Kreis Südliche Weinstraße Keine Krimis beim Kriminalisten

Annweiler. Seit Anfang April ist Fritz Gaß schon in Annweiler. Genug Zeit zum Einleben für den neuen Leiter der Polizeiwache. Der 54-jährige Kriminalhauptkommissar wird Nachfolger von Willi Rapp, der am Dienstag in seinem Heimatort Spirkelbach in den Ruhestand verabschiedet wird.

Es werde natürlich noch eine Weile dauern, bis er Land und Leute kenne, aber er habe eine gute Verbindung zu der Region – ist die neue Arbeitsstelle in seinem Berufsleben doch quasi ein „zurück zu den Wurzeln“. Der Wasgau-Junge wuchs in Bundenthal auf, ging in Dahn zur Schule, bevor es ihn mit 18 Jahren zur Polizei verschlug. Seine Ausbildung machte er in Enkenbach-Alsenborn, absolvierte seinen Einzeldienst in Kandel, kam 1985 zur Kripo Germersheim. Nach dem Fachhochschul-Studium von 1989 bis 1992 wurde er zum stellvertretenden Kommissariatsleiter für Eigentumskriminalität in Landau ernannt, wechselte 1998 nach Neustadt als stellvertretender Kommissariatsleiter für Todesermittlungen, Fahndungen und Branddelikte, bevor es ihn nach Ludwigshafen verschlug. Dort war der Vater einer neunjährigen Tochter die vergangenen zwölf Jahre Polizeiführer vom Dienst – sprich, er sorgte für den Informationsfluss, alarmierte Kräfte und Sondereinheiten, koordinierte Verfolgungsfahndungen und sorgte dafür, „das der Laden läuft und nichts anbrennt“. „Vom Fachlichen her habe ich die ganze Breite kennengelernt“, sagt Gaß, der in Gaggenau bei Rastatt lebt und jeden Tag nach Annweiler pendelt. Als in Annweiler die Leiterstelle vakant wurde, sei innerhalb der Polizeireihen geschaut worden, wer passe und sie ihm ohne Auswahlverfahren übertragen worden, berichtet er. Die Stelle habe ihn nicht nur wegen der neuen Herausforderung und der Heimatnähe gereizt, sondern auch, weil er nun keinen Schichtdienst mehr schieben müsse – man werde ja schließlich nicht jünger. Bis knapp über 40 sei er „auf der Straße“ gewesen. „Das hat alles sein Für und Wider – es ist interessant, aber ab einem gewissen Alter macht Innendienst und ein geregelter Arbeitsablauf schon Sinn“, resümiert er. Willi Rapp habe ihm ein gut bestelltes Feld überlassen, da müsse nicht viel geändert werden, aber jeder habe natürlich seinen persönlichen Stil. Wie der seine ist? „Ich versuche, viele Gespräche zu führen, auf die Leute zuzugehen und möchte das gute Arbeitsklima erhalten.“ Mit Rapp zusammen will er für einen fließenden Übergang sorgen, sagt der 54-Jährige, der in seiner Freizeit gerne Zeit mit der Familie verbringt, joggt, ins Fitnessstudio geht, Fahrrad fährt und liest. Krimis liest der Kriminalist übrigens keine und auch den allwöchentlichen „Tatort“ im Ersten schaut er sich nur seiner Frau zuliebe an. TV-Krimis seien eben so wenig realitätsbezogen wie Arztfilme, findet er. Nur für Schweden-Krimis macht er eine Ausnahme. (höj)

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