Herxheim „Mahlzeit“: Kostenloses Mittagessen in der Pfarrei kommt gut an

Rund 70 Personen nehmen das Angebot wahr.
Rund 70 Personen nehmen das Angebot wahr.

Der Gemeindesaal der katholischen Pfarrei Heiliger Laurentius verwandelt sich an zwei Samstagen im Monat in ein Restaurant. Die Gäste kommen aus verschiedenen Gründen. Das kostenlose Mittagessen spielt dabei die geringste Rolle.

Heute wird ein einfaches Fastenessen serviert. Schließlich ist Fastenzeit und daran hält man sich in einem katholischen Pfarrheim. Aber muss niemand hungrig nach Hause gehen. Die Teller der Gäste sind gut gefüllt mit Heringssalat, Quark und Pellkartoffeln. Auch das Nachspeisenbuffet ist mit Kuchen, Obst, Joghurt und den beliebten Herxheimer Schaumküsse reichlich bestückt.

Im Pfarrheim in der Keßlerstraße haben sich pünktlich um 12 Uhr etwa 70 Gäste versammelt. „Mahlzeit“ heißt das Projekt, das von Pfarrer Arno Vogt und Pastoralreferentin Katrin Ziebarth-Hofmann ins Leben gerufen wurde. Anstoß dazu waren die durch den Ukrainekrieg explodierenden Energiekosten gewesen, weshalb die beiden Seelsorger in den Wintermonaten einen warmen Ort für Zusammenkünfte anbieten wollten. Dabei dachten sie vor allem an „Menschen, die alleinstehend sind und Gemeinschaft suchen, die sich zu einer einfachen Mahlzeit treffen, unterhalten oder einfach ihre Sorgen einmal für kurze Zeit vergessen wollen. Und wo geht das besser als beim gemeinsamen Essen“, war Pfarrer Vogt überzeugt.

Das Ehepaar Adam kocht

Die Organisation des Mittagstischs liegt in den Händen von Ziebarth-Hofmann, die sich auf 20 fleißige Helferinnen und als Köche auf das Ehepaar Adam verlassen kann. Viel Unterstützung kommt auch von Herxheimer Geschäften, Hofläden und Landwirten, indem sie Lebensmittel, Gemüse und Obst spenden. In den Wintermonaten bezahlen die katholische Pfarrei und die Winterhilfe des Bistums Speyer das Essen, in den Sommermonaten übernimmt die protestantische Kirchengemeinde Verpflegung und Finanzierung.

„Denn in Herxheim lebt man die Ökumene“, erzählt die Pastoralreferentin. Als der Mittagstisch im November 2022 startete, kamen etwa 30 Gäste zum Essen, aktuell nehmen rund 70 Personen das Angebot wahr. Damit sei man logistisch an eine Grenze gestoßen, denn mehr Plätze können im Pfarrheim nicht eingerichtet werden.

Vernetzung durch gemeinsames Essen

Wie alles begann, erzählt Pfarrer Vogt: Als vor zwei Jahren die Lebenshaltungskosten allgemein in die Höhe schnellten, wollte man hilfsbedürftigen Menschen eine kostenlose Mahlzeit anbieten. Angesprochen wurden die Kunden der Tafel und der Kleiderkammer „Lichtblick“, weil in Herxheim alle sozialen Einrichtungen miteinander kooperieren. Diese Personen kommen regelmäßig zum Essen ins Pfarrheim, denn wer einen Berechtigungsschein für die Tafel hat, lebt am Existenzminimum. Die meisten sind ältere Frauen.

Die Gründe sind bekannt: Gearbeitet in schlecht bezahlten, typischen Frauenberufen, oft halbtags oder nur stundenweise, um Kinder groß zu ziehen, wenig eigene Rente und niedrige Witwenrente. Kurz, das Geld reicht hinten und vorne nicht. Zum gemeinsamen Mittagessen kommen sie gerne, zumal sie am gesellschaftlichen Leben ohne Geld anderswo nicht teilnehmen können.

Rund 20 Gäste im Pfarrheim stammen aus aller Herren Länder und werden von der Initiative Herxheim Bunt unterstützt. Seit dem Jahr 2015 leben in Herxheim viele Geflüchtete in engen Wohnverhältnissen, auch in Containern am östlichen Ortsrand. Das gemeinsame Essen hat für sie einen ganz besonderen Stellenwert, denn dabei können sie sich sowohl untereinander vernetzen als auch Kontakte zur einheimischen Bevölkerung knüpfen.

Sprachkenntnisse verbessern

Einer von ihnen ist Rashid Mujtaba aus Afghanistan, der 2022 mit Frau und Kindern nach Herxheim kam. In seinem früheren Leben war er ein Fachmann im Finanzministerium in Kabul, der führende Regierungsmitglieder beriet. Gerne würde er auch in seiner neuen Heimat im Finanzwesen tätig sein, aber die Sprachkenntnisse reichen noch nicht aus. Bei der Sparkasse Landau hat er bereits ein Praktikum absolviert, jetzt ist er ganz mit dem Erlernen der deutschen Sprache beschäftigt. Und wie gut das schon klappt, kann er beim geselligen Mittagessen im Pfarrheim testen. Zur Gruppe der Herxheimer Neubürger gehören auch Kinder und Jugendliche, was das Durchschnittsalter der Gästeschar deutlich nach unten senkt.

Die meisten Besucherinnen des Mittagstischs sind allein stehende ältere Damen, die „ein großes Bedürfnis nach Gemeinschaft“ haben. Und viele verpassen keinen Termin im Pfarrheim. Längst sind die Zeiten im Dorf vorbei, als mehrere Generationen noch zusammen unter einem Dach lebten. Die einstige Großfamilie existiert kaum noch und übrig bleiben die allein lebenden Witwen in oft viel zu großen Häusern.

So mancher kommt wegen der Unterhaltung

Irma, 89 Jahre alt, ehemalige Friseurmeisterin, versorgt ihren Haushalt noch selbstständig, freut sich aber, dass sie an diesem Tag nicht kochen muss. Am Tisch unterhält sie sich lebhaft mit Cäcilia (87) und der 88-jährigen Marile. Alle Damen kommen wegen der Unterhaltung hierher und natürlich wegen des guten Essens. Sie stellen klar, dass sie keinerlei finanzielle Probleme haben, also nicht bedürftig sind und ihre Mahlzeit mit einem großzügigen Obolus für die Spendenkasse bezahlen.

Neben dem gemeinsamen Mittagessen nehmen die drei Damen im fortgeschrittenen Alter auch Angebote der Herxheimer Seniorenbeauftragten Schachtschabel im Haus der Begegnung wahr. Weil sich die traditionellen, dörflichen Strukturen weitgehend aufgelöst haben, sind solche Angebote zum Zusammenkommen notwendig. Deshalb sind Gemeinde, Kirchen und Vereine gleichermaßen gefordert, gegen die Vereinsamung der Senioren etwas zu unternehmen.

Auch Männer kommen ins Pfarrheim, wenn auch deutlich weniger. Theo, 86 Jahre alt, war sofort da, als es losging. Bis heute ist er Stammgast beim gemeinsamen Mittagstisch, „weils so schee is, wemmer unner de Leit is“.

Info

Weitere Infos zu den nächsten Terminen im katholischen Pfarrbüro in Herxheim gibt es unter der Nummer 07276 987100

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