Kreis Kusel Morgens erst mal einen Marathon

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Otterbach. Am Laufen liebt Max Kirschbaum (LG Ohmbachsee) die Einfachheit. Die Schuhe schnüren und ab in den Wald – für mehrere Stunden. So richtig wohl fühlt sich der 29-jährige Otterbacher auf den langen Distanzen und ist dort eine feste Größe. Auch bei der deutschen Meisterschaft (DM) im Ultra-Trail morgen in Witzenhausen gehört er zum Kreis der Favoriten.

Bei der deutschen Ultra-Trail-Meisterschaft im hessischen Witzenhausen will er angreifen. 65 Kilometer bei 1700 Höhenmetern. Im Vorjahr wurde er deutscher Vizemeister und lag rund vier Minuten hinter Martin Schedler (LAZ Saarbrücken). „Vergangenes Jahr stand das ,Vize’ davor, dann braucht man über die Zielsetzung eigentlich nicht zu reden“, sagt Kirschbaum selbstbewusst. Über das Radfahren kam er einst zum Laufen. 2006, als Dopingskandale die Welt des Radsports erschüttert hatten und der heute 29-Jährige mitten in der Ausbildung steckte, fing er mit dem Laufen an. „Ganz ohne Sport ging nicht.“ Nach einem Jahr folgte die erste Teilnahme an einem Volkslauf. In Eisenberg, wo der Kfz-Meister im Betrieb seines Vaters arbeitet, nahm er am Stadtlauf teil. Fortan häuften sich die Wettkampfteilnahmen. „Aber die Hetzerei auf der Kurzstrecke hat mir nicht so gefallen“, sagt Kirschbaum, der im Otterbacher Ortsteil Sambach lebt, lachend. „Das darf man nicht falsch verstehen. Die Läufe machen auch Spaß, die Leute sind nett, man kann sich auch austauschen. Aber richtig wohl fühle ich mich auf den längeren Distanzen.“ Von einen anderen Läufer sei er dann auf Ultra-Trails aufmerksam gemacht worden. „Das passt. Laufen findet für mich abseits der Straße statt. Im Wald hat man seine Ruhe, keinen Stress, keine Abgase.“ Beim Pfalz-Trail 2012 im Leiningerland erreichte Kirschbaum – trotz Verlaufens – als Sechster das Ziel. Ein Jahr später beim Keufelskopf Ultra-Trail belegte er Rang zwei, und auch auf der alpinen Strecke zur Zugspitze lief er vorne mit und beendete das Rennen als Fünfter. „Man muss schon drauf stehen, diese Distanzen zu laufen. Aber wenn man etwas gerne tut, sollte man es auch lange machen“, sagt Kirschbaum. Diszipliniert führt Kirschbaum seine Trainingseinheiten, im Schnitt sind es fünf pro Woche, durch. Um noch vor der Arbeit rund 20 Kilometer in die Beine zu bekommen, klingelt unter der Woche kurz vor 5 Uhr der Wecker. Abends setzt sich Kirschbaum hin und wieder aufs Rad. Seine langen Einheiten absolviert der Athlet am Wochenende – ebenfalls in der Früh. „Bis viele Leute aufstehen, bin ich schon einen Marathon gelaufen“, sagt Max Kirschbaum lachend und ergänzt noch: „Ein Sprinter hat aber sicher einen größeren Trainingsumfang für zehn Sekunden Wettkampf.“ Zur Vorbereitung auf die deutsche Meisterschaft startete Kirschbaum im März beim Pfälzer Bergland-Trail, bei dem an drei Tagen 125 Kilometer und 4200 Höhenmeter absolviert werden mussten. Diesen konnte er in 10:24 Stunden mit deutlichem Vorsprung gewinnen. Vor zwei Wochen sammelte er beim Rocky-Mountain-Berglauf Höhenmeter. Das Besondere dabei: Wie im Vorjahr beim Ohmbachsee-Halbmarathon und beim Frankfurt-Marathon begleitete Kirschbaum den blinden Mainzer Läufer Tien-Fung Yap. „Es freut mich unheimlich, wenn er sich verbessert.“ Die Form passt also. Als Vize der deutschen Meisterschaft gehört er zum Favoritenkreis. Eine Zielzeit setzt er sich nicht: „Wer als Erstes die Ziellinie überquert, gewinnt. Da ist die Zeit egal.“

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