Wandern im Pfälzerwald Der Potzberg Wanderweg: Premium seit 2023
Die Straße zum Potzberg, die Anfahrt ist derzeit nur über Mühlbach möglich, ist von Nebel umhüllt und erinnert an die Herbstlyrik Eduard Mörikes. Doch die noch im Nebel ruhende Welt des Dichters wird an diesem Morgen schon bald keine Rolle mehr spielen. Auf dem Parkplatz am Fuße des Potzbergturms beginnt der Rundwanderweg – zunächst auf einem mit Kieselsteinen unterfütterten Waldweg in Richtung Föckelberger Sportplatz.
Der Wanderweg auf einen Blick:
Was sofort auffällt, ist die sehr gute Beschilderung mit Angabe der Entfernungen zu den jeweiligen Zwischenstationen. Zudem sorgen überwiegend an Bäumen angebrachte, etwa zigarettenschachtelgroße Hinweistäfelchen dafür, dass kein Wanderer vom Weg abkommen muss, der sich nicht in der eigenen Gedankenwelt verliert.
Keine anderen Menschen, aber ein Reh
Im Wald bei Föckelberg wird die Stille des Tages plötzlich von einem Rauschen unterbrochen. Spätestens jetzt stellt sich die Frage, ob es vielleicht doch leichtsinnig war, die Regenjacke über der Lehne des Küchenstuhls hängen zu lassen. Kurz darauf ist klar: War es. Denn der erste Guss von oben macht sich im Lande breit. Nach einer kurzen, unfreiwilligen Regenpause geht die Wanderung weiter. Andere Menschen sind um diese Zeit noch nicht in dem Waldgebiet unterwegs. Dafür lugt ein Rehkopf aus dem Getreidefeld.
Ein Hinweisschild kündigt die erste Attraktion, den Schützenbrunnen, in kurzer Entfernung an, und auch die erste von insgesamt 27 Ruhebänken – die meisten davon mit Panoramablick aufs Kuseler Land – wird passiert. Wer sich vorher schon über die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke informieren möchte, kann dies auf der Internetseite des Potzbergvereins tun. Einige Zeit später dominieren an einem Asphaltweg auf freier Strecke mannshohe Maisstauden die Szenerie, als abermals ein Rauschen für Unbehagen sorgt. Die gute Nachricht: Auch hier wartet ein vor möglicher Nässe schützender Wald, allerdings erst in etwa 100 Metern Entfernung. Nach einem Sprint sorgt eine stattliche Buche für Schutz vor dem kühlen Nass von oben. Kurz darauf kübelt es wie aus Eimern. Schnell ist klar: Dieser Aufenthalt im Unterholz könnte länger dauern. Doch auch das Warten hilft nichts. Der Regen wird immer stärker, das Blätterdach gibt seine schützende Funktion auf. Weiter geht’s. Jetzt kommen noch Blitz und Donner hinzu – der meteorologische Endgegner bei Kilometer fünf. Das vom Himmel herabfallende Wasser durchdringt sämtliche Kleidung, läuft in die Schuhe.
Blick auf die Michelsburg
Auf halber Strecke sorgt das Hinweisschild auf die nicht allzu weit entfernte Buchwaldhütte für Motivation. Doch bevor diese erreicht wird, ist Zeit für eine kurze Pause unter den Bäumen. Zwei Tassen Kaffee aus der Thermoskanne und eine Brezel bringen Zuversicht – zumal auch der Regen eine kurze Pause einlegt. Auf mitunter schmalen Pfaden und über vom Regen aufgeweichten Waldboden geht’s weiter bis zu einer Sitzgruppe. Von dort hat man einen herrlichen Blick auf den Remigiusberg und die Burgruine Michelsburg.
Von dort an wird der Waldweg breiter, und auch die Stille kehrt zurück – zumindest für kurze Zeit. Denn als die Route Kurs in Richtung Ottilienquelle nimmt, sind zünftige Akkordeon-Klänge zu hören. Anfangs leise, dann immer lauter. Dann folgt ein Lobgesang auf den Freiheitsdrang einer offensichtlich wenig keuschen „Lola“, wie einige biergespülte Männerkehlen auf einer Hütte in die weite Welt des Westrichs hinausposaunen.
Potzbergturm muss sein
Der Weg des Wanderers indes geht links der Hütte weiter – die Anlage nahe einem Sandsteinfelsen existiert bereits seit mehr als 150 Jahren und befindet sich unterhalb des 470 Meter hohen Schwarzenkopfes, wo die Gemarkungen der Dörfer Rutsweiler, Föckelberg und Mühlbach aufeinander treffen. Es folgt das anspruchsvollste Stück der Strecke: Auf schmalem Pfad und – zumindest heute – nassem Laub ist volle Konzentration gefragt, um nicht auszurutschen. Als der Waldweg schließlich wieder eben und breiter wird, geht es in Richtung des Naturdenkmals „Dicke Eiche“. Dort hat ein Blitz vor fünf Jahren das einst mächtige Gehölz in die Knie gezwungen.
Im weiteren Verlauf weisen Hinweisschilder auf das „Gelbe Wasser“, den „Faulenbornbrunnen“ oder die geschichtsträchtige „Kalescheiche“ hin. Der letzte Kilometer bis zum Ausgangspunkt hält noch zwei, drei leichte Anstiege bereit. Schließlich ist der Potzbergturm in Sichtweite. Ihn jetzt noch zu besteigen, erweist sich als sportlicher Schlussakkord einer Wandertour.
Viele Infos machen Weg kurzweilig
Es bleibt das Fazit: Der Premiumweg auf dem Potzberg ist eine attraktive Wandertour mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Ein Plus ist, dass über die Höhepunkte entlang der Strecke, aber auch im Internet auf der Seite des Potzbergvereins viele Infos zu finden sind. Die Gehzeit ohne Pausen beträgt rund vier Stunden. Die Strecke ist bestens ausgeschildert, die Wege sehr gut begehbar. Wer nicht die gesamten 14 Kilometer laufen möchte, kann die Strecke auf zehn Kilometer abkürzen.
Alle RHENPFALZ-Wandertipps auf einen Blick:
- Orange = Unter 8 Kilometer
- Rot = Zwischen 8 und 15 Kilometern
- Schwarz = Über 15 Kilometer