Kreis Kusel Gewaltiger Aderlass lässt Horror-Runde folgen

WALDMOHR. Es war ein Abrutsch fast mit Ansage: Sang- und klanglos hat sich der VfB Waldmohr aus der Landesliga West verabschiedet. Das war ganz anders geplant beim Aufstieg vor drei Jahren. Erst etablieren, dann höhere Ziele stecken, so lautete die Marschroute im Rothenfeld. Im Mai 2013 noch den möglichen Relegationsplatz vor Augen, folgte jedoch eine wahre Horror-Saison. Das verwundert nicht, schaut man, welche Qualität die Mannschaft vor dem ersten Anpfiff der Spielzeit 2013/2014 verloren hat.

Der dritte Abstieg in nur neun Jahren: Das lässt aufhorchen. Und beim bislang letzten hatte die Nachfolge-Runde geradezu dramatische Züge angenommen. Ums Haar wäre der VfB damals durchgereicht worden. Genau fünf Jahre ist das her. Erst am allerletzten Spieltag schaffte das Team aus dem Rothenfeld den Sprung ans rettende Ufer. Und brauchte Schützenhilfe: Ein Sieg daheim gegen Zweibrücken war Pflicht, ein Remis hätte den Abstieg bedeutet. Und hätte nicht der SV Brücken zur selben Zeit nur ein paar Kilometer weiter Schützenhilfe geleistet, der VfB wäre in A-Klassen- (damals hieß das noch Bezirksklasse) Gefilden versunken. Brücken trotzte den wacker ums Überleben kämpfenden Wolf-steinern einen Punkt ab. Der VfB stand dank eines winzigen Pünktchens mehr überm Strich. Strahlender Titelträger war damals übrigens ein gewisser Verein namens SV Nanz-Dietschweiler. Der hatte den vorläufigen Gipfel seines in der B-Klasse gestarteten Höhenflugs erreicht. Und ist seither nicht mehr abgestürzt. Ganz im Gegensatz zum VfB. Pessimisten befürchten, dass es erneut so kommen könnte wie in jener Saison vor fünf Jahren. Sie sorgen sich, dass sich die Mannschaft auch in der Bezirksliga sehr schwer tun, womöglich sogar durchgereicht wird. Nun muss es ja keineswegs so schlimm kommen. Der erneute Abstieg aber – nur drei Jahre nach der glanzvollen Meisterschaft, als das Team nach beinahe beispiellose Serie im Mai 2011 mit acht Zählern Vorsprung durchs Ziel eilte – war vorauszusehen. Da bedurfte es keiner seherischen Fähigkeiten. Das war ja kein Betriebsunfall. Die Mannschaft ließ schlicht und einfach Landesliga-Format vermissen. Ein Jahr zuvor hatte die damalige VfB-Auswahl gegen Saison-Ende sogar den Relegationsplatz ins Visier genommen. Der Traum platzte zwar, jedoch durften Spieler, Trainer und Verantwortliche auf eine tolle Runde zurückblicken. Zu jenem Zeitpunkt im Mai 2013 aber war schon vier Monate lang klar, dass der Konstrukteur der Mannschaft seinen Hut nehmen würde. Spielertrainer Thorsten Lahm sagte dem Rothenfeld auf eigenen Wunsch Adieu. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Dass aber auch fast alle Leistungsträger zeitgleich dem Verein den Rücken kehren würden, war nicht abzusehen. Und genau das war es, was dem VfB das Genick gebrochen hat. Qualität wanderte ab. Masse hielt dafür Einzug. Von rund 15 Neuen war höchstens eine Handvoll überhaupt für einen Platz in der ersten Mannschaft in Betracht zu ziehen. Spieler, die unter Lahm noch in der Zweiten auf B-Klassen-Ebene unterwegs waren, fanden sich urplötzlich im engeren Landesliga-Kader wieder. Im Januar noch hatten die VfB-Verantwortlichen einen neuen Trainer engagiert. In Babak Anisi hatten sie einen kompetenten und überaus motivierten, engagierten Mann gefunden. Der beeindruckte denn auch mit neuen Trainingsmethoden. Aber aus Blei Gold zu gewinnen, das gelang auch dem ambitionierten Jung-Coach an seiner ersten Trainerstation nicht. Anisi selbst hatte sich das ganz anders vorgestellt. Als schon die halbe Stamm-Mannschaft weg war, verkrümelten sich auf den allerletzten Drücker auch noch zwei weitere Spieler, auf die Anisi gesetzt hatte. Nach dem langjährigen Kapitän Sergej Littau sowie Top-Stürmer Tobias Leonhard, nach Waldemar Schwab und Orce Aleksov, nach Sören Seliger und Razgar Daoud sprangen kurzfristig Mentor Shabani und Ferhat Özdemir von Bord. Wer, bitte schön, sollte all diese mächtigen Lücken stopfen? Es gelang nicht. Nur zwei Siege hat die Mannschaft in 31 Pflichtspielen eingefahren – zum Auftakt hatte sich der VfB gleich aus dem Verbandspokal verabschiedet, beim zwei Klassen tiefer kickenden TuS Bedesbach-Patersbach einen Vorgeschmack auf künftig zu erwartende Magerkost gegeben. In den folgenden 30 Runden-Partien agierte die Rothenfeld-Elf ab und an sogar sehr gefällig. Dass das Toreschießen zum Fußball gehört und alleine zu lohnenden Punktausbeuten führt, vergaß das Team meist. „Natürlich können wir mit dieser Saison nicht zufrieden sein. Das war ja echt schlimm“, konstatiert Vorstandsmitglied Lutz Bockhorn. Der VfB-Sportchef und seine Mitstreiter mussten die Talfahrt fast hilflos mit ansehen. Nur zwei Siege – beide gegen Mit-Absteiger SG Hoppstädten-Weiersbach – waren viel zu wenig. Mit kümmerlichen 15 Punkten hielt der VfB die Rote Laterne in eisernem Griff. Es spricht für die Vereinsführung, dass sie nicht in bloßen Aktionismus verfallen ist. Den Trainer zu feuern sowie Spieler an Land zu ziehen (woher auch nehmen? Welcher hochklassig erfahrene Akteur hat gerade nix zu tun?) und ihnen das Engagement mit immensem finanziellen Aufwand schmackhaft zu machen, wäre sicher der falsche Weg gewesen. Und dass solcherlei Klimmzüge letztlich zur Rettung geführt hätte, das darf angezweifelt werden.

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