Kreis Südliche Weinstraße Völkerverständigung im Wald

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Junge Menschen aus der ganzen Welt einander näherzubringen, das ist die Absicht des internationalen Workcamps, das derzeit das Forstamt Annweiler bereits zum dritten Mal veranstaltet. Bei gemeinsamer Waldarbeit lernen sich die Schüler und Studenten kennen und die jeweils unterschiedlichen Nationalitäten respektieren.

Das Workcamp dauert drei Wochen. In diesem Jahr sind elf 16- bis 22-Jährige dabei. Die Aufsicht über die Gruppe haben zwei kaum ältere: Nadine Moritz kommt aus Hamburg, ist 27 Jahre alt und Masterstudentin der Studiengänge Friedensforschung und internationale Politik an der Uni Tübingen. Sie leitet ein solches Workcamp, das den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (IJGD) untersteht, bereits das zweite Mal. Simon Krahe, 21 Jahre alt, stammt aus Hannover. Der Abiturient ist zum ersten Mal dabei. Ihre Gruppe aus vier weiblichen und sieben männlichen Teilnehmern ist bunt gemischt. Zwei Deutsche sind darunter und zwei Spanier. Jeweils eine Vertretung stellen Frankreich, Serbien, die Türkei, Russland und aus Übersee die USA, Japan und China. Das zusammengewürfelte Team ist sich zum ersten Mal begegnet und wohnt während der drei Wochen im Hahnenhof bei Oberschlettenbach. Dort muss es für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen. Es muss eingekauft, geputzt und die Freizeit organisiert werden. Gearbeitet wird von 8 bis 13 Uhr. Es sei eine absolut verträgliche Gruppe, schwärmt Nadine Moritz von ihren Schützlingen. Zwei aus dem Team seien täglich für die Zubereitung des Mittagessens von der Waldarbeit befreit, heute einer der Deutschen und der Amerikaner. Sie wollten Bayerische Hacktaschen auf den Tisch zaubern. Jeder, der zum Küchendienst eingeteilt ist, versuche, etwas Leckeres seiner Nationalität zu kochen. Umgangssprache ist Englisch. Für die Freizeitgestaltung böten sich die beiden Betreuer selbstverständlich an, ergänzt Simon. Man wolle ja einiges erleben. So seien sie schon zusammen in Karlsruhe gewesen, nach Weißenburg geradelt oder zum Baden an den Seehof gefahren, wo auch der Burg Berwartstein ein Besuch abgestattet worden sei. Am Samstag gehe es nach Heidelberg und am Sonntag zum Erlebnistag auf Burg Trifels. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung übernimmt das Forstamt. Gesponsert wird das Projekt vom internationalen Technologie- und Industrieunternehmen Johnson Control. Kooperiert werde mit ausländischen Partnervereinen, die die Bewerber für das Camp auswählten, so Nadine. Das Forstamt kooperiere. Forstamtlicher Betreuer und ständig mit im Einsatz ist Armin Osterheld. Ihm stehen die beiden Forstwirte Martin Eberhardt und Rolf Franz zur Seite. Sie kümmern sich um das Material, stellen die Werkzeuge und weisen die jungen Leute ein. Am Donnerstag musste in einem Weißtannenbestand im Wald bei Silz der Wildschutzzaun weiter gebaut werden. 250 Meter wird er lang sein. Dazu werden Metallpfosten gesetzt und verspannt. An deren Haken wird Draht befestigt. „Recycelter Draht“, betont Osterheld. Es gehört schon allerhand Kraft und einiges Geschick dazu, den Zaun gerade zu bekommen und zu straffen. Daneben erfahren die jungen Forstgehilfen auch Wissenswertes über nachhaltige Forstwirtschaft. Aus dem Waldstück sind im vergangenen Herbst überzählige Buchen herausgeschlagen worden. Dadurch ist es auf dem Waldboden heller geworden. Das hat kleine Tannensämlinge hervorgelockt. „Das sind Leckerbissen für das Wild“, bemerkt Osterheld. „Deshalb der Zaun. Sonst bleibt nichts übrig.“ Die pflegende Wirkung des Halbschattens der Altbäume sorge dafür, dass nur die Starken durchkommen. Es brauche also nicht wie früher bei Pflanzungen nach einem Kahlschlag ausgedünnt zu werden. „Wir nutzen damit die biologische Automation“, erklärt Osterheld. (ppo)

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