Kreis Kaiserslautern Kreativen Druck gemacht

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Sie haben der Stadt Druck gemacht, haben die Richtung vorgegeben und sich so ins Zeug gelegt, wie das schon lange keine Gruppe in Kaiserslautern mehr gemacht hat: Die Kultur-Initiative „Pfaff erhalten − Stadt gestalten“ existiert seit gut einem Jahr.

Ohne die Kultur-Aktivisten würde die Entwicklung des Pfaff-Geländes nicht öffentlich diskutiert werden, ohne sie wäre nichts unter Denkmalschutz gestellt worden, ohne sie wäre kein externes Architekturbüro mit der Rahmenplanung beauftragt worden. Das alles kann man mit Fug und Recht behaupten, auch wenn es Oberbürgermeister Klaus Weichel und PEG-Geschäftsführer Stefan Kremer nicht wahr haben wollen. Die Initiative, der die fünf Vereine Raumpiraten, Architekturgalerie, Verein für Baukultur und Stadtgestaltung, Künstlerwerkgemeinschaft und das Kulturkollektiv angehören, besteht aus kreativen, fachkundigen und an der optimalen Entwicklung von Kaiserslautern interessierten Menschen. Sie kämpfen für Transparenz bei der Entwicklung des Geländes, sie kämpfen für gute Architektur und sie kämpfen für ein verantwortungsvolles, nachhaltiges Agieren auf dem Areal − getreu ihrer Überzeugung: „Pfaff gehört uns allen.“ Treibende Kraft ist der promovierte Diplom-Ingenieur Thomas Fischer (Raumpiraten), Stadtplaner an der TU Kaiserslautern, der immer wieder auf Transparenz pocht und als ehemaliger DDR-Bürger ein sehr bewusstes Verhältnis zu Demokratie und bürgerschaftlichen Prozessen hat. Einer der Mitspieler − nicht minder engagiert und findig − ist Peter Spitzley (Architekturgalerie). Auch er Architekt und Geschäftsführer des Fachbereichs Architektur an der TU. Dieter Burghaus, noch ein Architekt und früherer Denkmalpfleger bei der Stadtverwaltung sowie Vorstandsmitglied des Vereins für Baukultur und Stadtgestaltung, kennt als alter Kämpe die Wege der Verwaltung und ihre Fehler in Sachen Stadtplanung. Die eher künstlerische Seite vertreten Michael Fetzer und Jörg Heieck. Beide gehören der Künstlerwerkgemeinschaft (KWG) an, beide sind von Beruf Lehrer. Und schließlich vervollständigt Johannes Neuhaus die schlagkräftige und kompetente Truppe. Der Diplom-Ingenieur arbeitet am Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Er vertritt den Verein Kulturkollektiv und hat Interesse an einem Gebäude auf dem Pfaff-Areal, in das die freie Kulturszene einziehen könnte. Ihre erste große Aktion, mit der die Gruppe Ende 2015/Anfang 2016 Öffentlichkeit herstellte, war die Internet-Petition auf „openPetition“, die anfangs verspottet und nicht ernst genommen wurde, die aber aufgrund ihres großen Erfolges inzwischen von den Organisatoren der Plattform in Berlin als „vorbildliches Beispiel“ für den Dialog mit den Stadtratsmitgliedern angesehen wird. Darüber hinaus ist die Petition mittlerweile Teil eines Forschungsprojekts des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung geworden. Ende Januar ging es mit der ersten „Pfaff.Werk.Stadt“ weiter. Zusammen mit TU-Professoren vom Fach wurden Ideen gesammelt, an Thementischen diskutiert und so die Stadtverantwortlichen herausgefordert, „mehr Transparenz und direkte demokratische Mitbestimmung bei Planungsprozessen zu gewährleisten“. Das gelang insofern, als die Stadt im April mit ihrer „Pfaff-Werkstatt“ nachzog, die sich bis September fortsetzte. Immer wieder gab die Kultur-Initiative den Takt vor. Nicht nur bei der Werkstatt, bei der auf Drängen der Kultur-Aktivisten das Institut für partizipatives Gestalten (IPG) aus Oldenburg die Moderation und Auswertung der Beiträge übernahm, sondern auch im weiteren Vorgehen. Mit eigenen Veranstaltungen brachte sich das Fachgebiet Stadtumbau und Ortserneuerung der TU mit Professor Holger Schmidt in den Pfaff-Entwicklungsprozess ein, indem es renommierte Fachleute in den „Stadt.Umbau.Salon“ einlud. Die Stadt hat dem Planungsbüro Astoc/Mess ein halbes Jahr Zeit für die Rahmenplanung gegeben. Das ist Anfang März vorbei. Dann wird nicht nur die Stadtverwaltung, dann wird auch die Kultur-Initiative in die nächste Pfaff-Phase eintreten. |ita

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