Kusel Herrscht Politikverdrossenheit?

haschbach. Die Kommunalwahl rückt immer näher. Doch nicht überall finden sich genügend Kandidaten. In Haschbach stellt sich nach der Legislaturperiode gleich die Hälfte der Ratsmitglieder nicht mehr zur Wahl. Sven Holler sprach mit Ortsbürgermeister Willi Daub über das Problem, Interessenten für eine Ratstätigkeit zu finden.

Sie und der Gemeinderat hatten zu einer Info-Veranstaltung zur Kommunalwahl eingeladen. Was war der Hintergrund?

Wir haben auch bei der vergangenen Kommunalwahl eine solche Veranstaltung organisiert. Hintergrund war aber vorrangig, dass von den jetzigen 13 Gemeinderatsmitgliedern sechs aufhören, inklusive Bürgermeister und dem Ersten Beigeordneten. Deswegen wollten wir Interessierte finden, um eine große Liste aufzustellen, aus der wiederum der Ortsbürgermeister gewählt wird. Warum findet keine Direktwahl des Bürgermeisters statt? Es hat sich – wie auch vor fünf Jahren – kein Direktkandidat gefunden. Deswegen wird er aus den Reihen des Gemeinderates gewählt. Es besteht auch die Möglichkeit, dass jemand der nicht im Rat ist, zum Ortsbürgermeister gewählt wird. Was ist bei der Informationsveranstaltung passiert? Anfangs nicht viel. Zu Beginn waren nur die Beigeordneten, der amtierende Rat sowie meine Frau als einzige Besucherin anwesend. Eine halbe Stunde später kamen – vielleicht aus Respekt oder Mitleid – noch einige Feuerwehrleute hinzu, die vor dem Gemeinschaftshaus übten. Wie war zu diesem Zeitpunkt Ihre Gefühlslage? Wir vom Gemeinderat fühlten uns in diesem Moment alleingelassen und waren sehr enttäuscht. Hat sich noch jemand gefunden, der sich für die Mitarbeit in der Gemeinde interessiert? Ja. Am gleichen Abend hat sich einer der Feuerwehrleute eingetragen und vergangene Woche ist auch noch jemand hinzugekommen. Von den angestrebten 30 Personen auf der Liste sind wir mit den derzeitigen neun jedoch weit entfernt. Glauben Sie in Haschbach herrscht Politikverdrossenheit? Schwer zu sagen. Rein von der Resonanz dieser Veranstaltung müsste man sagen ja. Ich glaube aber eher, dass viele Angst davor haben, über Jahre hinweg Verantwortung zu übernehmen – ob in der Gemeindearbeit oder in den Vereinen. Außer im Sportverein haben wir generell etwas Nachwuchsprobleme. Woran liegt das? Ich vermute, dass sie mit der Arbeit, zu der viele weite Strecken pendeln müssen, ausreichend beschäftigt sind. Das ist natürlich ein Stück weit zu verstehen, aber dennoch schade. Ist Kritik am Gemeinderat auch ein Grund? Aber natürlich. Der Rat kann zwar Entscheidungen – zum Beispiel hinsichtlich ausgewiesener Baugebiete – erklären, häufig wollen einige Leute diese Erklärungen nicht hören. Doch gerade diese Nörgler lassen ihre Namen nie auf die Liste setzen. Es ist traurig, dass sie sich so dauerhaft aus der Verantwortung stehlen. Bekommt man bei so wenig Interesse überhaupt einen neuen Rat zusammen? Einen Rat wird es geben. Da die Bürger dann zu Hause oder im Wahllokal Namen auf die Liste schreiben dürfen, kann es sein, dass die späteren Mitglieder mit sehr wenigen Stimmen in den Rat gewählt werden, also mit geringer Legitimation. Glauben Sie, dass sich noch Freiwillige für die ehrenamtliche Arbeit im Rat finden werden? Ich hoffe es. Nur am Kerwemontag Haschbacher zu sein, reicht leider nicht. (hlr/Foto: Sayer)

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x