Kreis Südwestpfalz „Irgendwann voll den Überblick verloren“

Kusel. Max ist 19 Jahre alt, lebt im Landkreis Kusel, ist höflich und recht unauffällig. Trotzdem will er nicht erkannt werden, denn er hat bereits viele Schulden angehäuft, und das braucht ja nicht jeder zu wissen. Deshalb wurde sein Name von der Redaktion geändert.

Aktuell sind es rund 7500 Euro, die er verschiedenen Gläubigern schuldet. Allein 5000 Euro davon sind Strafe und Schmerzensgeld wegen einer Körperverletzung: Max hat einem Kontrahenten die Nase gebrochen. Der lag vier Tage im Krankenhaus und musste zwei Operationen über sich ergehen lassen. Daneben hat der 19-Jährige seine Handy-Rechnungen und eine Busfahrkarte nicht bezahlt. Auch Mietschulden hat er. „Irgendwann habe ich voll den Überblick verloren“, schildert Max seine Situation. Daraufhin ging er aus freien Stücken zu Schuldnerberater Elmer Lanzer von der DRK-Schulden- und Insolvenzberatung in Kusel. Ihm war klargeworden, dass es so nicht weitergehen konnte. Lanzer half beim Sortieren der Unterlagen und beim Versuch, Vergleiche zu erreichen. Das heißt, dass Max eine niedrigere Summe bezahlt als den eigentlich fälligen Betrag. Mit dem Vorteil, dass der Gläubiger überhaupt etwas bekommt und nicht ganz leer ausgeht, wenn Max Privatinsolvenz anmelden müsste. „Da hat sich aber noch keiner gemeldet“, erklärt Max, der daher auch noch nicht weiß, wann er schuldenfrei wird. Alles ist noch in der Schwebe. Die 5000 Euro Straf- und Schmerzensgeld muss er in jedem Fall aufbringen. Denn die werde Max auch mit einer Privatinsolvenz nicht los, erklärt Lanzer. Schulden wegen Straffälligkeiten kämen zwar nicht so oft vor, im Gegensatz zu früher häuften sich solche Fälle jedoch. Schuldnerberater Lanzer weiß, dass Max im Vergleich zu anderen Betroffenen noch relativ niedrige Schulden und wenig Gläubiger hat. Denn das geht auch noch ganz anders: Der Schuldnerberater kennt Leute, die es mit mehr als 100 Gläubigern zu tun haben. In seiner Praxis geht Lanzer so vor, dass er nach einer Übersicht über die Schulden die Einkünfte seiner Klienten analysiert, um den Gläubigern Vergleiche anzubieten. „Ist Geld da? Kommt in Zukunft welches?“ lauten Fragen, die geklärt werden müssen. Für junge Leute ohne Schufa-Eintrag sei es schwieriger, Vergleiche zu schließen, da die Gläubiger erst mal alle Rechtsmittel ausschöpfen, um an ihr Geld zu kommen. Besonders zu Beginn fand Max seine Schuldensituation sehr belastend. „Es hat mich richtig fertiggemacht“, erzählt der 19-Jährige: „Aber ich sehe ja, dass man Hilfe bekommen kann und sich das Leben nach und nach wieder ordnet.“ Ein großes Problem ist, dass Max arbeitslos ist und somit kaum Möglichkeiten hat, seine Schulden abzutragen. Nach seinem Hauptschulabschluss hatte er eine Ausbildung angefangen. Eigentlich war alles in Ordnung, doch nach zwei Jahren kam die Kündigung, weil er wegen einer chronischen Erkrankung nicht mehr im Betrieb arbeiten konnte. Um seine Schulden zu bezahlen, braucht Max jetzt dringend eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle, doch bisher sind seine Bemühungen ins Leere gelaufen. Dabei sind seine Ansprüche nicht besonders hoch. „Hauptsache Arbeit“, lautet sein Motto, trotzdem hat er bis jetzt noch nichts gefunden. Um die Arbeitssuche nicht noch schwieriger zu machen, ist es ihm wichtig, dass außerhalb der Familie und des Freundeskreises nicht jeder über seine finanzielle Situation Bescheid weiß.

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