Ruthweiler Landfrauen-Verein löst sich auf

Ortsansicht von Ruthweiler.
Ortsansicht von Ruthweiler.

Nach über 40 Jahren wird Ende Dezember der Landfrauen-Verein von Ruthweiler Geschichte sein. Kaum verwunderlich, dass bei der letzten Weihnachtsfeier etwas Wehmut aufkam. Insbesondere, als die Vorsitzende Inge Schummel selbstgebastelte Weihnachtsmänner und Pflaumenmus verteilte.

Es soll nicht die letzte gemeinsame Weihnachtsfeier gewesen sein. Noch am Abend versprachen sich die gut 20 Damen ,auch in Zukunft nicht nur vor Weihnachten, sondern sich auch so regelmäßig zum Kaffee verabreden zu wollen. Inge Schummel sagte der RHEINPFALZ, dass halt jemand da sein müsse, der solche Treffen organisiert. Sie selbst fühle sich mit ihren 78 Jahren noch fit genug und würde diese Aufgabe übernehmen. Weiterhin habe ihr Ortsbürgermeister Sven Dick bereits im Sommer zugesagt, dass den Landfrauen das Dorfgemeinschaftshaus immer offen stehe.

Überfordert sei sie allerdings mit den Anforderungen der digitalen Zeit: „Alle Einladungen, alle Ankündigungen des Verbandes werden über elektronische Post oder übers Internet kommuniziert“, klagt die Vorsitzende: „Wir sind alle jenseits von Siebzig, da hat keine einen Computer.“ Auch wenn ihr Sohn Dirk sie unterstütze, habe sie sich entschlossen, „das einfach nicht mehr zu wollen“. Zudem sei es nicht gelungen, junge Frauen für die Vereinsarbeit zu gewinnen. Eine Nachfolgerin, die ihre Arbeit weiterführen könnte, sei nicht gefunden worden. So bliebe nur noch die Auslösung des Vereins, den Schummel seit 32 Jahren führt.

Von Prunksitzungen bis zur Wanderung

Im Jahre 1980 schlossen sich die Frauen um Hilde Loos dem Verband der Landfrauen an. Die Vorstellung, dass die Landfrauen nur Koch- und Kuchenrezepte austauschten, war damals wie heute falsch, betont Schummel. Gemäß ihrem Verbandslogo – dieses zeigt eine Biene – stehen Landfrauen für die Gemeinschaft im Verein, aber auch für die Gemeinschaft im Dorf. An vielen Themenabenden sei es etwa um Krankenvorsorge, Kochkurse für gesunde Ernährung, aber auch um ein selbstbestimmtes Leben im Alter gegangen. Der Verein veranstaltete aber auch Maskenbälle und Prunksitzungen, in denen zu mancher Sketch zum Besten gegeben worden ist. Aber auch die heimischen Wanderungen laden zum Schmunzeln ein, bei denen, gut versorgt mit einem edlen Tropfen, auch schon mal die Nacht durchmarschiert wurde, erinnert sich die lebensbejahende Vorsitzende mit einem Augenzwinkern.

Dann waren da noch die Dorffeste, bei denen die „Fleißigen Bienen“ auch immer ein Garant für ein üppiges Kuchenbüffet waren. Ob tatsächlich die Dorfgemeinschaft auf den leckeren Frankfurter Kranz mit selbstgerösteten Mandelsplittern künftig verzichten muss, darauf hatte Inge Schummel nur eine Antwort: „Ei mer siehn emol…“

x