Kreis Kaiserslautern Wenn Astronomen in tiefe Löcher sehen

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Wer zum Neujahrsempfang der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn am Freitagabend kam, musste nicht nur einen Berg erklimmen, sondern stand oben sogar noch im Schnee. Doch in der Aula der IGS auf dem Mühlberg sorgte Bürgermeister Andreas Alter (SPD) für Aufwärmung – auch wenn er seinen Besuch sogleich wieder mit hinab in die Tiefen nahm: zu bunten Korallenriffen. Neben dem Bild der Unterwasserwelt holte er einen Astronomen und einen Wachmann zu Hilfe, um auf das vergangene Jahr zurück- und auf das neue vorauszublicken.

Hatte Alter im vergangenen Jahr seinen Besuch noch auf eine Bergbesteigung mitgenommen – die den harten Weg der fusionierten VG symbolisieren sollte –, so ging es diesmal in die entgegengesetzte Richtung: hinab ins Meer. Im Korallenriff sind „die verschiedensten Lebensformen aufeinander angewiesen und leben erfolgreich zusammen“, sagte Alter mit Blick auf die über die Leinwand schwimmenden Fische. „Allein ist man einzigartig, zusammen sind wir stark!“, lautete sein Credo fürs weitere Zusammenwachsen der Verbandsgemeinde. Denn dies genieße auch nach zweieinhalb Jahren immer noch oberste Priorität. „Ich bin der Meinung: Wir schaffen es. Trotz der vielen Skeptiker, der Ungeduldigen und Quertreiber. Auch wenn die Zeiten schwierig und nervig sind, bin ich stolz, in dieser VG leben zu dürfen“, war sein Resümee und gleichzeitiger Appell. Zum nunmehr dritten Mal seit Einführung des Sozialpreises 2006 musste der Neujahrsempfang ohne dessen Verleihung auskommen, weil es keine Vorschläge gab (wir berichteten). So hatte nicht nur der Gesangverein Harmonie Neuhemsbach mit Unterstützung aus Hochspeyer unter der Leitung von Hartmut Weisbrod die Aufgabe, die Bürgermeisterrede aufzulockern. Auch ein Wachmann (Wilnis Vachers) und ein Astronom (Jürgen Hauck) halfen ihm über den Abend und beim Blick in die Sterne. Durchs Fernrohr entdeckte der Astronom unter anderem einen „neuen Sheriff, der für Ordnung im ruhenden Verkehr sorgt“, suchte aber vergeblich nach den Kutschen in der Mehlinger Heide. Ja, für die Zukunft konnte die Ortsbürgermeisterin „Gott sei Dank einsichtigere, verlässlichere und friedfertigere Kutschfahrer gewinnen“, erläuterte Alter; wegen der gestiegenen Anforderungen gehe es heute nicht mehr ohne Verträge zu Haftungsfragen. Die Schulen und Jugendsozialarbeiter sorgen derweil dafür, dass die Zukunft der VG gut aussieht. Nur in der Tiefe, oh je, da erblickte der Astronom ein Loch, „mer sieht jo gar kään Bode…“ Das war das Loch im Haushalt, konnte der Bürgermeister aufklären, denn mit der Eingliederung habe die VG einen hohen Schuldenberg übernommen. Doch Alter zeigte sich zuversichtlich, dass die Arbeit immer effizienter werde und schließlich auch Personal eingespart werden könne. Dass der Breitbandausbau vorangetrieben werden muss, vor allem im Süden der VG, ist für Alter ebenfalls eine Notwendigkeit. Für vorauseilendes Gelächter im Publikum sorgte der Bürgermeister, als das Wort „Auto“ fiel. „Nein, ihr habt euch zu früh gefreut!“, winkte der Astronom ab. Doch nachdem die Flüchtlingshelfer lobend erwähnt waren, bekamen die Gäste die erwartete Episode um den eigenmächtig angeschafften Dienstwagen des Bürgermeisters serviert. Selbstironisch ging Alter darauf ein und bekam auf seine Überlegung, „ein den Finanzen der VG entsprechendes Auto zu beantragen“, ein Bobby-Car gereicht. Auf Nachfrage stellte Alter später klar, dass er keinen neuen Vorstoß in Richtung Dienstwagen unternehmen will. Als letztes schwenkte das Teleskop noch zur Feuerwehr; nach der schwierigen Wehrleiterwahl haben sich laut Alter die Wogen geglättet und ein Läuterungsprozess sei in Gange. Bevor der Wachmann mit der Hellebarde die Gäste zum lockeren Teil des Abends rief, gab der Bürgermeister ihnen noch einen Tipp mit: „Wenn die Hindernisse unüberwindlich scheinen, denken Sie an das Marmeladenglas und den Kaffee!“ Er füllte ein großes Marmeladenglas bis oben mit Tischtennisbällen, und das Publikum stimmte ihm zu, dass es voll war. Dann schüttete er Kiesel hinein, anschließend Sand und schließlich Kaffee, obwohl das Glas ja jedes Mal schon voll war. „Die Tischtennisbälle sind die wichtigen Dinge in unserem Leben: Familie, Lebenspartner, Kinder, Gesundheit, Freunde. Die kleinen Steine sind die anderen bedeutenden Dinge wie Arbeit, Haus, Auto, Urlaub. Der Sand repräsentiert die anderen Kleinigkeiten.“ Und so wurde klar, dass weder Tischtennisbälle noch Kiesel in unser Lebensglas passen, wenn wir zuerst Sand hineinfüllen. „Und wofür der Kaffee?“, fragte der Astronom keck dazwischen. „Ach ja: Auch wenn unser Leben völlig zugestopft scheint, ist immer noch Platz für eine Tasse Kaffee mit einem guten Freund oder einer Freundin.“ |gzi

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