Kreis Südwestpfalz Impressionen vom „Waffenlager Pfalz“

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Die Friedens- und Ostermärsche der 1980er Jahre gingen nicht spurlos an den Liegenschaften der Air Base Ramstein vorbei. Im Gegenteil. Seit Montag informiert nun eine Dokumentation im Ramsteiner Docu Center anhand von Fotografien der Bildjournalistin Erika Sulzer-Kleinemeier über das „Waffenlager Pfalz“ der Jahre 1983 bis 1989.

Ein Plakat warnt mit großen Lettern: „Waffenlager Pfalz“. Darunter Bilder der Friedensbewegung. Transparente fragen: „Wer schützt uns vor unseren Beschützern?“, daneben ragen sechs Holzkreuze gen Himmel, darunter steht „Vorsicht Giftgas“. Ähnliche Impressionen von Blockaden und Demonstrationen der friedensbewegten 1980er Jahre ziehen sich wie ein Band entlang der Wände des Docu Centers. Leicht lesbar in Augenhöhe zeigen sie Menschen diskutierend, sitzend, liegend, oft in Widerstandsgestik als sogenannte Sit-Ins oder Die-Ins. Rund 50 Jahre begleitete Sulzer-Kleinemeier Aktionen wie die der Friedensinitiativen mit der Kamera und bannte gegen die „verkrusteten Strukturen der Adenauer-Ära“ die Anliegen politischer Linksgruppen auf Zelluloid. Bilder erschienen in Zeitungen und Magazinen, bis es die gebürtige Rostockerin mit einem Ulbricht-Porträt auf die Titelseite des „Spiegel“ schaffte. Die Bildjournalistin war lange Zeit eine der wenigen Frauen dieses Metiers. Gerade 80 Jahre alt geworden, saß sie jetzt bei der Eröffnung der Ausstellung auf dem Podium der Zeitzeugen. Neben ihr Roland Vogt, der ihr viele Male begegnet war und ebenfalls ein von der Nachkriegszeit geprägter Geist ist. Vogt ist Mitbegründer der Grünen – „zum Schutz der Schöpfung“ -, ehemals Bundestagsabgeordneter sowie Friedensaktivist. Moderiert vom Geschäftsführer der Friedensakademie Rheinland-Pfalz, Sascha Werthes, wussten die Gäste als Zeitzeugen der Friedensinitiative über eigene Anschauungen und Erlebnisse, Aktionen und Projekte, vor allem aber historische und politische Hintergründe zu berichten. Dabei ging es um das Giftgaslager Fischbach und den einen Monat andauernden Friedensmarsch 1984 von der Raketenbasis Mutlangen durch die Pfalz nach Bonn. Dabei wurde gegen die im Zuge des Nato-Doppelbeschlusses stationierten nuklearen US-Mittelstreckenraketen vom Typ Pershing II demonstriert. Bis zu 300 000 Teilnehmer, darunter Prominente aus der Kulturszene, und zahlreiche Verhaftungen begleiteten die Demos auf Straßen, Feldern und in Wäldern. Vogt erinnerte auch an die Flugtag-Katastrophe 1988 in Ramstein. Ein Plakat, wenige Wochen zuvor publiziert, befürchtete einen „Fluchtag“. Das Wortspiel bewahrheitete sich am 28. August aufs Grausamste. Die in Gleisweiler lebende Fotojournalistin Sulzer-Kleinemeier ging mit der Absicht „Nie wieder Krieg“ auf die Straße. Und sie tut das heute noch. Ihre „Ramsteiner Bilder“ zeigen Fotografien von Aktionen der Friedensbewegung vor und auf der Air Base und vor dem Munitionsdepot in Miesau. Ergänzt werden diese Zeitdokumente durch Materialien aus Beständen des Docu Center, das über die Geschichte der Amerikaner in Rheinland-Pfalz informieren will. (igs) Info —Die Ausstellung ist bis 15. November täglich (außer montags) von 14 bis 17 Uhr im Docu Center in Ramstein-Miesenbach zu sehen. Weitere Bilder von Erika Sulzer-Kleinemeier sind im Theodor-Zink-Museum in Kaiserslautern ausgestellt.

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