Landau Aus zwei mach vier

«Landau». Titel werden verliehen, wenn man etwas Besonderes geleistet hat. Bei Mannschaftssportarten wie Fußball, Basketball und Handball müssen alle Spieler eines Teams an einem Strang ziehen, um Großes leisten zu können. Auch im Bereich der Schule können Erfolge gefeiert werden, wenn man zusammenarbeitet. Wenn die Schulleitung, das Lehrerkollegium, Kinder und ihre Eltern zusammenhalten. Grund zum Jubeln gab es zuletzt vor allem im Max-Slevogt-Gymnasium und in der Grundschule Wollmesheimer Höhe in Landau. Sie gehören beide zu den 16 Schulen in Rheinland-Pfalz, die in diesem Jahr als „Europaschule“ zertifiziert wurden (wir berichteten). Landesweit sind es nun 55 Einrichtungen, die sich mit diesem Titel schmücken dürfen. Für MSG-Schulleiter Jürgen Flohn ist das eine Anerkennung für die Arbeit und die Projekte, die in den vergangenen Jahren in seiner Einrichtung in Angriff genommen wurden, um den europäischen Gedanken schon in der Schule vorzuleben. Auch Bärbel Schwenk-Kories, Rektorin an der WoHö, freut sich, dass mit der Zertifizierung der Aufwand belohnt wird, den Lehrkräfte und Schüler an ihrer Einrichtung tagtäglich betreiben. Ein wesentliches Ziel der Zertifizierung ist es, die Idee eines vereinten Europas in die Köpfe von Kindern und Jugendlichen zu bringen und konkret erfahrbar zu machen. Dabei sollen die Schüler lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und der eigenen wie auch anderen Kulturen mit Respekt und Offenheit gegenüberzutreten. Um das Zertifikat „Europaschule des Landes Rheinland-Pfalz“ zu bekommen, müssen die Schulen unter anderem Projekte und AGs zu Fremdsprachen und bilingualen Unterricht sowie Austauschprogramme anbieten sowie bei Projekten in Europa und an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Die MSG zeichnet sich unter anderem mit der Integrations-AG aus. Nach dem Prinzip „Schüler für Schüler“ kümmern sich Jungen und Mädchen um Klassenkameraden, die in der jüngeren Vergangenheit mit ihren Familien nach Deutschland zugewandert sind. Ihnen soll so der Einstieg am MSG erleichtert werden. Zum Konzept der WoHö gehört unter anderem, dass ab der ersten Klasse Französisch unterrichtet wird, zudem gibt es in jeder Jahrgangsstufe eine bilinguale Klasse, Schulpartnerschaften werden mit Frankreich und Ruanda gepflegt. Wie Schwenk-Kories informiert, sei geplant, in naher Zukunft mit der Partnerschule in Ruanda ein Video-Chat zu führen, damit die Jungen und Mädchen ihre afrikanischen Brieffreunde mal live sehen können. Wie MSG-Schulleiter Flohn berichtet, habe man vor zwei Jahren erstmals den Gedanken gefasst, sich als Europaschule zu bewerben. Bis Herbst 2017 lagen die Unterlagen in der Schublade, ehe dann beschlossen wurde, sie beim Bildungsministerium einzureichen. „Da steckt viel Arbeit drin, weil wir alles, was uns auszeichnet, erst zusammentragen mussten“, sagt Flohn. Auf 19 Seiten wurden die Stärken der Schule zusammengefasst. Der Aufwand hat sich aber gelohnt, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Neben den regelmäßigen Netzwerktreffen innerhalb des Landes nehmen Vertreter der Schulen einmal im Jahr an der Bundeskonferenz der Europaschulen teil. „Zudem werden bei allen europarelevanten Aktivitäten Schulen aus dem Netzwerk zur Teilnahme eingeladen wie zuletzt bei der Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz“, teilt das rheinland-pfälzische Bildungsministerium auf Anfrage der RHEINPFALZ mit. Darüber hinaus profitieren die Einrichtungen auch in finanzielle Hinsicht. Die Staatskanzlei fördert pro Schuljahr bis zu zehn Informationsfahrten nach Brüssel – mit einem Zuschuss von jeweils 1000 Euro. Für schulische Projekte, die im Rahmen der Europawoche realisiert werden. können Fördermittel beantragt werden. Die Europawochen finden alljährlich jeweils um den 9. Mai herum statt. Dann statten oftmals Politiker den Schulen einen Besuch ab, um mit den Jungen und Mädchen über aktuelle, europarelevante Themen zu sprechen. An der WoHö wird die erste Europawoche kommendes Jahr stattfinden, nachdem man dieses Mal mit der Auszeichnung „positiv überrascht“ worden war, wie Schwenk-Kories erzählt. Was genau mit den Kindern gemacht werde, müsse sie mit dem Lehrerkollegium noch besprechen. „Da gibt es aber viele Möglichkeiten, so könnten wir uns etwa mit den europäischen Ländern und Flaggen beschäftigen oder mit Wäldern, die es in unseren Nachbarländern gibt.“ Der Titel „Europaschule“ wird im Übrigen für fünf Jahre verliehen. Danach bewerben sich die Schulen für die Rezertifizierung. In Rheinland-Pfalz wird das im Schuljahr 2019/20 zum ersten Mal der Fall sein. „Maßgeblich wird sein, dass die Schulen ihr Niveau vom Programmbeginn halten und sich auf einzelnen Feldern weiterentwickeln“, heißt es vonseiten des Bildungsministeriums. Im Kreis Südliche Weinstraße gibt es bereits zwei Europaschulen: das Alfred-Grosser-Gymnasium in Bad Bergzabern und das Gymnasium im Pamina-Schulzentrum in Herxheim. Sie dürfen sich schon seit 2015 als Europaschule bezeichnen und haben in der diesjährigen Europawoche die Protestaktion 1950 in St. Germanshof als Oberthema genommen. Damals hatten 300 Studenten aus verschiedenen Nationen einen europäischen Staat gewünscht. Es war das erste Gemeinschaftsprojekt, das die beiden Einrichtungen im Rahmen der Europawoche angeboten haben. Den Abschluss bildet ein Sommerfest am morgigen Donnerstag in Bad Bergzabern, bei dem unter anderem Szenen aus dem Theaterstück „Eine Nacht im August“ vorgeführt werden. Die fünfte Klasse des Pamina-Schulzentrums beschäftigte sich das ganze Schuljahr über mit einzelnen EU-Ländern und präsentierte ihre Ergebnisse jüngst in der Aula. So erklärten die Jungen und Mädchen, an welche 13 Weihnachtsmänner die Isländer glauben, welcher Sport in Finnland dominiert und was Bulgarien so auszeichnet. Was es in Spanien zu entdecken gibt, das erfahren die Herxheimer Schüler von Gleichaltrigen aus Teneriffa, die seit vergangenem Freitag für eine Woche in der Pfalz zu Gast sind. Der Schüleraustausch findet in Kooperation mit der Grundschule Herxheim statt, auf dem Programm stehen Ausflüge nach Speyer und in den Kletterpark nach Kandel. Untergebracht sind die Jungen und Mädchen bei Gastfamilien.

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