Kusel „Es gibt kein Patentrezept, aber gute Ansätze“

Berufliche Perspektiven − das brauchen auch junge Menschen, die in Deutschland Asyl suchen. Ohne Sprachkenntnisse ist dies aber fast unmöglich. Daher werden zurzeit 43 Schüler an der Berufsbildenden Schule in zwei Intensivkursen betreut. Gestern machten sich der Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann, Landrat Winfried Hirschberger und Rainer Uhlendorf von der ADD ein Bild davon, denn das Modellprojekt wird vom Land gefördert.

Direkt zu Beginn geht es in einen solchen Deutsch-Intensivkurs. Lehrerin Isabelle Mensch betreut an diesem Morgen eine Klasse von 13 Schülern. Auf den ersten Blick könnte man vermuten, in einer „ganz normalen“ Klasse zu sein. Jeder hat Mäppchen, Block, Deutschbuch und einige Arbeitsblätter vor sich liegen. Mit Hilfe eines Computerprogrammes lernen die Schüler dann einfache Sätze wie „Ich spiele gerne Gitarre“ oder „Ich finde Schach langweilig“ für alltägliche Gespräche. Zwei Kurse gebe es momentan, erklärt Schulleiter Michael Riefer, weil die jungen Menschen mit „total unterschiedlichen Voraussetzungen“ gekommen seien. Ein Anfänger- und ein Fortgeschrittenenkurs also. Knapp über 40 Schüler seien im Unterricht, die Tendenz sei aber steigend. „Wir denken momentan darüber nach, ob wir noch einen dritten Kurs einrichten sollen“, fährt Riefer fort. Da gebe es aber ein Problem: „Es sind momentan zu wenige Deutschlehrer auf dem Markt − es denkt verständlicherweise auch niemand während des Studiums daran, einmal Deutsch als ,erste Fremdsprache’ zu unterrichten.“ Er betont aber vor allem, dass die Schüler zwar aus etlichen Ländern mit verschiedensten Religionen kämen, es aber sowohl im Unterricht als auch in der Pause „absolut keine Probleme“ untereinander gebe. In der anschließenden Gesprächsrunde lobte Landrat Hirschberger das starke Engagement der Schule von sich aus. „Wichtig ist, dass zur Integration auch junge Menschen zählen, die noch zur Schule müssen“, erklärte er. Die Schüler kämen allerdings nicht von der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Windhof. „Die Lage ist schwierig, und es gibt kein Patentrezept − aber es gibt gute Ansätze“, fuhr Hirschberger fort. Gerade deshalb sei es gut, dass man nun die finanziellen Mittel zur „freien Verfügung“ habe, denn so könne die kommunale Selbstverwaltung funktionieren. „In dieser Sache ist uns die Schule momentan zehn Meter voraus, aber wir laufen jetzt mit.“ Staatssekretär Beckmann lobte ebenfalls die Aktivität des Landkreises in Sachen Integration. „Für den Schulbereich ist die Sprache ganz entscheidend, und ich bin froh darüber, dass sich alle Lehrer in Rheinland-Pfalz so engagieren.“ Es werden nun zusätzliche Stellen im Land geschaffen, so dass auch gerade solche Deutsch-Intensivkurse für Flüchtlinge gestemmt werden können. Außerdem müsse man den Prozess ganz genau beobachten, „man weiß ja nie, wie viele Flüchtlinge man morgen und wie viele man nächste Woche hat.“ Er habe auf jeden Fall bemerkt, dass diese Schüler hier nicht nur herumsäßen, sondern äußerst motiviert seien, die Sprache zu lernen. Und die Rahmenbedingungen dazu sähen hier an der BBS in Kusel sehr gut aus. Ähnlich äußerte sich ADD-Mann Uhlendorf. (uck)

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