Kreis Südliche Weinstraße Steinreich

Steine sind in Vorgärten immer häufiger zu finden.
Steine sind in Vorgärten immer häufiger zu finden.

Steinreich statt artenreich: Immer häufiger sind in Wohngebieten Steingärten zu beobachten – auch im Landkreis Südliche Weinstraße. Gartenfachleute und Naturschützer schlagen Alarm und sprechen sich für blühende, naturnah gestaltete Flächen aus – zum Erhalt der Artenvielfalt.

Zu den Kritikern von Steingärten gehört Kurt Garrecht aus Herxheim, der Vor-sitzend des Naturschutzverbands Südpfalz (NVS). Eine „Verunstaltung des öffentlichen Raumes“ nennt er Steingärten im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Ein Dorn im Auge seien für ihn aber auch die immer häufiger zugepflasterten Vorgärten, die zu Autostellplätzen umfunktioniert würden. „Es macht mich betroffen, wenn ich junge Leute sehe, die sich ein Haus gekauft haben und neben der Terrasse nur noch Splittflächen anlegen mit ein paar Ziersträuchern drin. Hauptsache pflegeleicht.“ Was ist daran so schlimm? Garrecht sagt, das solche Gärten der Artenvielfalt schadeten. Deshalb „sollten wir unbedingt den naturnahen Garten bevorzugen“, sagt er. Naturnah bedeute, Steine nicht einfach auf eine Fläche zu kippen, sondern mit ein paar größeren Steinen einen Steinhaufen aufschichten. Das nütze Tieren als Unterschlupf und sei ein wertvolles Element im naturnahen Garten. Dazu wäre dann das passende Grün wichtig, eine katzensichere Wasserstelle, Futterhäuschen und Nistkästen. Bei echten Steingärten stünden nicht die Steine, sondern die Pflanzen im Vordergrund. „Wer also Pflanzenvielfalt und Lebendigkeit in einem Garten schätzt, wird weiterhin auf eine reichhaltige Bepflanzung Wert legen“, sagt Garrecht. Außerdem seien Steinwüsten nicht pflegeleicht, wie manche Grundstückseigentümer hofften. Er sagt, dass Leguminosen wie Klee dadurch nicht abgehalten würden. Der Staub, der sich zwischen die Steine lege, sei die ideale Nahrungsgrundlage für Unkräuter. Anderseits beobachte der NVS, das sich nicht wenige Menschen Gedanken über den Zustand der Natur im Allgemeinen und in den Dörfern und der Kulturlandschaft im Besonderen machten. „Diese Menschen wollen etwas ändern.“ Warum aber entscheiden sich immer mehr Bauherren für Steingarten? „Früher dienten die Gärten der Eigenversorgung mit Obst und Gemüse. Der Vorgarten mit seinen Blumen und Sträuchern war quasi das Aushängeschild für den grünen Daumen der Bewohner“, sagt Garrecht. Die Notwendigkeit der Eigenversorgung sei heute nicht mehr gegeben. Überall gebe es billige Lebensmittel zu kaufen. Es dränge sich der Gedanke auf, dass solche private Gartenflächen gar nicht mehr gebraucht würden. Wäre dem so, könnte platzsparend gebaut und mit den eingesparten Flächen größere und zusammenhängende naturnahe Flächen geschaffen werden, betont, der NVS-Vorsitzende. Fast in jeder Vorstandssitzung des NVS werde das Thema Steingärten mit etwas Unbehagen angesprochen. Garrecht glaubt, beobachten zu können, dass viele in dieser Entwicklung „eine immer weiter abnehmende Wertschätzung der Schöpfung, also von Pflanzen und Tieren, aber auch der Umwelt“ sehen. Das Bewusstsein, dass der Mensch von der Natur abgängig sei, gehe offensichtlich verloren. Die Tendenz zur Naturferne in den Gärten sei aber nicht unbedingt neu. Früher habe es Ziergärten gegeben mit Zierrasen, Beetrosenrabatte und ein bisschen Nutzgarten.

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