Landau Aou! Aou! Aou!

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„Das wichtigste Wort in der Seelöwensprache hat fünf Buchstaben und beginnt mit F.“ So begrüßt mich Susanne Matzenau, die bei Circus Krone für die Presse zuständig ist, am Haupteingang auf dem neuen Messegelände. Hmm. Keine Ahnung. „Die Auflösung gibt’s nachher“, verspricht Matzenau. Dann führt sie mich vorbei an Löwen, Tigern und Pferden in Richtung Seelöwen. Und die – Aou! Aou! – hört man schon von Weitem. Mit drei Kalifornischen Seelöwen, die zurzeit mit dem Zirkus auf Tour sind, darf ich gleich in ein riesiges Planschbecken steigen. Keine Angst vor Wasser und Schnurrbärten, ein gewisser Hang zu rohem Fisch und ein hohes Maß an Abenteuerlust – das sind die Voraussetzungen, wenn man mit den Meeresbewohnern planschen will. Alles kein Thema. Und, nun ja, Sushi ist schließlich auch roher Fisch. Die drei Herren, die ich gleich kennenlernen darf, sind keineswegs irgendwelche Seelöwen, sondern richtige Promis. „Das waren die Doubles von ,Hallo Robbie’“, berichtet Matzenau. Über Jahre hinweg hatten sie sich die Rolle der Seelöwendame Robbie geteilt. „Chico war das Gesicht von Robbie. Einer wurde immer über Wasser gefilmt, der andere unter Wasser.“ Arbeitsteilung unter Stars also. Der 24-jährige Chico sei der Älteste und Chef der Truppe, der Silver Surfer, so Matzenau. „Tino ist 17 Jahre alt und ein Schmuser. Joe ist der Charmeur.“ Das klingt schon mal vielversprechend. Der zwölfjährige Charlie ist noch in der Ausbildung und wird heute nicht mitschwimmen. „Der ist manchmal eine Kneifzange“, sagt die Pressesprecherin mit einem Schmunzeln. Die drei Hauptakteure warten schon im Wasser. Was wie ein großes Planschbecken aussieht, umfasst stolze 100.000 Liter Wasser. „Das Becken ist 82 Quadratmeter groß und 1,20 Meter hoch“, informiert Matzenau. Für heiße Tage gibt’s außerdem eine Sonnenbank, auf der sich die Tiere entspannen können. Während ich noch mit dem Neoprenanzug kämpfe, spitzeln die drei Seelöwen schon neugierig über den Rand des Beckens in Richtung Umkleidekabine. Die sind wohl genauso gespannt wie ich. „Bereit?“, fragt Florian Evers. Und wie. Der 19-Jährige, der gerade sein Abi in Augsburg macht, hat die Seelöwen als Statist bei „Hallo Robbie“ auf Rügen kennengelernt – und sich verliebt. Seitdem reist er in seiner Freizeit seinen Freunden hinterher. Dem Ehepaar Duss geht er bei Pflege und Training zur Hand. Dann geht’s ab ins Wasser – und sofort bin ich mittendrin. Die Tiere sind ganz und gar nicht zurückhaltend, gehen direkt auf Tuchfühlung. Tino wird seinem Spitznamen „Schmuser“ besonders gerecht und lässt sich ausgiebig streicheln. „Den hat Roland Duss mit der Flasche aufgezogen“, weiß Evers. „Der ist besonders zutraulich.“ Das kann ich nur bestätigen. Und prompt werde ich – schmatz! – von einem Seelöwen auf die Wange geknutscht. „Tino, komm her“, ruft Evers. „Halte dich an seinem Hals fest“, sagt er zu mir. Kaum habe ich die Hände an den Seelöwen gelegt, schwimmt der los und zieht mich durchs Wasser. Von hinten schiebt ein anderer meinen Fuß an. Ein tolles Gefühl. Neben Kuscheleinheiten und Surfboard spielen auf Kommando springen die Seelöwen auch über den ausgestreckten Arm. So ganz uneigennützig folgen die Tiere den Worten von Evers aber nicht. Für jedes Bussi und jedes Ziehen durch den Pool gibt’s nämlich eine Belohnung: einen Happen Fisch, in mundgerechte Stücke zerlegt. Fast wie Sushi. Für ein Erinnerungsfoto zückt Evers schnell sein Handy. Joe, der Charmeur, nutzt die Gunst der Stunde und springt unbeobachtet aus dem Becken, um auf Beutezug zu gehen. Sein Ziel: der Eimer mit den Fischstückchen. Kaum hat der Seelöwe seine Schnauze darin versenkt, eilt Petra Doss herbei – um zu verhindern, dass sich Joe auch noch die restlichen Belohnungshappen einverleibt: „Wenn man einmal nicht aufpasst ...“ Wie man sich am besten für ein Selfie in Szene setzt, das wissen die Herren ganz genau. „Foto“, ruft Florian Evers – und die Seelöwen gehen in Stellung. Ein Küsschen links, eine Umarmung von vorne und der andere lugt über meine Schulter. Die drei sind richtige Profi-Poser. Zum Abschluss drehe ich noch ein paar Runden durchs XXL-Planschbecken, gezogen vom schmusefreudigen Tino. Dann will ich es noch wissen, das wichtigste Wort in der Seelöwensprache. Fünf Buchstaben hat es, fängt mit F an. Ganz klar: Fisch.

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