Kreis Südliche Weinstraße „Keerschehooge“ feiern Dorfjubiläum

In einer Urkunde vom 14. April 1189 überlässt der Stauferkaiser Friedrich Barbarossa seine Landgüter von Deyrenbach und einigen anderen Orten dem Bischof von Straßburg, damit der sie an das Kloster Eußerthal weitergibt. Das ist bis heute der älteste Nachweis für das Dorf Dernbach. Mit einem Festakt in der katholischen Kirche beginnen morgen die über das ganze Jahr verteilten Jubiläumsfeiern von Dernbachs Ersterwähnung vor 825 Jahren.

Der Ort bestand damals vermutlich aus mehreren, teils verstreut liegenden Höfen. Davon ist im Laufe der Jahrhunderte der größte Teil verschwunden. Nach einer Mitteilung des Heimatforschers Lukas Grünenwald existierte einer noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Eußerthaler Mönche brachten den Bauern Kenntnisse über Ackerbau, Weidewirtschaft und Obstanbau bei und legten Teiche für die Fischzucht an. Im Dernbachtal sollen es deren zwölf gewesen sein. Auch sie gibt es schon lange nicht mehr. Dagegen ist der Obstanbau zu einem echten Erkennungszeichen für das Dorf geworden. Die Dernbacher halten viel von ihren Streuobstwiesen, die das Dorf umgeben. Vor allem die Kirschbäume verwandeln im Frühling Tal und Hügel in eine unvergleichliche Blütenpracht. Der Obstanbau wurde im 19. Jahrhundert vorangetrieben, damit die Bevölkerung durch den Verkauf ihrer Ernten ihr karges Einkommen aufbessern konnte. Deshalb heißen die Dernbacher scherzhaft auch die „Keerschehooge“. Mit dem „Kirschhaken“ ist ein langer Stock gemeint, von dessen Ende das Stück einer Astgabel absteht. Damit lassen sich zur Erntezeit die Kirschzweige bequem herunterziehen. Die Abbildung eines solchen Geräts ist auch Bestandteil des Jubiläumslogos. Früher trieben die Bauern ihre Schweine in den Wald oder ließen Kühe und Ziegen auf den Wiesen grasen. Bis in die 1960er-Jahre lebte so gut wie jede Dernbacher Familie zumindest für die Selbstversorgung oder im Nebenerwerb von der Landwirtschaft. Auch das ist Vergangenheit. Sträucher und Wildwuchs fingen an, überhand zu nehmen und sind nach Auffassung von Ortsbürgermeister Harald Jentzer zu einem echten Problem geworden. Man könne fast zusehen, wie der Wald seit den vergangenen 30 Jahren mehr und mehr an das Dorf heranrückt und es einzuschließen droht. Verstärkt worden sei die Entwicklung durch unbedacht angelegte Fichtenkulturen. Um die Landschaft offen zu halten, wurden daher durch sogenannte Entbuschungen die früher landwirtschaftlich genutzten Flächen um das Dorf „freigestellt“. Westlich vom Dorf sei das Konzept bereits erfolgreich durchgeführt worden. Dort halten nun weidende Ziegen und Schafe wieder aufkommende Holzgewächse zurück. Jentzer ist überzeugt, dass das langfristig konzipierte Projekt auch dem Erhalt der Artenvielfalt dient. Seltene Schmetterlinge, Molche, Eidechsen ließen sich wieder nachweisen, wilde Orchideen und sogar Eisvögel. Eine der Zukunftschancen sieht Jentzer in der Förderung des Fremdenverkehrs als sanften Tourismus. Die 484 Einwohner Dernbachs leben in einer ausgesprochen ruhigen und erholsamen Gegend. Es gibt keinen Durchgangsverkehr, keinen Autolärm, so gut wie keine Luftverschmutzung. Dennoch liegt Dernbach nicht am Ende der Welt. Busse des Queichtalnahverkehrs halten regelmäßig die Verbindung nach Annweiler und Albersweiler aufrecht. Jentzer ist froh, dass es eine intakte Dorfgemeinschaft gibt, wo jeder gerne mit anpackt. Bald lösen möchte er das sogenannte Leerstandsproblem im Dorf. Wer durch die enge Hauptstraße fährt, dem fallen verschiedene unbewohnte, teils schon heruntergekommene Häuser auf. Das passe schlecht zu dem sonst gepflegten Ort, so Jentzer. Es handele sich um 14 Objekte, die wegen kleiner Grundstücksflächen kaum zu verkaufen seien. Die Besitzer seien gestorben oder verzogen und zum Teil nicht mehr auffindbar. Die Gemeinde möchte die Gebäude erwerben und abreißen, um dadurch mehr Platz zu schaffen. Denn Dernbach gilt bei Wohnungssuchenden als durchaus attraktiv. Was an Immobilien vermarktungsfähig sei, gehe an den Mann, reiche aber nicht aus, sagt Jentzer. Er plant daher den Bau eines Mehrfamilienhauses. Der Festakt zur 825-Jahr-Feier beginnt am morgigen Freitag um 19 Uhr in der katholischen Kirche. Die Festrede hält Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD).

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