Kreis Südliche Weinstraße Für die Ewigkeit

200 bizarre, eindrucksvolle Eichen im Gemeindewald von Gommersheim, die Domizil für 1000 Insektenarten bieten, bleiben als „Methusalembäume“ von der Kettensäge verschont und werden der forstwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Die Gemeinde Gommersheim wird dafür um 200.000 Euro reicher.

Im Zuge des sechs Jahre laufenden länderübergreifenden Projekts „Lebensader Oberrhein-Naturvielfalt von nass bis trocken“ – mit einem Gesamtvolumen von fünf Millionen Euro – hat der Naturschutzbund Rheinpfalz die Bäume im Gäuwald erworben. So soll in der Oberrheinebene mit ihrem besonderen Reichtum an Landschaftsräumen mit charakteristischen Tier- und Pflanzenarten eine Oase für eine bedrohte Tier- und Pflanzenwelt gesichert werden. Am Dienstag unterzeichneten der Gommersheimer Ortsbürgermeister Lothar Anton (SPD) und der Nabu-Landesvorsitzende Siegfried Schuch (Mainz) den Kaufvertrag. Gleichzeitig wurde eine Infotafel enthüllt. Die Kosten werden im Dreiländereck zu 75 Prozent vom Bundesumweltministerium, zu 15 Prozent von den Umweltministerien von Rheinland-Pfalz und Hessen sowie dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg finanziert. Zehn Prozent übernimmt der Nabu. Ortsbürgermeister Anton erinnerte an den Beschluss des Gemeinderates Gommersheim im Frühjahr 2013, wonach in zehn Alteichenbeständen des Gemeindewaldes Gommersheim 200 Bäume, die mit nummerierten Plaketten gekennzeichnet sind, zur Erhaltung für Naturschutzzwecke ausgewählt wurden. Neben im Gäuwald vorherrschenden Stieleichen wurden auch einige zur ortstypischen Waldgesellschaft gehörende seltene Flatterulmen, dicke Rotbuchen und eine Hainbuche ausgesucht. Die ausgewählten Bestände sind nach Darstellung von Anton über das gesamte 237 Hektar große Gäuwald-Gebiet Gommersheim (davon 217 Hektar bewaldet, der Rest sind Wiesen, Wegeflächen und Leitungsstraßen) verteilt. Damit erreiche man, dass auf einer großen Fläche entsprechende Biotope und Rückzugsgebiete von seltenen Arten gesichert werden. Laut Anton gibt es rund 500.000 Bäume im Gäuwald. Von den Eichen sind 40 Hektar (62 Prozent) in der sogenannten Reifephase, also älter als 140 Jahre. Die ältesten sind 270 Jahre alt, sagte Anton. Auf den 40 Hektar stünden 1200 bis 1400 Alteichen. Anton kündigte an, dass die 200.000 Euro für Wegeunterhaltung und Ausbau, Erneuerung des Pflanzengartenzauns sowie zur Renovierung des Vogellehrpfades verwendet werden. „Die Vernetzung von Lebensräumen sehen wir als einen wichtigen Schwerpunkt des Projektes an“, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Schuch, der von ehrgeizigen Zielen sprach, die sich seine Umweltorganisation gesetzt habe. Viele Bäume würden im Wirtschaftswald nur ein Alter von 120 bis 150 Jahren erreichen – und dann gefällt, um das Holz zu verwerten. Dabei seien gerade alte Bäume ein wichtiger Lebensraum für viele Tierarten. Mittel- und Kleinspecht, Eichen-Heldbock und Hirschkäfer seien nur einige Arten, die auf alte Eichen angewiesen seien. Auch absterbende Bäume oder tote Baumriesen böten angepassten Insektenarten und seltenen Pilzen einen Lebensraum. Lob, verbunden mit der Hoffnung auf Nachahmer, gab es von der SPD-Landtagsabgeordneten und Ortsbürgermeisterin von Hanhofen, Frederike Ebli, vom ersten Kreisbeigeordneten Nicolai Schenk und Edenkobens erstem Verbandsbeigeordneten Gerhard Pulg. (som)

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