Kreis Kusel Welch Wille, Neues zu schaffen

Bis 24. Mai sind Ruhleders Werke im Kleinen Kunstbahnhof zu sehen.
Bis 24. Mai sind Ruhleders Werke im Kleinen Kunstbahnhof zu sehen.

„Erinnerungen an meinen Freund Raimon Ruhleder“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Kleinen Kunstbahnhof Eschenau, die sich einem langjährigen Freund des Galeristen Dietmar Hofmann widmet. Die Vernissage am Sonntagnachmittag erinnerte an das Schaffen des im Mai vergangenen Jahres verstorbenen Ruhleders, der „zehn Oskars für sein Werk verdient hätte“ – und an eine 25-jährige Freundschaft mit dem „Hesse-Bub“, die oft und gern mit einem Bier-Sekt-Gemisch begossen wurde, wie Hofmann erzählte.

Farbenfrohe Linolschnitte, Acrylarbeiten, aber auch Gemälde mit Ölfarbe Raimon Ruhleders sind aktuell im Kleinen Kunstbahnhof Eschenau zu bestaunen. Darunter Donald Duck, dessen Rahmen bewusst offen ist, um die Beengung aufzulösen, die Augen der Bette Davis in PopArt-Manier. Beim Schnitt-Linol-Gemälde „Der Sklave“ muss ein in Schwarz gehaltener Mensch eine viel zu schwere Last tragen. In „Der Kampf“ können geometrische Formen nicht gewinnen, weil das Menschliche dazwischen steht. Eine Täuschung des Betrachters ist bei „Auf allen Ebenen“ durch das Spiel mit den Perspektiven gelungen. Die Aussage der Bilder ist auch beim fünfteiligen „Der 11. September“ genauso deutlich wie bei den Motiven für den WWF-Kalender 1990. Der Farblinolschnitt „Entfedert“ zeigt einen Uhu mit dem mahnenden Zusatz: „Warum müssen wir immer wieder für euch Federn lassen?“ Auch „Verborgen“ soll für mehr Umweltbewusstsein beim Betrachter und zum Schutz und Erhalt der Flora und Fauna sorgen. Galerist Hofmann erinnerte sich lebhaft an die erste Begegnung mit dem aus Hessen stammenden und in Idar-Oberstein heimisch gewordenen Künstler auf der Kunstmesse in Pirmasens. „Raimon war eine Kämpfernatur mit viel Witz, Wissen und Gefühl. Aber er war auch streitbar, was der Berufsverband zu spüren bekam“, charakterisierte Hofmann seinen verstorbenen Freund. Auch wenn körperliche Probleme dem Künstler das Leben schwer gemacht hätten, sei sein Wille, Neues zu schaffen, ungebrochen gewesen: „Das hätte für drei Leben gereicht.“ Außerdem habe man viel und gerne gelacht. Ruhleders Hessenhumor sei eher trockener Natur, aber gut zu ertragen gewesen. Das 50-jährige Schaffen des Verstorbenen sei vielfältig, vielseitig, und in vielen Fällen habe er nach Superlativen gestrebt, die im Kleinen Kunstbahnhof keinen Platz gefunden hätten. So hatte der gelernte Schriftsetzer und Werbegrafiker, der sich 1988 selbstständig machte, beispielsweise zur Expo 2000 die Großinstallation „Die Wiege des Regenbogens“ mit sechs auf sechs auf 2,5 Metern aus Autoglasscheiben und Stahlmatten geschaffen; oder einen 40 Meter langen Linolschnitt, der 2005 mit einer Straßenwalze abgezogen wurde. Dreimal nahm Ruhleder an der Documenta in Kassel teil, und Hofmann weiß aus eigener Erfahrung: „Die nehmen nicht jeden.“ Seinen eigenen Beitrag, eine Holzarbeit, mit der er im Jahr 1966 erfolglos war, fand daher durch seinen Vater den Weg in den Kamin. Ob diese Anekdote nun der Tatsache entspricht oder den ureigenen Humor des Galeristen darstellt, war nicht klar erkennbar – jedoch würdigt es in jedem Fall die besondere Leistung des Künstlers Ruhleder. Besonders dankbar zeigte sich Hofmann gegenüber Ruhleders Lebensgefährtin Margot Klesius, die es jedoch als Selbstverständlichkeit empfand, bis zum letzten Moment Ruhleder zur Seite zu stehen und nun das gemeinsame Werk in der Galerie und dem Atelier fortsetzt. Hofmann schickte seine Grüße an seinen Freund „im Malerhimmel, in der 1834. Galaxie rechts hinten“, und versprach, dass er in den Herzen seiner Freunde weiterlebe. Abgerundet wurde die Vernissage von der obligatorischen Kunstverlosung. Info Die Ausstellung ist bis 24. Mai mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr zu besichtigen. Seit Neustem ist der Kleine Kunstbahnhof auch auf Facebook zu finden.

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