Kreis Südliche Weinstraße Absturz auf Großdorf

Ein britischer Bomber vom Typ Halifax MK II. Die viermotorigen Maschinen wurden im Zweiten Weltkrieg im Luftkrieg gegen das Deut
Ein britischer Bomber vom Typ Halifax MK II. Die viermotorigen Maschinen wurden im Zweiten Weltkrieg im Luftkrieg gegen das Deutsche Reich eingesetzt. Vermutlich war es eine Halifax, die über Herxheim abstürzte.

Vor 75 Jahren verschärfte sich der alliierte Luftkrieg über Deutschland. Britische Bomberverbände der Royal Air Force waren in der Nacht vom 23. auf 24. September 1943 nach einem Bombardement auf Ludwigshafen und Mannheim, dessen Feuerschein noch in Herxheim zu sehen war, auf dem Rückflug über die Südpfalz. Luftkämpfe und der Absturz eines viermotorigen englischen Bombers ereigneten sich über dem Großdorf. Die britischen Bomber wurden von deutschen Nachtjägern verfolgt und attackiert. Beim Luftkampf über Herxheim war das Knattern der Bordkanonen zu hören, ein Bomber geriet in Brand. Mit fürchterlichem, ohrenbetäubendem Motorengeheul stürzte der Bomber ab. Beim Sturzflug raste er brennend übers Dorf und mein Elternhaus am Ortsrand. Er verlor rasch an Höhe. Schließlich zerschellte er auf freiem Feld zwischen Dorf und Wasserturm rund 500 Meter von meinem Elternhaus entfernt. Das sind Beobachtungen, die ich als damals Zwölfjähriger machte. Den Aufschlag des am Boden explodierenden Bombers hatte ich aus nächster Nähe direkt vor Augen. Beim Aufschlag entstand eine gewaltige Explosion mit einem riesigen Feuerball, der die Nacht erhellte. Sogleich sah ich im Feuerschein vor der Aufschlagstelle zwei Männergestalten, unterschiedlich groß, bei denen es sich auf Grund der Begleitumstände nur um Bordpersonal handeln konnte, die sich an ihrer Bekleidung zu schaffen machten und die etwa 150 bis 200 Meter von mir entfernt waren. Wie hatten sie den Abschuss überleben können? Deutlich konnte ich erkennen, dass sie an ihrem Körper etwas abschnallten. Für mich war klar, dass sie Flieger des abgestürzten Bombers waren, die sich offensichtlich durch den Absprung mit dem Fallschirm gerade noch vor dem sicheren Tod hatten retten können. Augenscheinlich waren sie gerade dabei, sich des Fallschirmgurts oder sonstigem zu entledigen. Sodann machten sie sich eilends auf dem Speyerer Weg in Richtung Kapelle davon und verschwanden im Dunkel der Nacht. Im reflektierenden Feuerschein des Brandes sah die Szenerie gespensterhaft aus. In englischen Quellen fand sich die Bestätigung, dass zwei Bordinsassen den Absturz überlebt hatten. Der eine geriet in deutsche Gefangenschaft, der andere konnte entkommen. Ich war am nächsten Tag am chaotischen Absturzplatz und entdeckte auch Souvenirs, die mir 1945 durch US-Truppen abhanden kamen. Die Absturzstelle bot den Anblick einer großflächigen Wüste der Zerstörung und des Grauens. Der Bomber war total zerrissen, in kleine und kleinste Stücke zerfetzt. Wie auch die Besatzung unkenntlich, verkohlt oder verbrannt war, ein makabrer Anblick, ein grässliches Bild, das ich nie vergessen werde. Offiziell untersucht wurde das Trümmerfeld von einer Kommission des deutschen Fliegerhorstes Lachen-Speyerdorf. Nach dem Befund des Staffelführers und Stabsarztes handelte es sich angesichts der Leichenteile laut des ausgestellten Leichenbeschauscheines wohl um fünf bis sechs Tote. Nur eine Erkennungsmarke wurde entdeckt. Die anderen vier Toten der siebenköpfigen Bomberbesatzung konnten an der Absturzstelle nicht identifiziert werden. Die sterblichen Überreste der englischen Flieger wurden auf dem Herxheimer Friedhof in einem Sammelgrab beigesetzt, 1947 exhumiert und auf einen englischen Soldatenfriedhof umgebettet.

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