Kreis Südliche Weinstraße Winzer schnuppern in südamerikanische Keller

„Wir haben unseren fachlichen Horizont erweitert und neue Impulse für unsere Arbeit bekommen“, sagt Stefan Klein, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft (IG) Pfälzer Kellermeister. 26 Meister ihres Fachs, davon die Hälfte von der Südlichen Weinstraße, besichtigten bei einer Informationsreise nach Chile und Argentinien in zwei Wochen 18 Weinbaubetriebe, sahen sich in den Weinbergen und Kellern um, probierten die Produkte.

Im Gespräch mit der RHEINPFALZ am Rande einer Weinprobe mit südamerikanischen Tropfen für die Daheimgebliebenen bestätigten neben dem in Hainfeld wohnhaften Klein auch IG-Vorstandsmitglied Uwe Krapp, geschäftsführender Vorstand und technischer Betriebsleiter der Winzergenossenschaft Edenkoben, sowie Weingutsbesitzer Bernhard Koch (Hainfeld), viel Interessantes gesehen zu haben. Aber gemeinsam machten sie deutlich: „Wir haben keine Erkenntnisse gewonnen, die bei uns unmittelbar umsetzbar sind.“ Dennoch habe sich die Reise nach Südamerika für sie gelohnt: „Es war keine Touristenreise.“ Ihren Berufskollegen aus der Pfalz haben Klein, Krapp und Koch interessante Details berichtet. So wird in Südamerika anders Weinbau betrieben als in Deutschland. Die arrondierten Betriebe sind größer als in der Pfalz, teilweise bewirtschaften sie bis zu 4000 Hektar Weinbergsflächen. Die Weingüter haben keine Personalsorgen. Gearbeitet wird in den Produktionsgebäuden auf verschiedenen Ebenen von oben nach unten, wobei sich die geringe mechanische Belastung positiv auf die Weinqualität auswirkt. Die Traubensortierung wird aus Qualitätsgründen oft von Frauen per Hand vorgenommen. Die Maischegärung erfolgt in gehobenem Stil. Der Weinausbau ist, auch mittels Schwerkraft, sehr schonend. Die Betriebe sind oft mitten in die Landschaft hineingebaut, verfügen über eine ebenso faszinierende wie zweckmäßige Architektur; reiche Investoren machen dies möglich. Reserveflächen für die Neuanlage von Weinbergen sind vorhanden, es gibt keine Anbaubeschränkung und auch keine Mengenbegrenzung. In Argentinien wird jeder Weinberg bewässert. Die Weingesetzgebung ist in Chile und Argentinien liberaler als bei uns (Krapp: „Im deutschen Weinbau regulieren wir uns noch zu Tode“). Die Kellermeister Klein, Krapp und Koch haben beobachtet, dass die Kellertechnik in Südamerika mit der in der Pfalz vergleichbar ist. Und dass es auch in den beiden besuchten Ländern eine Überproduktion an Wein gibt. „Die Weine sind jedoch überteuert“, unterstrich Vorsitzender Klein. Die Winzer ziehen folgende Bilanz: „Die Rotweine in Südamerika haben einen anderen Charakter als unsere. Im Premiumbereich können wir in Deutschland durchaus mithalten. Bei den Weißweinen sind wir nicht bedroht.“ Im übernächsten Jahr soll es nach Italien gehen und 2018 eventuell nach Neuseeland. (güw)

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