Kreis Südliche Weinstraße „Mmhhh ofenfrisch“ war einmal

Das fast 10.600 Einwohner zählende Großdorf wird von drei Discountern umarmt: im Westen von Netto, im Osten von Aldi und Penny. Dazwischen steht der Cap-Markt, der nicht nur deswegen eine Sonderstellung hat. Die meisten der Mitarbeiter sind Menschen mit Beeinträchtigungen. Der Laden bietet von Küchenutensilien über Lebensmittel bis Schuhcreme alles, was im Haushalt täglich gebraucht wird. Bis vor einem Jahr teilte er sich den Handel mit dem Wasgau-Markt, einige hundert Meter weiter in der Unteren Hauptstraße, zwischen Speierts- und Habertsgasse.

Der Laden steht noch immer leer. Einige Plakate kleben an den blanken Scheiben, wer hindurch späht, dem kündet eine schwarze Tafel mit der weißen Aufschrift „mmhhh ofenfrisch“ von besseren Zeiten. Vor allem die frischen Brötchen am Morgen fehlen dem jungen Mann, der in der Nachbarschaft aus einem Tor tritt. „Ich muss jetzt fast aus dem Dorf raus Richtung Herxheimweyher oder vor zur Sparkasse, wenn ich Brötchen möchte“, erzählt er. „Ein Supermarkt wäre optimal, schon wegen der Bäckerei.“

Der nächste Bäcker ortsauswärts gen Osten ist „Trauth“. Seit 1896, wie die freundliche Verkäuferin betont. „Trauth“ hat sich darauf eingestellt, dass so mancher auch mal nach Milch, Eiern oder Brotaufstrich fragt. „Im Wasgau war immer Betrieb, da war immer was los“, erinnert sich die junge Frau. Vor allem für die Alten sei er wichtig gewesen. Eine Kundin pflichtet ihr bei. Geblieben sei nur der Cap-Markt, der Einkäufe ja auch ausliefere. Während die Frau im mittleren Alter dort nicht so gern einkauft, weil ihr der Markt „zu unsortiert“ ist, sei die Mutter dort bestens aufgehoben. „Wenn sie Möhren will, muss sie beim Aldi einen ganzen Bund nehmen, im Cap-Markt kriegt sie die einzeln.“ Allerdings sei die Ware dort teurer als bei Aldi.

Was aus der leerstehenden Markthalle werden soll, wissen die Damen nicht. Gemunkelt werde viel. „Ein Fitness-Studio sollte da rein, dann wieder war von Wohnungen die Rede.“ Dem Vernehmen nach soll der Bau einem britischen Immobilienfonds gehören.

Wasgau, der im März 2013 alle Regale auf der 1150 Quadratmeter großen Verkaufsfläche ausräumte, schloss die Pforten „schweren Herzens“, wie eine Sprecherin in Pirmasens gestern betonte. Zuvor unter dem Namen „Markant“, war der Betreiber in Herxheim 25 Jahre für die Kundschaft da. Eine ganze Generation. Grund für den Weggang waren weder überzogene Mietvorstellungen noch schlechte Umsätze, hieß es. Der Mietvertrag sei ausgelaufen und mit dem Eigentümer keine Einigung über eine kurzzeitigere Mietlösung gefunden worden. Niemand binde sich heute mehr auf Jahrzehnte.

Stephan Gillet möchte sich binden, aber die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd wollte auch nach einem Jahr seit Antragstellung am Dienstag noch kein grünes Licht geben für seine Pläne, auf dem ehemaligen Lanzet-Gelände einen Vollversorger anzusiedeln. Wie berichtet, möchte der Landauer mit dem Herxheimer Johannes Eisinger für mehrere Projekte elf Millionen Euro investieren. Die „raumordnerische Prüfung mit Zielabweichung“ im Bebauungsplanverfahren gilt der Frage, ob der Lebensmittelmarkt mit 2500 Quadratmeter Verkaufsfläche andere Geschäfte beeinträchtigen könnte.

Die SGD Süd sieht noch erheblichen Gesprächsbedarf, wie Sprecherin Nora Schweikert gestern informierte. Bürgermeister Franz-Ludwig Trauth (parteilos) und Investor Stephan Gillet halten sich bedeckt, beide rechnen mit einer Klärung in den nächsten Tagen. (sas)

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