Kusel Der Trabbi ist der große Star

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Ein Trabbi, Flüchtlinge und natürlich das Thema Steinbruch-Zukunft. Der Zuspruch zu Redaktion vor Ort gestern am Bahnhaltepunkt Kreimbach-Kaulbach hätte zwar besser sein können, doch der Qualität der Begegnungen und Gespräche tat das keinen Abbruch.

Wenige Minuten erst steht Manuela Barthel gestern am RHEINPFALZ-Tisch, da knattert Rudi Geiß in einem Trabant heran. Das Fahrzeug mit Zweitaktmotor, Plastikkotflügeln und –motorhaube hat er für 3000 Mark gekauft, wie er erzählt. „Es ist ein Leichtkübelwagen der Nationalen Volksarmee, Baujahr 1984. Sogar die Gewehrhalterungen sind noch drin“, beschreibt er das ehemalige Dienstfahrzeug der DDR-Soldaten, das mit einem abklappbaren Verdeck ausgestattet ist und ohne Türen auskommt. Geiß öffnet gerne die Motorhaube, die den Blick freigibt auf Motor, Getriebe, Luftfilter und Fahrwerk. Jürgen Müller genügt ein kurzer Blick und schon stellt er fest: „Die Bremslichtkontakte sind nicht angeschlossen.“ Geiß bestätigt, schiebt die Kontakte zusammen und macht eine Bremsprobe. Alles in Ordnung, die Rückleuchten erstrahlen beim Tritt aufs Pedal. Als er das Gefährt gekauft habe, sei er belächelt worden, aber auf seinen kleinen Trabant lässt er nichts kommen. Selbst nach drei Monaten Stillstand über die Wintermonate springe der Motor sofort an, lobt er die Zuverlässigkeit des DDR-Produkts. Einen alten Motorroller besitzt Geiß auch noch. Es sei ein NSU Prima, Baujahr 1958, sehr preiswert in der Unterhaltung. Mit seinem Trabbi besuche er die Oldtimermesse in Kaiserslautern, auch in diesem Jahr werde er dort wieder vorfahren, kündigt der Liebhaber alter Fahrzeuge an. Vor Jahren war Geiß kommunalpolitisch aktiv, als Ortsbürgermeister und Ratsmitglied. Er habe sich aber zurückgezogen. Nur, wenn es noch mal eine Gebietsreform gebe, würde er wieder aktiv werden und sich dafür einsetzen, dass Kreimbach-Kaulbach der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg angegliedert werde. „Wir sind in Richtung Kaiserslautern orientiert und nicht nach Lauterecken“, sagt er. Als Wolfgang Caspers eintrifft, der frühere Ortsbürgermeister, entwickelt sich sogleich ein reges Gespräch zwischen ihm und Jürgen Müller. Sie haben unterschiedliche Auffassungen zur weiteren Nutzung des Steinbruchs. Müller sieht eine große Verkehrsbelastung auf die Bürger zukommen, wenn der Steinbruch als Deponie für Erdaushaub genutzt wird. „Andere kämpfen für eine Umgehung und wir holen uns den Verkehr in den Ort“, moniert Müller. Eine Renaturierung mit unbelastetem Material wäre ihm lieber. Man wisse nicht, wie sich die Ablagerungen in Jahrzehnten auf Umwelt und Natur auswirkten, warnt Müller vor zu leichtfertigem Umgang mit Deponiematerial. Caspers ist eher überzeugt, dass sich Staub- und Verkehrsbelastung in erträglichem Rahmen halten, die Deponie sei eingestuft in der Belastungsklasse null. Man dürfe auch den finanziellen Aspekt nicht außer Acht lassen. Ohne die Basalt AG wäre vieles nicht möglich gewesen im Ort. Die beiden kommen nicht zusammen, die Standpunkte bleiben konträr, die Auseinandersetzung aber sachlich und respektvoll. Martina Heil, die Zweite Ortsbeigeordnete, meint, die Belastung sei immer erträglich gewesen, sie habe weniger Bedenken gegen die geplante Deponierung. Paul Götz, früherer und jahrzehntelanger Mitarbeiter der RHEINPFALZ schaut vorbei. Der mittlerweile 89-Jährige trinkt einen Kaffee und unterhält sich angeregt mit den Besuchern und gibt in kleiner Runde mit Manuela Barthel und Heike Märkl einige Witze zum Besten. Manuela Barthel, Ehefrau von Ortsbürgermeister Karl Barthel, ist Vorsitzende der Landfrauen, Heike Märkl ihre Stellvertreterin. Und dann kommen in Begleitung von Brigitte Becht für wenige Minuten zwei afghanische Familien vorbei. Sie hätten das RHEINPFALZ-Zelt und Menschen davor gesehen und wollten schauen, was los sei, erzählt Brigitte Becht. Die Flüchtlinge sind zurückhaltend, nehmen dankend ein Getränk an, verabschieden sich wieder. Sie wohnen mit weiteren Asylbewerbern aus Syrien in einem Haus in Kreimbach, informiert Barthel. Insgesamt gebe es acht Flüchtlinge im Ort. Brigitte Becht, Eva Becht und Sophie Martin geben den weiblichen Flüchtlingen einmal in der Woche Deutschunterricht, die Männer werden von Horst Kiefer unterrichtet, erzählt Manuela Barthel. Ihr Mann, der Orts-Chef, schaut ebenfalls ein Weilchen vorbei – so viel Zeit muss sein zwischen der Arbeit und einem weiteren dienstlichen Termin. Barthel arbeitet für die Telekom. Er, wie auch andere, sind an diesem Nachmittag etwas enttäuscht über die Resonanz. Eine Erklärung dafür gibt’s: Viele Kreimbach-Kaulbacher haben die Kaiserslauterer, nicht die Kuseler Lokalausgabe, weil sie beruflich wie privat Richtung Kaiserslautern tendieren. Sophie Martin, mit zarten 22 das jüngste Ratsmitglied in Kreimbach-Kaulbach („Und das als Frau!“) und Janik Maue werben derweil für mehr Berichte aus Kreimbach-Kaulbach. Über die Kerwe beispielsweise könne man mal was bringen, weil die „etwas besonders ist“. Besonderer als alle anderen im Kreis? Natürlich, versichert Sophie Martin im Brustton der Überzeugung. Immerhin seien Gräben zwischen den beiden Ortsteilen zugeschüttet worden, indem man den Kaulbacher Termin und den Kreimbacher Platz dafür gewählt habe. Oder war’s umgekehrt? Am vorletzten Juli-Wochenende werden wir es uns mal anschauen. (dgg/wop)

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