Kreis Südwestpfalz Mehr Kinder als vor Jahren gedacht

PIRMASENS

. In der Südwestpfalz wird es zwar auf lange Sicht immer weniger Schüler geben, aber es werden mehr sein, als noch vor einigen Jahren gedacht. Das legen die Zahlen des Schulentwicklungsplan nahe, der am Montag im Kreisausschuss Thema ist. Der Plan nutzt die Geburtenzahlen als Grundlage. Die Kinder, die 2020 in die Schule kommen, sind ja schon da: Es sind die Babys, die zwischen 1. September 2013 und 31. August 2014 auf die Welt kamen. Sie und alle davor geborenen Kinder sind in dem Schulentwicklungsplan erfasst – samt Wohnort und der zuständigen Grundschule. Und die Zahlen gehen nach oben: Vergangenes Jahr etwa sagte die Prognose für 2015 647 Erstklässer voraus, für 2019 waren es 611. Im aktuellen Plan sind es 664 und 659. Für die Jahre 2015 bis 2019 sind es 124 Kinder mehr – verteilt auf die 29 Grundschulen im Landkreis. Aber bis 2020 kann sich noch vieles ändern. Familien ziehen aus dem Landkreis weg oder in ein anderes Dorf, für das eine andere Grundschule zuständig ist. Andere Familien ziehen neu her. Die Schulbezirke können sich ändern: Die Kinder aus Walshausen gehen seit 2008 nicht mehr nach Bottenbach in die Schule, sondern nach Dellfeld. Und wenn eine Schule zur Ganztagsschule wird, hat das auch Auswirkungen: Dann dürfen Eltern ihre Kinder dorthin schicken, wenn die eigene Schule keine Ganztagsschule ist. Im Westen des Kreises wirkt sich das vor allem auf eine Grundschule aus: auf Nünschweiler. Dort werden die Kinder mittlerweile nur noch in einer Klasse unterrichtet – jeweils drei Erst- und Zweitklässer und je vier Dritt- und Viertklässer. Es ist nicht so, dass in Nünschweiler keine Kinder mehr auf die Welt kommen. Aber viele Eltern schicken sie lieber in die Ganztagsschule nach Thaleischweiler-Fröschen. So fehlen Nünschweiler 17 Kinder aus Höheischweiler und sieben aus Nünschweiler. Und dass Rieschweiler-Mühlbach seit diesem Schuljahr eine Ganztagsschule hat, macht sich ebenfalls bemerkbar: Sechs Kinder aus Nünschweiler gehen dort zur Schule, eins aus Höheischweiler. „Das sind keine so rosigen Zahlen“, sagt Verbandsbürgermeister Thomas Peifer. Dennoch hält er an der Grundschule Nünschweiler fest: Die Verbandsgemeinde als Schulträger werde nicht eingreifen, „so lange es das Land als pädagogisch sinnvoll ansieht“. Oder so lange es die Eltern wollen: Im Februar werden die Erstklässer angemeldet. Dann wird man sehen, wie viele der 16 Kinder aus Nünschweiler und Höheischweiler tatsächlich in Nünschweiler angemeldet werden. Dass selbst die Lage der Schulbezirke eine Rolle spielen kann, zeigt sich am Vergleich von Nünschweiler und Maßweiler: Für die Kinder aus Höheischweiler ist Thaleischweiler-Fröschen fast genauso schnell erreichbar wie Nünschweiler, und die Einwohner dieses Teils der Verbandsgemeinde orientieren sich in Richtung Pirmasens. Maßweiler dagegen verliert kein einziges Kind aus dem benachbarten Reifenberg. Wenn die Reifenberger in die Stadt fahren, meinen sie Zweibrücken, nicht Pirmasens, und Thaleischweiler liegt deutlich weiter entfernt als Maßweiler. Dazu kommt, dass die Eltern nicht auf die Ganztagsschulen in Thaleischweiler oder Rieschweiler angewiesen sind: Maßweiler hat eine Nachmittagsbetreuung bis 16 Uhr, bei der die Abholzeit nicht festgelegt ist. Dieses System ist sogar flexibler als die Ganztagsschule, die man bis 16 Uhr besuchen muss, wenn man sich angemeldet hat. 6000 bis 7000 Euro kostet die Verbandsgemeinde die Betreuung an einer Grundschule pro Jahr, sagt Bürgermeister Peifer. Er möchte dieses System beibehalten und gar ausweiten. Neben Maßweiler hat auch Thaleischweiler-Fröschen – neben der Ganztagsschule – eine Nachmittagsbetreuung. In Frage käme sie auch für Weselberg und Obernheim-Kirchenarnbach. Die Entscheidung liegt beim Verbandsgemeinderat, vorher befasst sich der Schulträgerausschuss mit dem Thema. Wann das sein wird, steht noch nicht fest. Die Schülerzahlen bis 2020 zeigen nicht nur, dass Grundschulschließungen derzeit kein Thema sind. Auch die sogenannten Kombiklassen – zwei oder mehr Jahrgänge in einer Klasse – werden die große Ausnahme bleiben. Die werden immer dann gebildet, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Jahrgängen weniger als 24 Schüler sind. Kombiklassen gibt es derzeit in Nünschweiler mit seiner einen Klasse und in Weselberg. Laut den Geburtenzahlen wird es dort künftig nur noch zwei Klassen geben. Als dritte Schule wird sich auch Maßweiler auf Kombiklassen einstellen müssen. Allerdings hieß es das in den vergangenen Jahren immer wieder, und Maßweiler hatte stets für jeden Jahrgang eine eigene Klasse – nicht zuletzt, weil das Land die Klassengrößen gesenkt hat. Seit 2011 besteht eine Klasse aus höchstens 24 Schülern, nicht mehr 28. Keine Sorgen machen müssen sich die Grundschulen in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land, wo die Zahlen auch für die nächsten Jahre so gut sind, dass kein Handlungsbedarf besteht. Und auch Bottenbach muss keine Angst haben – nicht zuletzt deshalb, weil die Kinder aus Groß- und vor allem Kleinsteinhausen ihr die Treue halten und nicht auf die Ganztagsschule in Hornbach ausweichen. Auch der Kreisausschuss wird am Montag keine Entscheidung zu treffen haben: Die Mitglieder bekommen die Zahlen lediglich zur Kenntnis.

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