Kreis Kusel Drei Stunden vergehen wie im Flug

Sie haben gewagt und gewonnen und strahlten zu Recht: Das Konzert des Frauenchors Singtonic Frauenpower Thallichtenberg und des gemischten Pop- und Gospelchors Idar-Oberstein mit Kathy Kelly in der Fritz-Wunderlich-Halle fand vor ausverkauftem Haus statt und endete nach über zwei Stunden reiner Spielzeit in Jubel.

Zwei Chöre, festlich gewandet in türkis und weiß, die vielen Sängerinnen und wenigen Sänger in sechs Reihen auf der Bühne, davor eine vierköpfige Band, die manchmal etwas laut wird, und in der Mitte Raum für den Stargast des Abends: Kathy Kelly, Spross jener als Straßenmusiker bekanntgewordenen vielköpfigen Familie, die Hits wie „An angel“ und „Who′ll come with me“ landete. Die stehen an diesem Samstagabend natürlich auch auf dem Programm des Konzerts von Singtonic Frauenpower aus Thallichtenberg und dem Pop- und Gospelchor Idar-Oberstein mit der 51-jährigen Sängerin. Dazu kommt ein großer Strauß bunter Melodien, Genregrenzen gibt es nicht: Pop- und Gospel-Gassenhauer, Spanisches, Folklore, deutschsprachige Balladen, Pagan Folk – und Arien. 32 Titel sind es, die Chöre singen alleine oder mit Kathy Kelly als Solostimme etwa die Hälfte davon, der Rest ist Soloprogramm der früheren Frontfrau der Kelly Family, die längst eine Solokarriere gestartet hat. Die CDs verkaufen sich in der Pause nicht besonders gut, und nicht jeder Titel gefällt jedem in der ausverkauften Halle. Doch der Stimmung kann sich keiner entziehen, spätestens als in der zweiten Hälfte des Konzerts auch die Chorsänger lockere Sicherheit gewonnen haben, die Ränge zu stehenden Ovationen ansetzen und die Handys geschwenkt werden wie früher die Feuerzeuge. „Viva la vida - lebe das Leben“ haben die Chöre unter der Leitung von Jürgen Schneider als Zugabe ausgewählt. Der Coldplay-Titel hätte aber auch als Auftakt kommen können. Er trifft perfekt, was auf dem Kuseler Roßberg an diesem Samstagabend passiert. „Tu que le vanita“ aus Verdis Don Carlos und „Vissi d′arte“ aus Puccinis Tosca singt Kathy Kelly mit einem weichen Sopran, das irische Revolutionslied „Wearing of the green“ wird geschmettert, „Glory, glory Hallelujah“ könnte direkt aus einem Baptistengottesdienst kommen. Das andere bekannte „Hallelujah“, das von Leonard Cohen, fehlt natürlich nicht, es kommt in einer angenehm kurzen Version, „Loch Lomond“ in einer traditionellen im schottischen Dialekt gefärbten Variante, „The Rose“ verführt die Halle zu Bravo-Rufen. „Jetzt kommt was ganz anderes“, sagt Kelly gern als Überleitung. Solo gehört ihr der Saal, sonst achtet sie aufmerksam auf das Dirigat von Jürgen Schneider. „Sie hat eine tolle Stimme und keine Starallüren“, sagt jemand im Publikum anerkennend. Im Parkett ist der Klang nicht ganz perfekt, manche Stimmkapriole geht unter, ab und an klingen selbst die Chöre nicht so voll wie sie angesichts der Vielzahl der Stimmen müssten. Die Besucher auf den Rängen haben es besser, man kennt es so von der Fritz-Wunderlich-Halle – leider. Kathy Kelly wird in ihren Solostücken von ihrem Keyboarder begleitet, gleichzeitig ist sie ihre eigene Band: Geige, Gitarre, Akkordeon spielt sie mindestens passabel, der Rest ist Playback. Vor den Arien wartet sie auf die richtige Einspielung, die Handykameras blitzen, Videos werden sowieso die ganze Zeit gedreht. Das Pagan-Folklied „Morrigan“ reißt die Halle mit, „We are the world“ rührt an. Kaum zu glauben, dass die Uhr bald 22 Uhr zeigt. Kurz nach 19 Uhr hat das von Ulrike Schneider und Karin Jung charmant moderierte Konzert begonnen, die Zeit ist dahin geflogen. „Oh happy day“ klingt zum Abschluss, alle strahlen, alle haben etwas gewagt und viel gewonnen. „Zugabe“ ruft das Publikum. „Ok, wir haben da noch was, bei dem man auch wunderbar mitsingen und mitklatschen kann“, sagt Schneider. Kelly reiht sich in die Reihe der Sängerinnen ein und weiter geht′s: „Viva la vida– lebe das Leben“.

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