Lokalsport Südpfalz Nach jedem Kampf tut’s weh

SCHWEGENHEIM. 15- bis 20-mal im Jahr ist ein Schwegenheimer in einer Sportart unterwegs, die ein Teil des Showgeschäfts ist und in der er sozusagen eine Exklusivität darstellt. Denn Bernd Föhr ist Akademiker und Catcher zugleich.

„Solch eine Kombination gibt es in Deutschland nicht noch einmal“, sagt der 27-jährige Doktorand der biomedizinischen Forschung an der Mainzer Universitätsklinik. In etwa zwei Jahren kann er diese Feststellung toppen. Dann nämlich wird Bernd Föhr, zwischen dessen Vor- und Familienname die schrille Werbung des Schaugeschäfts ein von den Fans mit Inbrunst gebrülltes „Fucking“ eingefügt hat, der Catcher oder Wrestler mit einem Doktortitel sein. „Ich werde das mit dem Catchen, für das ich professionell ausgebildet bin, noch so lange machen, wie ich es mit meinem künftigen Beruf vereinbaren kann und wie es mir Spaß macht“, erklärt er. Und ergänzt nach einer kleinen Pause: „Vorausgesetzt, ich habe weiterhin so viel Glück wie bisher.“ Damit meint Föhr, dass er trotz seiner bisher 178 mit vielen akrobatischen Einlagen angereicherten Kämpfen nur einmal erheblich verletzt worden ist. Am Anfang seiner Catcherlaufbahn brach er sich ein Handgelenk. An dieser Stelle ist eine Feststellung angebracht, die Bernd Föhr so formuliert: „Die Siege werden zwar abgesprochen, doch um die Kämpfe glaubwürdig darstellen zu können, muss ein Wrestler ständig fit sein. Er muss sich ständig verbessern und vor allem muss er jede Menge Schmerzen ertragen können.“ Es gebe Griffe und Würfe, „die tun tierisch weh, nach jedem Auftritt schmerzt etwas“. Das müsse man halt aushalten können. Auch deshalb trainiere er seit einiger Zeit gelegentlich mit Kämpfern der Mixed Martial Art, das sind die meist in Käfigen dargebotenen „gemischten Kampfkünste“ mit Schlägen, Tritten, Boxen, Ringen, Judo, Karate. Beim Thema Schmerzen lächelt Föhr verhalten. Ja, von denen habe er nach dem Show-Höhepunkt eines Duells in Oberhausen reichlich gehabt, „als mich ein Amerikaner von der Zuschauerbrüstung geworfen hat“. Das sei zwar so vereinbart gewesen; „aber immerhin waren es etwa vier Meter freier Fall“. Bernd „Fucking“ Föhr, auch als „Weißer Alligator“ Bestandteil der ebenso rauen wie spektakulären Szene, ist körperlich genau das Gegenteil eines Catcher-Giganten, wie ihn US-amerikanische Fernseh-Auftritte vermitteln. Der in Mainz wohnende Schwegenheimer misst 1,70 Meter und wiegt 78 Kilo. „Das ist zwar ein Nachteil, wenn ein Klotz mit 30 Kilo und mehr zulangt“, gibt er zu. „Aber dafür habe ich die bessere Technik und bin ziemlich schnell.“ Föhr ist in der Catchszene freier Mitarbeiter. Die ehrenamtlich geführten deutschen Wrestling-Ligen GHW und SOW vermitteln ihm und etwa 100 Kollegen und Kolleginnen Auftritte. Bei denen sind vor allem seine Spezialitäten gefragt, auch auf den in Fan-Kreis kursierenden DVD zu sehen. Ranhei ist eine davon, ein Schleuderüberwurf. Six-one-nine (619), ein Seil-Bein-Sprung, heißt eine andere Föhrsche Glanznummer, Frog splash eine weitere. Dabei springt er mit angezogenen Beinen und Armen auf einen am Boden liegenden Gegner. Leben vom Catchen könnten übrigens nur zwei, drei Deutsche, fügt Föhr hinzu. Zu denen gehöre er „ganz gewiss nicht“. Catchen gelernt hat der Schwegenheimer beim AC Weinheim. Das ist einer der wenigen deutschen Sportvereine, die diese Abart des Ringersports zum Lernen anbieten. Nach Weinheim und zurück fuhr er als 15-Jähriger jeden Sonntag mit Omnibus und Bahn. „Davon hat er sich nicht abbringen lassen“, sagt seine Mutter. Sie sei damals froh gewesen, „dass er wenigstens etwas macht, das mit Sport zu tun hat“. Mit dem habe Klein-Bernd nämlich nichts zu tun haben wollen. „Aber als er mal Catcher im Fernsehen gesehen hat, war er nicht zu bremsen“, erinnert sich Brigitte Föhr.

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