Kreis Kaiserslautern Hobby-Kunst gegen Ernte-Maschinen

Im „Zauberwald“ bei Fischbach sind Waldarbeiten geplant. Hobby-Künstler Udo Weilacher befürchtet, dass seine Objekte dadurch Schaden nehmen könnten. Der Forst hat Absprachen angeboten, um so schonend wie möglich vorzugehen. Die Kommunikation zwischen den Parteien ist jedoch schwierig.

Der Fischbacher Udo Weilacher hat in den vergangenen Jahren rund 150 Objekte, hauptsächlich aus Naturmaterialien, gefertigt und im Wald um Fischbach aufgestellt oder in Baumstämme geschnitzt. Die meist aus Holz und Stein gearbeiteten Werke haben vielfach Aufmerksamkeit gefunden und gelten als touristische Attraktion. Der Zauberwald überschneidet sich teils mit dem „Mönchsweg eins“ des Wegenetzes „Rätselhafte Zeitzeichen“, das als EU-Projekt „Leader plus“ von der Verbandsgemeinde angelegt wurde. Im April wurde ein Großteil der Skulpturen im Zauberwald von Unbekannten zerstört; da auch Hinweisschilder der „Rätselhaften Zeitzeichen“ der Zerstörungswut zum Opfer fielen, erstattete die Verbandsgemeinde Anzeige, bisher ohne Erfolg . Nachdem Weilacher als erste Reaktion auf den Vandalismus sein Schaffen eingestellt hatte, nahm er es vor kurzem wieder auf. Bis er über die Verbandsgemeinde erfuhr, dass Waldarbeiten in diesem Bereich geplant seien. Erstaunt ist er über etliche Farbmarkierungen an den Bäumen. „In einen Stamm habe ich ein Gesicht geschnitzt: Der Baum ist mit vielen wilden Strichen besprüht, einer geht in das Gesicht hinein.“ Ein anderer Baum „mit fünf Wanderwege-Markierungen“ sei auch zum Fällen gekennzeichnet. „Und was ist mit den Markierungen?“, fragt er sich. Der zuständige Forstrevierleiter Thomas Breier bestätigt, dass er Weilacher wegen der Forstarbeiten hat informieren lassen. „Ich habe das Forstamt gebeten, über die Verbandsgemeinde den Künstler ausfindig zu machen und ihn über die Arbeiten zu informieren.“ Sein Gedanke sei gewesen, „die mobilen Objekte für die Phase der Forstarbeiten aus dem Wald zu entfernen und danach wieder aufzustellen. Und wegen der nicht transportablen könnte man absprechen, wie man die Fällarbeiten gestaltet, damit die Werke möglichst keinen Schaden nehmen.“ Geplant sei dort „keine Holzernte, sondern die Erfüllung waldbaulicher Vorhaben“, formuliert Breier. Das heißt, dass der stark nadelholzgeprägte Wald zu einem laubholzreichen Nadelmischwald werden soll. Durch viele unterschiedliche Baumarten soll ein „stabiles und elastisches Waldökosystem“ entstehen. Mit diesem naturnahen Waldbau wolle der Forst „nicht nur die Nutzfunktion des Waldes – als Holzlieferant –, sondern auch die Schutzfunktion und die Erholungsfunktion für den Menschen erreichen“, ergänzt Markus Gatti, der übergeordnete Leiter des Forstamtes Otterberg, zu dem der Wald bei Fischbach gehört. So sei es auch Pflicht des Forstes, marode Bäume an Wegen – wie jener mit der Schnitzerei – zu fällen, um der Verkehrssicherheit Genüge zu tun. „Wir haben die Haftung“, erläutert Gatti. Stehe ein morscher Baum mitten im Wald, dann sei dies jedoch eine „waldtypische Gefahr“. Im Oktober sollen die Arbeiten beginnen. Mit einem Harvester – Vollernter – fahren die Forstarbeiter dann in die sogenannten Rückegassen, die dort in einem Abstand von gut 30 Metern liegen, und fällen maschinell die Bäume. „Auch mitten in den Rückegassen stehen Objekte; da ist nicht ausgeschlossen, dass etwas kaputtgeht“, erläutert Breier. Jene Skulpturen wollte er in Absprache mit Weilacher nach den Arbeiten woanders platzieren. „Herr Weilacher hat uns nie angesprochen und um Erlaubnis gefragt“, fährt er fort. „Immerhin sind wir hier Hausherr – und gar nicht verpflichtet, uns um die Objekte zu kümmern“, macht er die Rechtslage klar. „Aber wir hätten ja geholfen, zum Beispiel mit Schulklassen zusammen die Werke wegzuräumen und wieder aufzubauen. Wenn Herr Weilacher dies mit uns absprechen würde.“ Jener beruft sich jedoch darauf, dass seine Werke in die Wanderwege des Leader-plus-Programmes eingegliedert seien. „Was hat Vorrang: Die Holzernte oder Leader plus?“, fragt er. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn, Andreas Alter (SPD), erklärt jedoch, dass Weilachers Arbeiten im Zauberwald Privatsache seien und nicht zum Leader-Programm gehören. „In offiziellen Info-Materialien zu den ,Rätselhaften Zeitzeichen’ sind sie nicht aufgeführt“, sagt er. „Sie wurden hingegen von Vereinen in deren Flyern aufgenommen.“ Der Forst sei Eigentümer des Waldes und habe die Arbeiten des Künstlers toleriert. Beim Markieren des Stammes mit der Schnitzerei sei Breier etwas großzügig mit der Spraydose gewesen, sagt er, „aber ich habe ihn extra so markiert, dass er oberhalb des Gesichtes gefällt wird“. Und Wanderwege-Markierungen könnten an einem anderen Baum angebracht werden, wenn ein Baum fallen muss. Weilacher bleibt jedoch hartnäckig: „Ich werde das Ministerium, das im Leader-Projekt involviert ist, anschreiben und mein ehrenamtliches Engagement beschreiben – und fragen, ob Ehrenamt nicht gefragt ist.“

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