Kreis Südliche Weinstraße Einsatz in Afghanistan „völlig gescheitert“

„Ist Krieg als Mittel der Konfliktlösung noch zeitgemäß?“ So lautete das Thema der Podiumsdiskussion des Rundfunksenders SWR in der Aula des Alfred-Großer-Gymnasiums in Bad Bergzabern am Freitagabend, moderiert von Claudia Deeg.

Wer erwartet hatte, dass kontroverse Meinungen aufeinanderprallen, wenn ein Friedensbewegter, ein Soldat, der im Einsatz in Afghanistan war, der Vertreter einer Hilfsorganisation und ein Offizier der Bundeswehr an einem Tisch sitzen, wurde enttäuscht. Einblicke, hauptsächlich in den Krieg in Afghanistan gab es dafür viele und interessante. Johannes Clair, Bundeswehrsoldat und Autor von „Vier Tage im November“ war im Einsatz in Afghanistan und wird heute wegen eines posttraumatischen Belastungssyndroms behandelt. Trotzdem, sagt er, dass er den Einsatz nicht bereut. „Soldaten können keinen Frieden schaffen, sie können Konfliktparteien trennen“, so Clair, der den Einsatz in Afghanistan als „völlig gescheitert“ bezeichnete. „Es war ein Einsatz, auf den niemand vorbereitet war und bei dem immer nachgerüstet werden musste“, sagte der Soldat und findet, dass es heuchlerisch sei, in einer Demokratie alles auf die Politiker zu schieben. „Über Afghanistan wurde aus Furcht vor der Wählermeinung nicht die Wahrheit gesagt“, ist seine Meinung. „Es gab Verbesserungen und mehr Stabilität“, war die eher vage Antwort von Christoph Lammel, Jungoffizier und Referent für Sicherheitspolitik der Bundeswehr, auf die Frage, ob es erfolgreiche Bundeswehreinsätze gegeben habe. Seine Erfahrung: „Die überwiegende Zahl der Soldaten würde wieder in den Einsatz gehen und viele reißen sich immer noch darum.“ Klare Worte des Offiziers zum Einsatz in Afghanistan: „Die Anfangszeit war keine Erfolgsgeschichte, ab 2009 wurde Schadensbegrenzung und Gesichtswahrung betrieben.“ Zum Krieg in Syrien sagt der Offizier: „Amerika hat im Wesentlichen zur Situation in Syrien beigetragen.“ Die Lage in Afghanistan sei auch heute nicht sicher und stabil, war das Fazit der Schülerin Romy Hoffart. „Afghanistan war ein Schuss in den Ofen, wir sollten uns auf die Frage konzentrieren, mit welchen anderen Mitteln wir Frieden schaffen können“, war des Einwurf des prominenten Zuhörers Albrecht Müller (Ex-MdB für die SPD aus Pleisweiler). Jean-Pierre Rummens ist Leiter des Hilfsorganisation „Feed the Hungry“, übersetzt: „Speist die Hungrigen“. „Ohne Soldaten hätten wir manche Aufgaben nicht wahrnehmen können“, sagt er und schildert, wie schwierig es oft ist, in Kriegs- und Krisengebieten Strukturen aufzubauen, um den Menschen zu helfen. Roland Blach gehört der Deutschen Friedensgesellschaft an und kritisiert, dass es zu Afghanistan nie eine breite Diskussion in der Öffentlichkeit gegeben habe. „Ich würde gerne dahin kommen, dass wir Kriege ächten, in dem Menschen immer ein zweitrangiges Thema sind“, so Blach. Von Bundespräsident Joachim Gauck sei das falsche Signal ausgegangen. „Das Denken soll die Zukunft der Kriege unmöglich machen“, zitierte er Albert Einstein. Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer, dass Abrüstung im Kopf anfangen müsse. „Ich fürchte, der Mensch ist nicht so“, war das Fazit von Johannes Clair. Was der Diskussion fehlte, brachte in einer kurzen Szene die Theater-AG von Berthold Blaes auf die Bühne: Tote, Verletzte, Verzweifelte, Hinrichtungen. Auf den Punkt gebracht: Den Alltag des Krieges. (pfn)

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