Kreis Südwestpfalz „Martinshöhe wird aussterben“

Welche Wünsche haben die Martinshöher, wenn es darum geht, wie ihr Ort sich weiterentwickeln kann? Diese Frage stellen sich die Mitglieder der im Aufbau befindlichen Arbeitsgruppe, die sich mit der innerörtlichen Entwicklung befasst.

Eines der größten Probleme ist die Tatsache, dass junge Martinshöher kaum noch im Ort gehalten werden können, waren sich die zwölf Mitglieder der Gruppe schnell einig. Die Infrastruktur mit Kindergarten, Grundschule, Geschäften und Ärzten sei noch gut, findet Ortsbürgermeisterin Barbara Schommer. Deshalb wollten viele junge Familien in Martinshöhe bleiben. Es fehlt zwar nicht an Bauplätzen oder Häusern, die leerstehen, aber: „Keiner will verkaufen“, war das Fazit. Simone und Matthias Kohlmayer können davon ein Lied singen. Das junge Paar – sie stammen beide aus Martinshöhe – würde gerne im Ort bauen. „Doch alle wollen ihre freien Bauplätze behalten und verkaufen nicht“, erzählen die beiden. Auch Hartwig Schneider berichtet von ähnlichen Erfahrungen. Sein Sohn habe ebenfalls einen Bauplatz in der Höhengemeinde gesucht und Schneider gebeten, die Besitzer der freien Bauplätze anzusprechen. Das Ergebnis: „Man hat keine Chance.“ Auch ältere Gehöfte mit alten Ställen und Scheunen stehen teilweise leer. Drei Besitzer eines solchen Komplexes sind sich einig und wollen in ihren Anwesen neue Möglichkeiten schaffen. Markus Fiedler besitzt ein großes Gebäude und könnte sich hier eine Art Senioren-Wohngemeinschaft vorstellen. Kurt Kau würde schon seit Jahren gerne sein Anwesen umwandeln. Die Scheune abzureißen, um einen Bauplatz zu schaffen, wurde ihm aber von den Behörden nicht genehmigt. „Mein Vorschlag wäre, hier ein betreutes Wohnen unterzubringen.“ Was dann aber immer noch fehlt, ist der Raum für die jungen Leute: „Martinshöhe wird aussterben“, sind sich die Arbeitsgruppenmitglieder sicher, wenn sich nichts an der Denkweise der Eigentümer ändert. „Die jungen Leute sind für uns verloren, denn sie finden Bauplätze in den umliegenden Gemeinden“, weiß auch Ortsbürgermeisterin Barbara Schommer, „viele sind schon weggezogen“. Um überhaupt einmal einen Überblick über den bestehenden Wohnraum zu bekommen, wollen die zwölf Mitglieder der Arbeitsgruppe selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Sie wollen einen Fragebogen ausfüllen, in dem ihre Wohnhäuser näher beschrieben werden. Daraus soll eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Wer möchte, kann sich freiwillig an der Aktion beteiligen: „Wenn wir dann praktisch über den Gartenzaun hinweg die Aktion bekannt machen, dann füllen das bestimmt noch mehr Besitzer aus“, stellte ein Mann fest. So käme man vielleicht auch – gerade mit älteren Einwohnern – ins Gespräch, die alleine in einem großen Gebäude wohnen und vielleicht zumindest einen Teil davon verkaufen oder vermieten könnten. Auch Ängste sollen in den Gesprächen abgebaut werden, meint Simone Kohlmayer: „Viele in den Langgärten haben schon gesagt, sie müssten ein Teil ihres Grundstücks abgeben.“ Solche Gerüchte machten im Dorf die Runde, seit der Bebauungsplan „Langgärten“ im Gemeinderat besprochen wurde, weiß die Frau. Auf der Homepage der Gemeinde könnten Häuser und Bauplätze die zum Verkauf angeboten werden, eingetragen werden, lautete ein weiterer Lösungsvorschlag. Mit einem Infoblatt will sich die Arbeitsgruppe nun an die Martinshöher Grundstücks- und Wohnungseigentümer wenden und auf die schwierige Lage von Bauwilligen und Wohnungssuchenden in der Gemeinde aufmerksam machen. Wenn die Leerstände im Ort behoben werden, hat man in Martinshöhe gleich einen weiteren Punkt abgehakt, der in der Sitzung bemängelt wurde: „Man sieht keine Kinder oder andere Menschen auf den Straßen, mal zwei Katzen und einen Hund, und das war es dann“, stellt Kurt Kau fest. Auch die Gastronomie wollen die Martinshöher beleben. Eine Gaststätte gibt es noch im Dorf. Mit einer besseren Beschilderung könne man auf die Geschäfte, Ärzte und Therapeuten einheitlich an den Straßen hinweisen, schlug die Ortschefin vor. „In Zukunft kommt nämlich auch noch eine Tierarztpraxis nach Martinshöhe“, verriet Schommer schon einmal vorab. Damit die Gastronomie im Ort belebt wird, wollen die Männer und Frauen auch hier mit gutem Beispiel vorangehen. Das nächste Treffen findet am 26. April um 20 Uhr in der Gaststätte Nickolay statt. (rnk)

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