Hochspeyer Pilzsachverständiger Wolfgang Peltz macht Sensationsfund

Wolfgang Peltz ist Pilzexperte. Auf diesem Holzstück hat sich ein Feuerschwamm eingenistet.
Wolfgang Peltz ist Pilzexperte. Auf diesem Holzstück hat sich ein Feuerschwamm eingenistet.

Einen Sensationsfund hat der Hochspeyerer Pilzsachverständige Wolfgang Peltz gemacht: Bei einer seiner Touren entdeckte er einen Geschlitztporiger Saftporling, der bislang in Rheinland-Pfalz nicht beschrieben war und wohl überhaupt erst mit den geänderten klimatischen Bedingungen wachsen konnte.

Im Pfälzerwald war der Gang in die Pilze in den vergangenen beiden Jahren nicht erquicklich. Insgesamt zu trocken, die Sommer zu heiß, wussten die Pilze nicht mehr, woran sie waren: Sie wuchsen entweder zur falschen Zeit oder gar nicht – aber einer kam zum Vorschein, den es bislang hier nicht gab.

Der Pilzsachverständige Peltz staunte jedenfalls nicht schlecht, als er Ende 2019 in der Kernzone des Quellgebietes der Wieslauter einen Geschlitzporigen Saftporling an einer liegenden toten Fichte fand. „Einen Namen hatte ich für dieses Gebilde nicht parat“, gibt er zu. Was war das für ein unbekanntes Objekt, das seinem weißen Fruchtkörper mit einem welligen Rand und einer haarigen Huthaut umgab?

Mit den Pilzen auf Du und Du

Viele hätten sich damit begnügt, dass da halt ein Pilz am morschen Holz sitzt. Wolfgang Peltz ging dem Rätsel hingegen auf den Grund, denn schon seit Jahrzehnten sind die Schwämme seine große Leidenschaft – und das nicht nur in der Pfanne. Der langjährige Realschulrektor am Schulzentrum Schönenberg-Kübelberg, der nebenher als Dozent an der Volkshochschule Kaiserslautern in der Erwachsenenbildung tätig war, ist mit den Pilzen auf Du und Du und weiß genau, wie er hinter das Geheimnis unbekannter Schönheiten kommen kann. Erst wurde das Objekt am liegenden Stamm fotografiert. Der Abgleich mit dem Bestimmungsbuch brachte den Verdacht, dass er hier eine Sensation entdeckt haben könnte: Ein Postia undosa, wie der Geschlitzporige oder Weitlöchrige Saftporling wissenschaftlich heißt, war für Rheinland-Pfalz bislang nämlich überhaupt noch nicht gemeldet worden.

„Eintagsfliege“ oder doch mehr?

Also zog Wolfgang Peltz, Jahrgang 1939, am nächsten Tag erneut die Wanderschuhe an, marschierte los, um seinen Fund zu ernten. Was folgte, war mikroskopische Feinarbeit, einschließlich der Übersendung des getrockneten Fruchtkörpers an eine Spezialistin. Und tatsächlich: Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, handelte es sich bei dem Fund wirklich um den in ganz Deutschland sehr seltenen und in Rheinland-Pfalz bislang unbekannten Posita undosa. „Die Frage, ob das nun wirklich das erste Vorkommen dieser Art im Pfälzerwald war oder ob diese Art bisher nur nie beachtet oder gemeldet wurde, bleibt unbeantwortet“, sagt Peltz.

„Der Pilz findet wohl aufgrund des wachsenden Angebotes an unterschiedlichen Totholzqualitäten und veränderten klimatischen Bedingungen auch im Pfälzerwald geeignete Habitate“, vermutet der Pilzsachverständige. Und ob das Vorkommen im Dezember 2019 eine „Eintagsfliege“ war, wird sich zeigen.

„Wahre Wunder zur Begeisterung der Pilzfreunde“

Während der Geschlitzporige Saftporling hier also womöglich ein neues Terrain erobert, hadern die uns eher vertrauten Waldpilze mit den gerade vorherrschenden klimatischen Bedingungen im Pfälzerwald: Pilze bilden ihre Primordien, quasi die Blütenknospen, im Frühling aus, warten auf feuchtwarmes Wetter und entwickeln daraus dann die Fruchtkörper. Fehlt aber Regen, tut sich nichts. In den vergangenen beiden Jahren war es so, dass im Herbst einsetzender Regen die Sommer- und Herbstarten zur gleichen Zeit aus dem Boden schießen ließ. „Diese Pracht war relativ schnell vorbei. Die phänologischen Regeln früherer Jahre sind ins Wanken geraten“, sagt Peltz und stellt fest, dass beispielsweise Austernseitlinge rar werden, einst seltenere Großpilze wie Schwefelporlinge, Goldfell-Schüpplinge oder Stachelbärte sich hingegen vermehrt an Totholz zeigen. „Die lang anhaltende Wärme und die gespeicherte Feuchtigkeit im Holz bewirken in Kombination wahre Wunder zur Begeisterung der Pilzfreunde.“

Diesen Geschlitzporigen Saftporling hat Peltz in unmittelbarer Nähe des Luitpoldturms an der Kernzone „Quellgebiet Wieslauter“ e
Diesen Geschlitzporigen Saftporling hat Peltz in unmittelbarer Nähe des Luitpoldturms an der Kernzone »Quellgebiet Wieslauter« entdeckt. Er wurde in Rheinland-Pfalz noch nie gesichtet.
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