Lokalsport Südpfalz Wo die Aktionen klarer sind

INSHEIM (thc). Foul oder Finte? Zwei-Minuten-Strafe oder gar Rote Karte? Ball im Aus oder nicht? Was wäre der Handball ohne Schiedsrichter, die sekundenschnell Entscheidungen finden. Edle Motive haben Julian (19) und Joshua Metz (21) bewogen, den Job zu übernehmen. Am Ostermontag leiten sie in Hochdorf das Pfalzpokal-Endspiel der Frauen.

Das Motiv lässt sich erklären mit „wir können es besser“. Zuerst einmal waren die Brüder Spieler. Auf wackligen Kinderbeinen fingen die Karrieren an. Willy Lerch, dann Ludwig Roth waren erste Lehrmeister beim TV Offenbach. Bis vor drei Jahren spielten sie. Und immer mal wieder waren sie nicht zufrieden mit dem Schiedsrichter. Längst stehen sie selbst im Fokus. Und klettern die Erfolgsleiter hoch. Am 3. Mai werden sie zum ersten Mal ein Spiel der Handball-Oberliga der Männer leiten. TV Moselweiß gegen HSG Völklingen heißt die Begegnung in Koblenz. Thorsten Kuschel (Karlsruhe), der mit dem Bellheimer Thomas Kern schon rund 210 Zweitligaspiele gepfiffen hat, ist der erste Kontakt für Jungschiedsrichter von 14 bis 17 Jahren im Pfälzer Handball-Verband. Es fängt an mit einem Lehrgang an sieben Abenden je drei Stunden, zur Hälfte Theorie, zur Hälfte Praxis. Dazu gibt es Hausaufgaben. Mit 150 ausgewählten Regelfragen haben sich die Jugendlichen zu beschäftigen. Turniere dienen als erste praktische Prüfung. Im folgenden Coaching-System bekommt der Nachwuchs einen erfahrenen Schiedsrichter an die Seite, bei Julian und Joshua Metz war es Heinz Rassenfoß, zufällig ein Onkel der beiden. Ein Coach ist bei drei bis fünf Saisonspielen dabei, wertet die Leistungen der Jungschiedsrichter aus und geht mit ihnen auch in die Aufarbeitung des Spiels. Im Aktivenbereich übernimmt Heinz Hauck das Coaching. Die Schiedsrichter werden fortan beobachtet, die Leistung mit einem Punktesystem bewertet. Regeltechnisches Wissen ist das eine, die Persönlichkeit das andere Kriterium: Wie „verkauft“ ein Schiedsrichter sich und strittige Entscheidungen, wie arbeitet er mit seinem Partner zusammen, wie nimmt er Einfluss auf Spiel und Spieler? Kuschel betreut 60 Jungschiedsrichter. Für einen Neulingskurs nach Ostern liegen 45 Anmeldungen vor. Die durchschnittliche Verweildauer: unter zwei Jahren, sagt Kuschel. Joshua Metz und sein Bruder sind aus dem Gröbsten heraus: Trainer meinen, den Schiri-Nachwuchs zurechtweisen zu müssen und kennen im Spiel keine Verwandten, Zuschauer werden ausfällig, Väter und Mütter schlagen sich beschützend auf die Seite ihrer spielenden Kinder. Schiedsrichter müssen viel aushalten. „Es gibt immer ein paar zweifelhafte Situationen“, stellen die Insheimer klar. Es gebe nicht viel Zeit für Zweifel. Sie können Emotionen bei den anderen Beteiligten ausblenden, dafür sind sie ausgebildet worden. Sie lassen mal mit sich reden, wenn es sachlich bleibt. Die Wahrscheinlichkeit dafür nimmt zu, je höher die Spielklasse ist. Einmal mussten sie Spieler in einer Rangelei trennen. Es war ein Spiel der A-Jugend-Regionalliga. Julian Metz geht 2015 das Abitur am Pamina-Schulzentrum in Herxheim an. Sein Berufswunsch: Bundeskriminalbeamter. Bei der Landespolizeidienststelle in Edenkoben und bei der Bundespolizei in Bad Bergzabern absolvierte er Schulpraktika. Joshua Metz hat das vierte Semester Elektrotechnik am Karlsruher Institut für Technologie aufgenommen. Fahrzeugbau, erneuerbare Energien oder Automatisierungstechnik sind Berufsfelder, die ihn interessieren. Die Schiedsrichter-Karriereleiter ist angelegt. Immer vor der Saison gibt es einen Lehrgang, Theorie- und Konditionstest (Shuttle-Run-Test). Männerspiele seien allgemein einfacher zu leiten, das haben die beiden längst raus. Bei Männern seien die Aktionen klarer: „Es gibt weniger hinterlistige Männer. Da muss man bei Frauen auf der Hut sein.“

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