Kreis Kaiserslautern Meisterschaft ohne Effekthascherei

Das aktuelle Kammerkonzert im gut besuchten Trippstadter Wohnstift war am Freitagabend als sommerliche Serenade konzipiert: Die durchdachte Zusammenstellung mit Charakterstücken der Romantik zu Garten und Blumen, Schmetterlingen und Vogelgezwitscher setzte eine fundierte Kenntnis dieses Weltbilds voraus. Dazu kamen bei den Pianisten Jessica Riemer und Jürgen Kölsch spieltechnische Solidität und gestalterische Kraft.

Neben der immensen Fülle romantischer Charakter- und Fantasiestücke von Komponisten deutscher (Robert Schumann, Gustav Lange) oder französischer (Gabriel Fauré) sowie norwegischer Provenienz und einer interessanten Eigenkomposition von Jessica Riemer gab es noch weitere thematisch-programmatische Klammern. Fritz Kreislers „Alt-Wiener Tanzweisen“ etwa repräsentieren nostalgische Kaffeehausmusik des 19. und 20. Jahrhunderts; dagegen Brahms’ Walzer zu vier Händen ein Kapitel romantischer Haus- und Salonmusik und Montis Csárdás einerseits die folkloristischen Strömungen der Zeit, gepaart mit einem Schuss Virtuosentum. Als dazu dann noch Scarlattis ein-sätzige Sonate und Czernys Variationszyklus kombiniert wurden, kam die hohe „Schule der Geläufigkeit“ ins Spiel mit geschmeidiger Eleganz, spielerischer Brillanz und Rasanz, Ideale des bürgerlichen Klavierunterrichts − nicht nur für „höhere Töchter“. Letztlich griff das Programm also die wesentlichen stilistischen Strömungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts auf und brachte sie dem Publikum stringent näher: Jessica Riemer mit tadellosem, in spielerischer Reinkultur zelebrierendem Solospiel auf dem Konzertflügel; basierend auf einer hervorragenden Technik ebenso wie auf einem ausgeprägten klanglichen und poetischen Empfinden. Im subtilen, harmonisch auf einander abgestimmten Zusammenspiel mit dem zweiten Pianisten, Jürgen Kölsch, ergaben sich vierhändig bei Fauré und Brahms zusätzliche Fülle bei orchestral anmutenden Klangwirkungen, die dennoch kontrolliert und diszipliniert wirkten und zugleich die kompositorischen Feinheiten vermittelten. Durch das Einbeziehen der Violine Riemers ergab sich ein weiterer klanglicher Impuls, eine das Programm bereichernde Klangfarbe der bevorzugt in pastosen, lyrischen Klangwirkungen eingesetzten Geige. Riemers Geigenspiel hatte bei der Meditation aus der Oper „Thais“ von Jules Massenet seine stärksten Momente der Entrückung und Verinnerlichung, was ihr durch einen schlackenlos reinen und schlanken sowie beseelten Ton vortrefflich gelang. Lediglich der Einsatz des Vibratos (etwas unruhig und ausgeglichen) ließe sich noch verbessern. Spürbar traf diese Werkauswahl und diese verinnerlichte Gestaltung ohne Effekthascherei und Selbstdarstellung genau das Empfinden und die Erwartungshaltung der Konzertbesucher im Musiksaal des Wohnstifts.

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