Kreis Kaiserslautern „Schlüssel zum Verstehen der Welt“

91-91464048.jpg

Menschen, die bereits in ihrer Kindheit viel gelesen haben, sind nicht nur gebildet und können sich gewählt ausdrücken, sondern handeln oft solidarischer. Das geht aus der Vorlesestudie der Stiftung Lesen hervor. Aus diesem Grund sollen Veranstaltungen im Rahmen des bundesweiten Vorlesetages vornehmlich Eltern und deren Nachwuchs stärker für das Lesen begeistern.

Anlässlich des bundesweiten Vorlesetages finden auch in der Kindertagesstätte „Heidschnucke“ und im Parfum-Museum in Baalborn ab 15 Uhr einige Lesungen statt – und zwar nicht nur für Kinder. Neben ausgemachten Literaten tragen unter anderem Norbert Thines, ehemaliger FCK-Präsident, und Andreas Alter, der SPD-Bürgermeister der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn, ausgewählte Textpassagen vor. Zur Eröffnung um 14.15 Uhr zeigen einige Kinder in der örtlichen Kita das Stück „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“. „Kindern das Beste bieten zu können, ist unser aller Anliegen. Für viele bedeutet das, ihrem Nachwuchs stets die neuesten technischen Produkte zu kaufen. Dabei wird der soziale Kontakt oft vernachlässigt“, sagt Monika Böhm von der gleichnamigen Buchhandlung in Landstuhl. Besonders das persönliche Vorlesen wecke die Neugierde und zeige, wie essenziell Bildung ist. Obwohl die Auswirkungen der Digitalisierung längst in der Bücherwelt zu spüren sind, sollten Eltern ihren Schützlingen trotzdem aus gedruckten Exemplaren vorlesen, damit diese beispielsweise den Geruch von Papier kennenlernen und auch erkennen, dass sich Bücher nicht nur inhaltlich unterscheiden. Laut Uwe Neu, Geschäftsführer der Buchhandlung „Der bunte Hund“ in Weilerbach, müssen Kinder das Lesen als „Schlüssel zum Verstehen der Welt“ begreifen. Umso unverständlicher sei es, dass 31 Prozent der Eltern nicht oft genug vorlesen. Oft genug bedeute in diesem Zusammenhang mehrmals pro Woche, idealerweise täglich. Laut Stiftung Lesen reichen dabei bereits 15 Minuten aus. Karin Leiner, Leiterin Stadtbücherei Ramstein, empfiehlt Geschichten, bei denen Eltern und Kinder „im Duett“ lesen können. Dazu bietet sie beispielsweise in ihrer Bücherei die Buchreihe „Erst ich ein Stück, dann du“ des Verlags cbj an. Laut Neu ist es wichtig, dass Kinder den Inhalt anschließend rekapitulieren. Dabei sollten sie auch ihre persönliche Meinung äußern. Malen und Basteln helfe besonders den Kleineren dabei, die Texte zu verarbeiten und den Spaß am Lesen zu entdecken. Ziel sei, dass literarischer Konsum zu einem „Ritual“ werde. Ist das der Fall, verbessern sich laut Vorlesestudie 2015 auch die Schulnoten – nicht nur in Deutsch, sondern auch in Mathematik und Kunst. Weiterhin seien die Kinder oft aufgeschlossener und würden solidarischer handeln und denken. Uwe Neu rät zudem, nicht zu schnell vorzulesen und auf die Intonation zu achten. „Oftmals ist ein scheinbar zu langsames Tempo für die Kinder genau richtig“, erklärt der Buchhändler. Bis zur vierten Klasse sollte Vorlesen seiner Meinung nach zum festen Bestandteil des Alltags gehören. Monika Böhm sieht gerade darin die Möglichkeit, Menschen in jungen Jahren für das gedruckte Wort zu begeistern. Das Lesebedürfnis der Kinder und Jugendlichen gehe ansonsten immer weiter zurück. Besonders Bände, in denen beispielsweise Geschichten von Erich Kästner oder Otfried Preußler gesammelt sind, könnten laut Doris Koch, die eine Buchhandlung in Ramstein besitzt, jede Generation elektrisieren. Sie empfiehlt für Kinder bis zu sieben Jahren Klassiker wie „Jim Knopf“, „Der kleine Wassermann“ sowie „Die kleine Hexe“. Aber auch zahlreiche neuere Werke wie „Snöfrid aus dem Wiesental“ oder „Cowboy Klaus“ seien lesenswert. Die Fähigkeit, die Schriftsprache zu beherrschen, ist laut Stiftung Lesen in Deutschland nicht selbstverständlich: So gibt es hierzulande 7,5 Millionen Funktionale Analphabeten. Diese können zwar Buchstaben erkennen und ihren Namen schreiben, den Sinn eines längeren Textes verstehen sie jedoch kaum. Die Ergebnisse der Pisa-Studie von 2012 machen laut der Stiftung den „dringenden Handlungsbedarf“ deutlich. So haben 15 Prozent der 15-Jährigen Probleme beim Lesen und Schreiben. Nils berichtet

x