflanzen prächtig gedeihen können und am Ende voller Früchte hängen. Apropos Qualität: Thomas Kieffer, der den gleichnamigen Bauernhof in Schweighofen in der zweiten Generation führt, ist froh darüber, dass man in diesem Jahr von Dauerregen und Hagel verschont geblieben ist. Diese hatten in den vergangenen beiden Jahren nämlich das Wachstum der Erdbeeren beeinträchtigt. „Nicht zu vergessen die Frostschäden, mit denen wir ebenso wie alle anderen Obst- und Weinbauer im Land vergangenes Jahr zu kämpfen hatten und in der Folge starke Einbußen hinnehmen mussten“, sagt Kieffer. „In der Haupterntezeit werden es rund 30 Erntehelfer sein, die bei uns beschäftigt sein werden.“ Sie werden dann unter anderem nach Clery, Flair oder Sonata Ausschau halten – das sind einige der unzähligen Erdbeersorten, die sich unter anderem in Geschmack und Größe unterscheiden und mal früher, mal später reifen. Vor allem auf die Malling Centenary setzt Diplom-Agraringenieur Kieffer. „Sie ist schön groß und fruchtig.“ So soll die Erdbeere seiner Ansicht auch am besten sein, wenn sie wie bei den Kieffers hauptsächlich direktvermarktet wird. Derzeit geht das 500-Gramm-Schälchen Erdbeeren im Schnitt für vier Euro über den Verkaufstisch. „Der frühe Erntebeginn, den sich viele Kunden wünschen, damit sie möglichst früh in den Genuss der Erdbeere kommen, hat eben seinen Preis.“ Viel Gewinn verbleibe den Erdbeerbauern aber nicht, sagt Kieffer. Ganz im Gegenteil. „Ein Großteil des Verkaufspreises wird verwendet, um die Produktionskosten zu decken.“ Schließlich müsse einiges in den geschützten Anbau investiert werden. Davon abgesehen seien die Personalkosten seit der Einführung des Mindestlohns vor einigen Jahren gestiegen. Die Preise für das Schälchen Erdbeeren würden fallen, sobald die ersten Erdbeeren aus dem Freilandanbau verkauft werden. Bei Obsthof Zirker KG in Herxheim gebe es sie schon seit rund drei Wochen, wie Erdbeerbauerin Ellen Zirker informiert. „Dass der eine Hof schon auf den Feldern pflückt und der andere nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab“, sagt sie. Entscheidend sei nicht nur die Lage des Erdbeerfeldes, sondern auch die Anbautechnik. „Im August, als wir die Erdbeerenpflanzen gesetzt haben, haben wir über die Dämme Schwarzfolie gespannt. Dadurch kann die Entwicklung der Erdbeere beschleunigt werden“, sagt Zirker und ergänzt: „Wir setzten auf diese Anbautechnik, weil wir so auch auf den Einsatz von Pestiziden verzichten können.“ Ob nun Freiland-Beeren oder Tunnelfrüchte – den Kunden wird es freuen, dass wieder Erdbeerzeit ist. Eine Sorte empfiehlt Ellen Zirker besonders gerne. „Malvina!“Eine Erdbeersorte, die dunkelrot sei und bei der die harmonische Ausgeglichenheit zwischen Süße und Fruchtsäure für einen wunderbaren Geschmack sorge. Allerdings müssen sich diejenigen, die sie jetzt gerne probieren möchten, noch etwas gedulden. Erntereif ist die Malvina erst zwischen Ende Juni und August.

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