Kreis Kusel „Singen heilt“

Kathy Kelly spricht vier Sprachen fließend. Ihre eigentliche Sprache aber ist die Musik. Die Bandbreite ihres Könnens präsentiert die Sängerin Jahrgang 1963 am Samstag, 4. Oktober, 19 Uhr, beim gemeinsamen Konzert mit dem Thallichtenberger Chor Sing Tonic Frauenpower und dem Gospel- und Popchor Idar-Oberstein in der Kuseler Fritz-Wunderlich-Halle. Warum sie solche Konzerte liebt, erzählt Kelly im Interview mit Klaudia Gilcher.

Sie waren Frontfrau und Produzentin der Kelly Family, sind aber längst als Solokünstlerin erfolgreich. Mögen Sie es, immer noch mit der Kelly Family in Verbindung gebracht zu werden?

Es erstaunt mich oft, dass die Leute das noch so gut in Erinnerung haben. Aber es ist schön. Ich bin eine Kelly, und ich trage den Namen mit Stolz. Es steckt schließlich viel Arbeit hinter dem Erfolg. Die Medien sind nicht immer zart mit der Kelly Family umgegangen. Hat Sie das verletzt? Das war Neid. Es war eine Phase in den 90ern, als wir sehr erfolgreich waren, vorher nicht und hinterher auch nicht. Solche Berichterstattung muss man aushalten. Es ist Neid und der kommt unausweichlich mit dem Erfolg. Wenn Sie die Arbeit in der Familie und als Solokünstlerin vergleichen: Was ist heute anders? Ich sehe nicht so sehr den Vergleich, mehr eine Entwicklung. Ich habe als Solistin viel mehr zu leisten, Erfolg oder Misserfolg, das liegt alles allein auf meinen Schultern. Gleichzeitig ist es eine Chance, zu wachsen und ein stärkeres Individuum zu werden. Jedes Alter im Leben birgt eine andere Phase. Wenn Sie mit Chören singen, arbeiten Sie auch in der Gemeinschaft. Ist das ein Erbe der Kelly Family? Es hat sich einfach so entwickelt. Ich finde es schön, in einer großen Gemeinschaft zu singen und ich finde es schön, wenn die Leute Spaß haben. Es ist eine musikalische Erfahrung für die Chöre genauso wie für mich. Wie tickt eine Gruppe, welche Art von Musik liegt dem Chor, darauf muss ich mich immer wieder einstellen. Es gibt mir auch unglaubliche Einblicke in das Kulturgut Chorsingen. Was beeindruckt Sie daran? Ich habe irgendwo gelesen, dass sechs Millionen Menschen in Deutschland in einem Chor singen. Das sind so viele wie Fußball spielen. Beides sind Sachen, in denen man das Team braucht. Man setzt sich ein für andere und mit anderen in einer Gruppe. Das finde ich unglaublich schön. Denn die Menschen machen es ja freiwillig, Jahr für Jahr, jüngere und ältere. Ich finde das super. Es gab bisher aber keine gemeinsamen Proben mit den beiden Chören des Kuseler Konzerts? Wir proben schon, das muss sein. Es gibt intensive Absprachen lange vorher, jeder macht seine Hausaufgaben, und dann proben wir vor dem Konzert gemeinsam, meistens am Nachmittag vorher. Anders geht es nicht. Manche Lieder klappen zwar fast sofort, aber ich hatte auch schon Titel, die ich mit einem Chor fünfmal durchgehen musste. Im Schnitt müssen wir ein Lied drei-, viermal singen, damit es reif ist für ein Konzert. Gut die Hälfte des Abends gestalte ich solo. Spanische selbst komponierte Lieder, irische und schottische Traditionals, Evergreens, Verdi, Pucchini .... Das ist breitgefächert ... Es ist meine musikalische Biografie. Ich habe ein sehr breites Spektrum, ich kann das alles singen von meiner Stimme her und ich sehe nicht ein, warum ich es nicht machen sollte. Ich liebe Musik über alles, ich mache meinen Beruf aus Spaß und ich will, dass auch die Leute im Publikum Spaß haben und froh nach Hause gehen. Die Menschen akzeptieren klassische Arien neben einem irischen Volkslied. Ich liebe jeden einzelnen Titel, den ich singe. Das ist, glaube ich, das Wichtigste: Man muss echt sein, nicht nur aus einem Gag heraus bestimmte Stücke singen. Würden Sie sich wünschen, dass mehr Menschen singen? Singen ist ein bisschen wie meditieren. Es heilt so viel, körperlich wie seelisch, ganz ohne Arzt. Miteinander zu singen ist eine direkte menschliche Erfahrung. Vielleicht brauchen wir das heute im Cyberzeitalter umso mehr.

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