Kreis Kaiserslautern „Hier wurde nicht gefrömmelt“

Die Niederlassung St. Barbara der Niederbronner Schwestern in Trippstadt ist weit über die Region Kaiserslautern hinaus als Gäste- und Bildungshaus bekannt. Jetzt steht dem Haus die Schließung bevor. Die letzten Gäste erwartet Oberin Schwester Benedikta am ersten Juli-Wochenende. Bereits am Sonntag, 22. Juni, werden die Schwestern von Pfarrer Ulrich Weinkötz der Pfarreiengemeinschaft Maria Schutz, Kaiserslautern, zu der die Pfarrei St. Josef gehört, verabschiedet.

„Die Gänsehaut ist vorbei“, sagt Schwester Benedikta. Seit zwei Jahren ist ihr die Schließung des Hauses bekannt. „Sie wird wiederkommen, die Gänsehaut“, sagt sie, als sie die kurze Zeitspanne bis zur Schließung überblickt. Wo der Weg sie und ihre vier Mitschwestern der Kongregation vom Göttlichen Erlöser im Alter zwischen 70 und 82 Jahren hinführen wird, weiß sie nicht. „Der Orden hat uns bis heute noch nicht informiert.“ Noch ist im Haus nichts von Räumung und Umzug sichtbar. Noch läuft der tägliche Betrieb als Gäste- und Bildungshaus. Jeder Gast habe das Recht, sich „bei uns wohlzufühlen“. „Bis zum letzten Tag“. „Bei uns sind alle Gäste willkommen. Wir fragen nicht nach der Religion. Wo Geist ist, ist Freiheit“, sagt die Oberin. Auf den ersten Blick ist die 71-Jährige mit ihrem grauen Kurzhaarschnitt nicht als Ordensfrau erkennbar. Sie trägt eine helle Sommerhose, T-Shirt und rosa Hemdenbluse. Wäre da nicht das Halsband mit dem kleinen Ordenskreuz und der Inschrift „De Fontibus Salvatoris“, zu deutsch, „Aus den Quellen des Erlösers“. Wie viele ihrer französischen Mitschwestern, das Generalmutterhaus befindet sich in Oberbronn im Elsass, war es ihr Wunsch, das schwarze Ordenskleid gegen zivile Kleidung zu tauschen. Schwester Benedikta trat 1963 in den Orden der Niederbronner Schwestern ein. Sie wirkte in München in der Ordensausbildung, war in der Gefängnis- und Telefonseelsorge tätig. Mit dem Wechsel von der Ordenstracht in Zivil hat sie sich der Zeit angepasst. Als Christin sieht sie ihren Platz mitten unter Menschen. Sie gehöre einem apostolischen Orden an, verweist sie auf die benediktinische Ordensregel „ora et labora“, zu Deutsch, „bete und arbeite“, an der sich auch ihr Orden orientiert. Seit zwölf Jahren leitet sie das Haus St. Barbara. Eigentlich ist ihre Zeit als Oberin abgelaufen. Im Hinblick auf die Schließung ist sie noch im Amt. Wehmut kommt auf, als Walburga Wintergerst, im Bistum Speyer für die Behindertenseelsorge zuständig, an das Aus von St. Barbara denkt. Seit vielen Jahren sucht sie mit Gruppen das Haus auf. Die geistliche Begleiterin ist zurzeit mit einer Seniorengruppe zu Besinnungstagen bei den Schwestern zu Gast. „Die private und nette Atmosphäre wird mir fehlen“, bedauert Wintergerst die Schließung. Sie lobt die gute Zusammenarbeit mit der Leitung des Hauses und die Küche. „Hier wurde noch richtig gut gekocht“, schwärmt sie von den Dampfnudeln. „Ich bin tief traurig.“ Eine Teilnehmerin der Seniorengruppe vergleicht das Haus mit einem „Zuckerstück“, den liebevoll gepflegten Garten um das Anwesen mit einem „Goldstück“. Ein Teilnehmer hebt den „guten Geist“ von Haus Barbara hervor. „Hier wurde nicht gefrömmelt.“ 22 Gäste konnten die Schwestern beherbergen. In der Regel waren es Gruppen, die zu Einkehrtagen und geistlichen Seminaren hier weilten. Zu den Gästen zählten aber auch Urlauber und Monteure. „Wir waren beim Fremdenverkehrsverein des Ortes gelistet. Es konnte also jeder bei uns übernachten“, blickt Schwester Benedikta zurück. Familiär und gemütlich eingerichtet präsentieren sich der Speisesaal und der Aufenthaltsraum im Untergeschoss neben der Küche. Stille und Geborgenheit bietet die Kapelle unterm Dach des mehrstöckigen Gästehauses. Mit dem Weggang der Schwestern werden fünf teilzeitbeschäftigte Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. (jsw)

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