Annweiler VdK: Vom Invaliden- zum Sozialverband

Auf die Nöte von pflegenden Angehörigen hat der VdK im vergangenen Jahr in Berlin aufmerksam gemacht.
Auf die Nöte von pflegenden Angehörigen hat der VdK im vergangenen Jahr in Berlin aufmerksam gemacht.

Der VdK ist ein Kind der Nachkriegszeit, als viele Menschen an den Kriegsfolgen litten. Doch Kriegsversehrte und Trümmerfrauen gibt es heute kaum noch. Heute sind die Aufgaben des Verbands vielfältiger. Barrierefreiheit ist ein großes Thema.

Wohl die wenigsten Menschen können sich unter der unbestimmten Bezeichnung VdK etwas vorstellen. Auch in der Satzung des Landesverbands wird diese Kurzform nicht näher erläutert. Wenn man im Gründungsprotokoll des Ortsvereins Annweiler nachschaut, dann erfährt man etwas von einem „Bund der Körperbehinderten und Hinterbliebenen“. Gemeint waren die vielen damals aus der Gefangenschaft zurückgekehrten und vom Krieg gezeichneten Männer – Arm- und Beinamputierte –, die auf die Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen waren. Vor 75 Jahren ist der VdK Annweiler gegründet worden. Am Samstagnachmittag feiert der Ortsverein das Jubiläum mit einem Festakt im Hohenstaufensaal.

Ähnlich definiert auch die Ortsvereinsvorsitzende Elsa Schäfer aus Rinnthal die ursprüngliche Intention im Annweilerer Ortsverein, nämlich „Sozialverband für Kriegsversehrte und Trümmerfrauen“. Man muss bedenken, dass bei der Vereinsgründung der zweite Weltkrieg erst seit drei Jahren beendet war. Der im zerstörten Stadtzentrum angehäufte Trümmerschutt musste erst weggeräumt werden, bevor an einen Wiederaufbau zu denken war.

Es geht um Gleichstellung Behinderter

Heute umreißt der Landesverband, dem die Ortsvereine automatisch unterstellt sind, seine Aufgaben allgemeiner und umfassender. So heißt es in der Satzung von 2008 unter anderem: Beratung, Vertretung und Betreuung bei sozialrechtlichen Angelegenheiten, wobei auch auf Gesetzgebung und Verwaltung Einfluss genommen wird. Mitglieder werden können Menschen mit Behinderungen, chronisch Kranke, Unfallverletzte, Wehrdienst- und Zivildienstbeschädigte, Opfer von Gewalt, aber auch Menschen, welche die Ziele des Verbands unterstützen und fördern wollen. Zudem setzt sich der VdK in der Prävention und Rehabilitation ein, etwa für Barrierefreiheit. Er führt Schulungs-, Bildungs- und Informationsveranstaltungen durch und kümmert sich um die kulturelle Betreuung seiner Mitglieder. Es geht ihm grundsätzlich also um Gleichstellung behinderter Menschen in allen Lebenslagen.

Die Gründungsversammlung des VdK-Ortsvereins Annweiler und Umgebung war von der französischen Militärverwaltung genehmigt worden und fand am 4. Juli 1948 statt. Dazu waren alle Invaliden und deren Hinterbliebene eingeladen. Gekommen waren rund 100 Personen. Informiert wurde über Ziele und Zweck des Bundes und über die Sozialgesetze. Anschließend wählte die Versammlung den Ortsverband. Vorsitzender wurde Emil Helbig. Zum Stellvertreter gewählt wurde Richard Kratz. Als Beisitzer gehörten dem Vorstand Ernst Kieborz, Otto Voos und Elisabeth Lösch an. In einer später stattgefundenen Ausschusssitzung erhielt Kieborz das Amt des Kassenverwalters.

Gummisohlen für Kassierer

Der Ausschuss legte auch den Mitgliedsbeitrag fest: eine Deutsche Mark pro Monat. Einen Monat zuvor hatte die Währungsreform stattgefunden. Der fällige Geldbetrag wurde regelmäßig Anfang des Monats von den sogenannten Unterkassierern bei den Mitgliedern erhoben. Die Sammler waren anscheinend sehr beschäftigt, denn im August 1948 entschied der Vorstand, jedem Kassierer ein Paar Schuhsohlen aus Gummi zu bewilligen.

Heute verfügt der Ortsverein Annweiler, zu dem auch die Orte der Verbandsgemeinde zählen, über beachtliche 548 Mitglieder. Elsa Schäfer leitet ihn seit 2008. Zuvor war sie acht Jahre stellvertretende Vorsitzende. Seit 2008 gibt es zwei Stellvertreter, nämlich Peter Scharfnitz und Gerda Voos. Schriftführer ist Dieter Pöschel, Kassenverwalter Gerhard Broschart. Angelika Bauer setzt sich als Frauenvertreterin ein. Tanja Schard und Henriette Röhrich sind Beisitzerinnen.

Termin

Der Festakt beginnt am Samstag um 14 Uhr. Landesarbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) hält die Festrede. Musikalisch umrahmt wird die Feier vom Irish Ensemble der Kreismusikschule.

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