Kusel Wer trägt die Kosten?

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Schönenberg-Kübelberg. Es ist eine scheinbar unendliche Geschichte. Seit in Brunnen des Wasserzweckverbandes Ohmbachtal Ende 2005 Spuren des Unkrautvernichtungsmittels Bromacil gefunden wurden und daraufhin im Wasserwerk in Schönenberg-Kübelberg Aktivkohlefilter für 1,25 Millionen Euro eingebaut werden mussten, gibt es einen Rechtsstreit darüber, wer für die Kosten aufkommen muss. Die Bahn treibe „prozessverschleppende Spielchen“, sagt dazu Verbandsvorsteher Klaus Müller.

Gemeinsam mit Werkleiter Titus Müller-Skrypski erinnert der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler daran, dass bei einer Routineuntersuchung in einem Brunnen, der in der Nähe der alten Bahntrasse liegt, eine erhöhte Konzentration des seit 1990 verbotenen Herbizids entdeckt wurde. Früher sei Bromacil häufig an Bahnlinien verwendet worden, um die Gleise frei von Bewuchs zu halten. Obwohl keine gesundheitliche Gefährdung für die Bevölkerung bestand, musste schleunigst Abhilfe geschaffen werden: mit dem Bau einer Filteranlage, bei der das Wasser durch Kohlepulver geleitet und dadurch gereinigt wird. Das hat den Verband 1,25 Millionen Euro gekostet – plus Folgekosten. Finanziert werden musste das Ganze über eine Erhöhung des Wasserabgabepreises um drei bis vier Prozent. Parallel zum Bau der Filteranlage begann die Schadensregulierung. Zunächst seien Gespräche mit der DB Netz AG geführt worden, berichten Vorsteher und Werkleiter. Für sie ist es keine Frage, woher die Bromacil-Belastung rührt, schließlich seien auch einige Nachbar-Wasserwerke im Saarland davon betroffen. Ein Gutachter habe auch festgestellt, dass die Rückstände zweifelsfrei von den Gleisanlagen her kämen, über die heute der Glan-Blies-Rad- und Wanderweg verläuft. Doch der Rechtsstreit dauert an. Im Jahr 2009 wurde Klage eingereicht. Und siehe da: Die DB Netz AG, mit der der Wasserzweckverband vorher verhandelt hatte, erklärte sich für nicht zuständig. Zuständig sei vielmehr das Bundeseisenbahnvermögen. Doch diese Behörde behauptete zunächst, die Sache sei verjährt. Das sei aber treuewidrig, erläutert Klaus Müller. Und mittlerweile ist die ganze Sache in erster Instanz beim Landgericht Zweibrücken anhängig. Hauptproblem bei der ganzen Sache: Der Wasserzweckverband muss nachweisen, dass von der Bahn Bromacil ausgebracht wurde. Es gibt zwar darüber keine Aufzeichnungen, aber Müller-Skripsky hat sogar ein altes Foto in Händen, das einen der Spritzzüge der Bahn zeigt. Ein Sachverständigen-Büro hat Bodenproben genommen und im Gleis des ehemaligen Bahnhofs Schönenberg-Kübelberg noch Reste von Bromacil entdeckt. Der Richter habe einen Beweisbeschluss erlassen, damit ein Gutachter dies bestätigt. In vergleichbaren Fällen, etwa im Bahnhof Homburg, habe es einen Vergleich gegeben, weiß Klaus Müller. Und er beklagt: „Ein Privatmann würde diesen Prozess nicht durchstehen, der wäre bankrott.“ Der Wasserzweckverband sei zwar solvent, müsse aber versuchen, die Kosten wieder hereinzuholen. Von der Hauptverwaltung des Bundeseisenbahnvermögens in Bonn war lediglich zu erfahren, dass das Beweiserhebungsverfahren laufe – man könne dem Gutachter nicht vorgreifen. Ausschlaggebend sei dann die richterliche Bewertung. Das Verfahren werde sich wohl noch etwas hinziehen. Das befürchtet Klaus Müller auch. Er ist seit 25 Jahren Vorsteher des Wasserzweckverbandes und will die leidige Sache noch zu Ende bringen. Deswegen habe er sich entschlossen, noch einmal für dieses Amt zu kandidieren, obwohl er zum Jahresende als Bürgermeister aufhört.

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