Kreis Südwestpfalz „Ein lebendiges Quartier in Contwigs Norden“

«Contwig.»Die Diakonie baut in Contwig keine Räume, sie schafft Inhalte. Das war Carsten Steuer, kaufmännischer Vorstand des Diakoniezentrums Pirmasens, wichtig. So sagte er am Donnerstagabend, als er das Projekt dem Verbandsgemeinderat Zweibrücken-Land vorstellte, immer wieder Sätze wie „Wir wollen Gemeinschaft entwickeln, nicht nur Pflegeleistungen verkaufen“ oder „Wir schaffen keine Pflegeplätze“. Er spreche ganz bewusst von einem „Nachbarschaftsprojekt“. Silvia Bach, die bei der Diakonie den Bereich Wohnen und Pflege leitet, ergänzte, dass das, was da in Contwig entstehen soll, kein Projekt der Diakonie alleine sei, sondern zusammen mit den Contwigern entwickelt werden soll. Planer Marco Müller vom Speyerer Büro Stadtberatung Dr. Sven Fries nannte es „ein lebendiges Quartier in Contwigs Norden“ und stellte die Leitfrage: „Was können wir im Norden etablieren, damit die Leute im Ort profitieren?“ Um diese Frage zu beantworten, wolle man auch Schlüsselpersonen einbinden, etwa Vertreter von Sportvereinen oder den Landfrauen: „Auf diese Expertise sind wir angewiesen.“ Entstehen sollen am Ortsausgang in Richtung Oberauerbach 60 bis 70 Wohnungen für ältere Leute, die in diesem Viertel zwar nicht betreut werden wie in einem Pflegeheim, aber auf die Angebote der Diakonie zurückgreifen können. Dazu sollen ein Fahrdienst, ein Café, ein Dorfplatz als Treffpunkt und Ansprechpartner gehören, die 24 Stunden erreichbar sind. „Im Idealfall“, so Carsten Steuer, auch ein Tante-Emma-Laden. 60 bis 70 barrierefreie Wohnungen, 50 bis 80 Quadratmeter groß, sollen entstehe. Wie viele Häuser und wie viele Mehrfamilieneinheiten auf dem 10 000 Quadratmeter großen Gelände gebaut werden, ist noch offen und hängt vom Bedarf ab. Die Wohnungen werden verkauft oder vermietet (wir berichteten am 23. Februar). Kosten hat die Diakonie bisher nicht genannt. Kritik kam im Verbandsgemeinderat von Großsteinhausens Bürgermeister Volker Schmitt (FDP) und von Fred Konrad (Grüne). Schmitt sagte, er sei „bissel enttäuscht“: Das Projekt sei vor drei Jahren 1:1 in Großsteinhausen geplant gewesen, nun werde es im großen Contwig verwirklicht. „Was passiert mit den kleinen Orten außenrum?“, fragte er und mahnte, man solle die kleinen Dörfer nicht vergessen. Es sei für die Diakonie schwierig, ein solches Projekt in einem kleinen Ort umzusetzen, erwiderte Carsten Steuer: „Ich kann nicht für zehn Menschen so ein Angebot schaffen.“ Fred Konrad störte sich an der Lage – „ganz oben aufm Buckel“. Dort komme man nicht ohne Auto hin oder weg. „Da wo Sie jetzt hingehen, da ist auf der einen Seite Wiese, auf der anderen Seite sieben Einfamilienhäuser, wo die Leute tagsüber arbeiten.“ Er wundere sich, dass man nicht in den Ort geht, wo bereits Infrastruktur vorhanden ist. „Selbstverständlich kommt da keiner mitm Rollator hoch“, räume Planer Marco Müller ein. Er wiederholte aber, dass man beispielsweise ein Bürgertaxi als Fahrdienst anbieten wolle und zusammen mit den Contwigern am Ortsausgang etwas entwickeln möchte, wovon alle profitieren. Wer mithelfen und seine Wünsche äußern möchte, hat dazu am Freitag die erste Gelegenheit: Die Diakonie lädt zusammen mit Orts- und Verbandsgemeinde und dem Landkreis zur Auftaktveranstaltung von 15 bis 16.30 Uhr in die VT-Turnhalle ein. „Gut leben und älter werden in Contwig – Machen Sie mit!“ heißt es in der Einladung. Und dazu: „Gratis: Kaffee und Kuchen“. Zwei weitere Bürgerwerkstätten sind für 5. Juni und 28. August geplant, der Abschluss für den Herbst. Um das Projekt auf den Weg zu bringen, musste auch der Verbandsgemeinderat zustimmen, da das Gelände derzeit noch als Acker ausgewiesen ist. Der Rat beschloss die Änderung des Flächennutzungsplans einstimmig. Fred Konrad und Rita Graushaar (Grüne) sowie Wolfgang Rapp (SPD) enthielten sich.

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