Hinterweidenthal Ein Tag im Wald: Wie Moos unterm Mikroskop scheinbar zum Aquarium wird

Waldbaden am Fuße des Teufelstisches (von links): Li Quenfeng, Manfred Seibel , Gästeführerin Christine Schmitt, Susanne, Hubert
Waldbaden am Fuße des Teufelstisches (von links): Li Quenfeng, Manfred Seibel , Gästeführerin Christine Schmitt, Susanne, Hubertus sowie Lisa Maria Zeigner, Forstreferendarin am Forstamt Hinterweidenthal.

Den Tau auf den Blättern mit den Fingern ertasten, die einzelnen Zacken eines Tannenzapfens zu spüren oder die Baumrinde mit einem Lichtmikroskop in Augenschein nehmen: Das alles haben die Teilnehmer an einem Waldspaziergang am Teufelstisch erlebt und dabei einiges über das Ökosystem Wald erfahren.

Unter dem Motto „Gesunder Wald - gesunde Menschen“ hat Manfred Seibel, Leiter der Projektstelle „Klimaschutz und Energie“ der Kreisverwaltung, gemeinsam mit Lisa Maria Zeigner, Referendarin bei Forstamt Hinterweidenthal und Christine Schmitt, ausgebildet für „Waldbaden“, den Wald aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Enttäuschend war nur die Resonanz, nur drei Teilnehmer wollten mitmachen.

Die gebürtige Chinesin Li Qunfeng lebt seit zwölf Jahren in Silz. „Ich mag den Pfälzerwald und die Natur“, sagt die Wahlpfälzerin, die ursprünglich aus der Region bei Hongkong kommt, und lauscht der schaurigen Sage um das Wahrzeichen des Wasgaus, dem Teufelstisch. Kein anderer als der Teufel selbst soll hier des Nachts gespeist haben und sich diesen überdimensionalen Fels zu seinem Tisch erkoren haben, erzählt Schmitt. Von Angst und Schrecken geprägt sind die Anwohner. Nur ein Mann traut sich eines Nachts, dorthin zu wandern, wo der Teufel speist. Er ward nie wieder gesehen. Li Qunfeng hört gefesselt zu, ebenso wie Susanne und Hubertus Zeigner aus Otterbach. Tochter Lisa Maria ist Forstreferendarin am Forstamt Hinterweidenthal und wird im Laufe des Spazierganges erklären, wie der Forst dem Klimawandel entgegnet.

Fotos auf dem Herd der Teufelsküche

Sehr ruhig, scheinbar gelangweilt, stöbert Zeigners Labrador-Hovawart-Mischlings-Hündin Yoda mit der Nase über den Waldboden. Gemächlichen Schrittes macht sich die Kleingruppe entlang eines sandigen und felsigen Pfades zu einer kleineren Felsformation, längst nicht so imposant wie der mächtige Teufelstisch. Ist auch kein Wunder, denn dieser Fels ist die Teufelsküche, oder auch Teufelsschmiede genannt. „Hier soll der Teufel gekocht haben“, führt Seibel die Sage fort. Ob es dem Teufel gefallen hat, dass er, Seibel, sozusagen auf seinen Herd steigt, um von dort das Geschehen zu fotografieren, ist fraglich.

Derweil legt Schmitt jede Menge Kärtchen auf den Boden. „Etwas Leichtes, etwas Grünes etwas Feuchtes etwas Festes“ und viele Begriffe mehr sind darauf zu lesen. Die drei Teilnehmer ziehen sich einige Karten und sammeln in der Natur Gegenstände, die passen. „Mit allen Sinnen erleben“, erklärt Schmitt das Ziel. Einen Tannenzapfen, ein Grashalm, ein kleiner Ast, es sind eben mehr als nur körperliche Gegenstände im Wald. Mit einem Mikroskop erforscht die Silzerin Moos. „Das sieht aus wie ein großes Aquarium“, stellt sie begeistert fest. Die Leistungsfähigkeit nach dem Waldbaden nimmt bis zu 50 Prozent zu“, sagt Schmitt.

Vieles ist vom Klimawandel betroffen

Aber auch der Blickwinkel aus forstwirtschaftlicher Sicht steht im Fokus. Lisa Maria Zeigner erklärt den Ist-Zustand anhand eines Schaubildes. „Seit 1881 ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Rheinland-Pfalz um 1,7 Grad gestiegen. Das ist gerade mal eine Baumgeneration.“ Der Wald sei systemisch vielschichtig: Erholungsraum, Rohstoffgeber, Arbeitgeber, Sportstätte. Die Ökosystemleistung wie etwa die Sauerstoffproduktion, Speicherung von Kohlenstoff in der Biomasse und vieles mehr seien durch den Klimawandel betroffen. Es gelte, die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit zu stärken. Weg von Monokulturen, hin zu Mischwald, der klimaresistenter zu sein scheint, sei nur eine von vielen Maßnahmen. Zeigner nannte das „Risikostreuung“.

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