Kreis Südwestpfalz Kinder an die Macht

Wenn es in der Stadt St. Ingbert um das Thema Jugendarbeit geht, sollen Jugendliche und junge Erwachsene in Zukunft deutlich mehr zu sagen haben. Dafür soll das neue Jugendforum sorgen, das am 2. April zum ersten Mal in der saarpfälzischen Stadt zusammentreten wird.

Bei dieser Initiative handelt es sich nicht um den ersten Anlauf, um Jugendliche in die Planung und Umsetzung von Entscheidungen bei der St. Ingberter Jugendarbeit einzubinden. 2006 startete die Stadt einen ersten Versuch; damals war die Resonanz sogar recht vielversprechend: Mehr als 80 Jugendliche machten mit. Eines der ersten greifbaren Ergebnisse war seinerzeit der Bau eines Skater-Parks in St. Ingbert. Doch als die wichtigsten Projekte verwirklicht waren, die den Jugendlichen damals am Herzen lagen, ließ das Interesse nach. Nun will die St. Ingberter Stadtverwaltung einen neuen Anlauf wagen. Zunächst wollte man in der Stadt einen ganz neuen Weg einschlagen: „Eigentlich wollten wir ein Jugendparlament gründen“, erzählt Oberbürgermeister Hans Wagner. „Um das besser planen zu können, haben wir Kontakt zum Landesjugendring Saar aufgenommen. Man hat uns dort gesagt, dass Jugendparlamente von Jugendlichen generell nicht besonders gut angenommen werden. Sie wollen zwar mitreden und mitdiskutieren, können sich aber nicht mit den parlamentarischen Strukturen identifizieren.“ Mit der Welt von Schriftführern und Vorsitzenden könne die junge Zielgruppe eher wenig anfangen: „Deshalb haben wir uns für eine freiere Form entschieden.“

Unter dem Motto „Mitreden, Mitbestimmen, Mitgestalten“ sind junge St. Ingberter zwischen 14 und 21 Jahren nun eingeladen, ihre Interessen und Anliegen vorzutragen und zu besprechen. Die Ergebnisse sollen mit Vertretern des Stadtrats und der Rathausverwaltung diskutiert und umgesetzt werden.

Los geht es am Mittwoch, 2. April, um 18 Uhr im Feuerwehrhaus Kohlenstraße. Danach soll sich das Jugendforum alle sechs Monate treffen. „Wir haben uns für das erste Treffen absichtlich nicht für das Rathaus entschieden, weil wir vermuten, dass die Hemmschwelle für die Jugendlichen bei der Feuerwehr niedriger ist. Es ist gut möglich, dass einige durch das Jugendforum Interesse an der Kommunalpolitik entwickeln. Dann werden wir für die Jugendlichen Führungen veranstalten und sie zu öffentlichen Sitzungen einladen. Aber zunächst müssen Berührungsängste abgebaut werden“, findet Wagner.

Das St. Ingberter Jugendforum soll der Stadtverwaltung die Möglichkeit bieten, auf bestehende Angebote für Jugendliche hinzuweisen und zu erfahren, ob sie den Bedürfnissen der jungen Leute überhaupt entsprechen. Zugleich soll hier ein Forum für neue Vorschläge in den Bereichen Kultur, Bildung und Freizeitgestaltung entstehen. Vereine und Jugendgruppen können hier ihre Ideen und Angebote vorstellen und bekanntmachen.

„Natürlich kann man sich auch beteiligen, wenn man erst 13 Jahre alt ist oder schon 24“, streicht der Oberbürgermeister heraus. „Um die Jüngeren zu stärken, die sich vielleicht mit Worten noch nicht so gut durchsetzen können, wollen wir Moderationskarten und Wandzeitungen benutzen. Es ist auch möglich, dass Anliegen schriftlich eingereicht werden“, erläutert der städtische Jugendpfleger Jörg Henschke.

Wie viele Jugendliche sich an der Initiative am Ende wirklich beteiligen werden, ist derzeit noch unklar. „Bei offenen Beteiligungsformen ist so ganz schwer abzusehen“, schätzt Jörg Henschke die Lage ein. „Aber wir werben an Schulen, über Facebook und auf Plakatwänden“, hofft der Jugendpfleger auf gute Resonanz. (aleh)

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