Kreis Kaiserslautern Verjüngungselixier hilft über die Strecke

Mit Stock und Hut, mit Kind und Wagen, mit Schirm und Regenjacke, allein, zu zweit und in Gruppen reisen die Menschen an: Die dritte „Alte-Welt-Schlemmerwanderung“ am gestrigen Sonntag hat längst ihre treuen Anhänger gefunden. Nicht nur wegen der Pfälzer Spezialitäten, die entlang des Weges an zehn Stationen ausgegeben werden. Auch die herrlichen Nah- und Fernsichten übers Nordpfälzer Bergland machen diesen Tag selbst für Einheimische zu einem Genuss für Gaumen und Auge.

Der Himmel ist grau, der Boden nass. Doch obwohl der Wetterbericht es nicht allzu gut mit den Veranstaltern meint, zieht es die Menschen den Hang hinauf. Passend gekleidet sind sie nach Gewitter und Schauern in der vergangenen Nacht für alle Eventualitäten gerüstet. „Do geht’s lang“, zeigt der Wanderer mit seinem Spazierstock in Richtung Anhöhe. Er verweist auf den „Brimmepaad“, eine Zusatzstrecke von zehn Kilometern, die in diesem Jahr erstmals ausgewiesen wurde und passionierten Erkundern ein Plus an Aktivität und Naturerlebnis bescheren soll. Doch erst mal geht es von Heimkirchen kommend zur Station „Im Hüterwald“ bergan. Am Rand der kleinen Lichtung sind Motorsägearbeiten ausgestellt. Für die Verköstigung haben sich der örtliche Reitverein und die Jäger des Reviers Heimkirchen zusammengetan. Schon am Vormittag brutzeln die Wildspezialitäten in Grill und Pfanne: Spieße, Frikadellen und Bratwurst. „Es kommen schon Leute, aber nicht ganz so viele wie im vergangenen Jahr“, meint Thomas Buhl vom Reitverein im Hinblick auf die düsteren Wolken. Für die beteiligten Vereine ist die Veranstaltung dennoch eine hoffentlich lohnenswerte Sache, denn alle Einnahmen landen in einem Topf, werden aufgeteilt und füllen die Kassen. Der fünfjährige Finnian vom Holborner Hof hat schon „Rostige Ritter“ im Magen und ein neues Ziel vor Augen. „Ich möchte auf die Hüpfburg“, meint der Bub. Er ist in Begleitung seines Nachbarn Daniel Oppenländer auf der kurzen Strecke unterwegs. Die beiden schauen sich erst einmal die Schautafel zur Rapsverarbeitung an, bevor sie einen Zwischenstopp daheim einlegen und sich später auf die lange Tour, den „Brimmepaad“, machen wollen. Was sich hinter dem Namen verbirgt? Schulterzucken. An der Station „Im Hirtenfeld“ des örtlichen Kerwevereins gibt es die Auflösung: „Brimme“ bezeichnet den Ginster, der bis vor zwei Wochen entlang des Weges auf der Höhe noch geblüht habe, erzählt Steffi Leppla. Diese Bezeichnung sei jedoch nur noch unter den Alten bekannt. Obwohl das Tröpfeln von oben beginnt, herrscht hier beste Laune. Bei hausgemachten Broten, Kuchen und vor allem den mit verheißungsvollen Namen betitelten Likören greifen die Wandersleute gerne zu. „Die waren im vergangenen Jahr der Renner“, unterstreicht Carolin Leppla. Die junge Frau steht sonst mit ihrem Vater Norbert bei der Kerwerede auf der Leiter, heute hinter der Kuchentheke. Der Verein hat sich nach dem Erfolg 2013 auf einen größeren Ansturm vorbereitet und die Mengen des Angebots vergrößert. Nun hoffen die Helfer, dass sich nicht allzu viele Menschen vom zunehmenden Regen abschrecken lassen. Mit ihrem „Nerrekerjer Jungfrauenkuss“, „Pfälzer Verjüngungselixier“ oder „Hemkerjer Liebestrank“ liegen sie goldrichtig. Eine fünfköpfige Wandergruppe aus Gehrweiler ordert eine Stärkung. Mit „Allez hopp“ und „Zack zack“ leeren sie die Gläser. Schon 2013 waren sie auf der Strecke unterwegs, damals sogar zweimal. „Heute werden wir noch die gesamte Tour laufen“, kündigt Karl an. Mit jeder Kehre des Weges tun sich neue Aus- und Fernsichten über Wiesen, Äcker und Waldstücke auf. Aus den Regentropfen sind allerdings mittlerweile Bindfäden geworden. Die nächste Station des Männergesangvereins mit Unterstellmöglichkeit lässt nicht lange auf sich warten. „Holborner Saumah ufem Weck“ riecht nicht nur verführerisch, sondern geht auch weg wie warme Semmeln. „Wir können nicht singen“, winken Linda Jung und Regina Adelhardt lachend ab. Dafür sind sie umso geschickter am Grill. Leonie und Reiner Hild aus Otterberg steigen zur Mittagszeit und vom Regenschirm behütet in die Strecke ein. „Wir wollen alle fünf Kilometer laufen“, erzählt das Paar. „Wenn’s zu sehr regnet, wird’s vielleicht etwas kürzer“, räumen sie ein. Starken Zulauf hat die Wanderung ganz offensichtlich: Entlang der Anfahrtswege reihen sich die Autos der Teilnehmer aneinander.

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