Kreis Kaiserslautern „Wir werden um unsere Schule kämpfen“

Mit großer Bestürzung und scharfer Kritik haben die Ortsbürgermeister von Frankenstein und Linden, Eckhard Vogel und Uwe Unnold (beide FWG), auf die Ankündigung der Landesregierung reagiert, den Fortbestand der beiden örtlichen Grundschulen auf den Prüfstand zu stellen (die RHEINPFALZ berichtete in der Mittwochsausgabe). Mit dem möglichen Aus für die zwei Schulstandorte werde das Sterben der kleinen Ortsgemeinden vorangetrieben, fürchten Vogel und Unnold.

Bildungsministerin Stefanie Hubig hatte am Dienstag angekündigt, dass bei landesweit 41 Zwergschulen – darunter Linden und Frankenstein – geklärt werden solle, ob diese auch in Zukunft weitergeführt werden können. Hintergrund sind Sparpläne der Landesregierung: An den Schulen im Land sollen 310 Stellen gestrichen werden. In Frankenstein hatte der Beigeordnete Heinrich Eichert bereits in der Ratssitzung am Dienstagabend die Mainzer Pläne bekannt gegeben. Nach seinen Angaben ist die Grundschule in Frankenstein mit insgesamt 24 Schülern die zehntkleinste unter den 41 Schulen, die landesweit von Schließung bedroht sind. Das Gremium reagierte entsetzt auf die Nachricht. Ebenso Ortsbürgermeister Vogel. Er sprach von „der Gefahr eines Kahlschlags für die Infrastruktur Frankensteins“. Vogel: „Bei einer Reihe von Verantwortlichen haben wir gegen eine mögliche Schließung der Grundschule protestiert. Wir sind aber damit vertröstet worden, dass es um Wege gehe, wie Schulen erhalten werden können. Und immer wieder hieß es, dass ja gespart werden müsse.“ Laut Vogel bleibt es im Ort auf absehbare Zeit bei etwa 30 Schülern im Durchschnitt, das seien sieben Schüler pro Jahrgang. Da nütze es nichts, wenn von Seiten des Bildungsministeriums der Ratschlag komme, man solle für die Zukunft auf ein Neubaugebiet setzen. „Das können wir in Frankenstein nicht“, sagt Vogel und betont: „Der Rechnungshof muss auch auf die soziale Komponente achten. Welche junge Familie kommt denn noch in die Gemeinde, wenn nach Bäcker, Metzger und Einzelhandel auch die Grundschule zugemacht wird?“ Grundschule und Kindergarten seien „die letzten Bastionen für eine halbwegs intakte Infrastruktur auf dem Lande“. „Aber wir werden um unsere Grundschule kämpfen“, rief Vogel den Mitgliedern des Gemeinderates zu. Mit dem Schulelternsprecher der Grundschule habe er bereits einen Termin mit dem Schulrat in Neustadt vereinbart. Außerdem hat er einen offenen Brief an die Kandidaten für die Landratswahl verfasst, in dem er Martin Müller (SPD) und Ralf Leßmeister (CDU) um Unterstützung bittet. Darin weist er auf die „guten Erfahrungen“ hin, die die Schule mit Kombiklassen aus Stufe eins und zwei sowie drei und vier gemacht habe. „Dass unsere kleinsten Mitbürger nun durch das unersetzlich wertvolle soziale Netz ihrer Heimatgemeinde fallen und nicht mehr die methodisch-didaktisch ausgereiften Konzepte der Zwergschulen erfahren sollen, ist meines Erachtens beschämend“, heißt es in dem Brief. Während das Land durch Schulschließungen Geld sparen wolle, werde die finanzielle Belastung „einmal mehr nach unten“ auf die Kommunen verteilt, denn an den Gemeinden blieben aller Voraussicht nach die Kosten für den Erhalt der dann leer stehenden Grundschulgebäude hängen. „Auf die kritische Betrachtung des Grundschülertransportes möchte ich an dieser Stelle erst gar nicht näher eingehen.“ Den großen Schaden trügen letztlich die jungen Familien mit Kindern und die Ortsgemeinde, so Vogels Fazit. Die Zerstörung der Infrastruktur beklagt auch Uwe Unnold, Ortsbürgermeister von Linden: „Hier wird bewusst den kleinen Gemeinden die Luft abgedreht.“ Vom pädagogischen Konzept der Zwergschulen ist er überzeugt: „Wir haben seit fast 15 Jahren Kombiklassen. Das System ist gut“, findet er und verweist auf die Kombiklassen in den 1960er Jahren, die den Kindern schon damals eine „ordentliche Schulbildung“ zuteil werden ließen. Zugleich wirft Unnold die Investitionen in die Waagschale. Über 300.000 Euro habe die Gemeinde in den vergangenen zehn Jahren zur Sanierung ihrer Schule ausgegeben, „ohne einen einzigen Landeszuschuss“. Die Ausstattung mit Computern und Smartboards für rund 15.000 Euro komme dazu. 15 Jahre habe das Land das System mitgetragen. „Und jetzt plötzlich soll das alles umsonst gewesen sein? Nur weil in Mainz eine Landesregierung nicht mehr an diese Werte glaubt.“ Die Lehrerstellen für die knapp 30 Lindener Kinder zu streichen, bringe „keinen Spareffekt“, ist er überzeugt. „Statt Kindern und kleinen Gemeinden mit Erbsenzählerei die Zukunft wegzunehmen, sollten sich die Damen und Herren aus dem Bildungsministerium lieber mal vor Ort anschauen, was da geleistet wird“, fordert er und nennt als Beispiel die Nachmittagsbetreuung, die im Falle einer Schließung zu Lasten der Familien wegfalle. „Alle Anstrengungen der Gemeinden sind scheinbar egal“, beklagt Unnold und kritisiert, dass mit der Abschaffung der Zwergschulen „die Zerstörung der letzten kleinen Gemeinden in Rheinland-Pfalz vorangetrieben“ werde. Nach den kommunalen Finanzen verabschiede sich das Land nun auch aus der Verantwortung für die Kinder in kleinen Gemeinden und fördere damit die Tendenz zur Protestwahl anstatt dieser Einhalt zu gebieten. „Ich erwarte hier ein schnelles Einlenken der Landesregierung, um wieder zur Bestandssicherung der vorhandenen Schulstruktur zurückzukehren und auch den kleinen Gemeinden in unserem Land eine Überlebenschance zu bieten.“ Schreiben Sie uns Ihre Meinung interessiert uns: Sollten kleine Grundschulen trotz niedriger Schülerzahlen fortbestehen oder geschlossen werden? Schreiben Sie uns dazu eine E-Mail an die Redaktionsadresse redkai@rheinpfalz.de |jba/oef

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