Kreis Kaiserslautern „Ein perfekter Familientag“

Gegen 20.15 Uhr, als auch der 32. und letzte Stimmbezirk ausgezählt war, reichte Harald Westrich (SPD) gestern Abend im Otterbacher Rathaus ein Wort, um seine Gefühlslage auszudrücken: „Überwältigend.“ Mit 69,7 Prozent hat sich der 50-Jährige bei der Wahl zum Bürgermeister der fusionierten Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg deutlich gegen CDU-Kandidatin Ursula Dirk durchgesetzt (30,3). Die Wahlbeteiligung lag bei 62,6 Prozent.

„Das hätte ich nicht gedacht“, gestand Westrich. Zwei Stunden zuvor war er noch sichtlich angespannt gewesen. In der Hand hielt er sein Handy, blickte immer wieder nach Mainz. Dort kandidierte seine Schwester Sissi Westrich für den Posten der Ortsvorsteherin in Lerchenberg. Mit Erfolg. Die gute Nachricht erhielt sie denn auch prompt von ihrem Bruder. „Herzlichen Glückwunsch, 59,9 Prozent“, sprach der Otterbacher ins Handy. Das reichte er dann artig an seine Mutter Annemarie weiter, die genauso wie Vater Karl, Sohn Tom und Partnerin Sabine Sutter gespannt auf die Ergebnisse warteten. Die trudelten dann auch nach und nach ein. Das erste kam von einem Stimmbezirk aus Mehlbach: 77,9 Prozent. Gerade im Lautertal punktete Westrich deutlich. „Das hat mich sehr gefreut“, gestand er. Auch in der Verbandsgemeinde Otterberg hat Westrich fast überall die Nase vorn. Ausnahme in einem Stimmbezirk in Schallodenbach (47,74 Prozent) und in Schneckenhausen (37,84 Prozent). Wobei er auch damit leben konnte. „In Schneckenhausen ist das bisher wohl das beste Ergebnis, das jemand von der SPD dort hatte. Selbst beim Verlieren kann man gewinnen“, schmunzelte er. Enttäuscht war dagegen Ursula Dirk. „Ich hätte schon mehr erwartet“, gestand die 55-Jährige. Gab sich aber auch als faire Verliererin und fuhr noch gestern Abend ins Rathaus nach Otterbach, um Harald Westrich zu gratulieren. „Wenn man sich solch einer Wahl stellt, muss man auch damit rechnen, dass man verlieren kann“, sagte sie. Den Tag hatte die Otterbergerin entspannt verbracht, ging gegen 12.30 Uhr wählen, anschließend mit ihrem Mann essen und fuhr dann mit ihrer Tochter nach Dannenfels in den Donnersbergkreis ins Café „Anno dazumal“. „Es war sehr schön dort“, erzählte Dirk. Ab 18 Uhr stieg dann aber auch bei ihr die Anspannung. Respekt zollte ihr abends Harald Westrich: „Sie hat einen sehr fairen Wahlkampf abgeliefert, es gab kein Getrete und sie war sehr engagiert.“ Einen engagierten Wahlkampf lieferte auch Westrich ab, der bereits im September damit startete. „Meine Familie hat sehr darunter gelitten“, gestand er gestern Abend. Mit Sohn Tom soll künftig wieder mehr Mathe gepaukt werden. Er bekam auch Unterstützung von der Familie. „Meine Eltern haben mir unheimlich viel geholfen, viel im Hintergrund gearbeitet“, berichtete er – und fügte hinzu: „Wenn nicht die ganze Familie hintendran steht, schafft man das nicht.“ Tipps habe er von seinem Vater Karl erhalten, der selbst zehn Jahre lang Ortsbürgermeister in Otterbach und 50 Jahre lang in der Kommunalpolitik tätig war: „Von ihm habe ich schon damals viel gelernt.“ Das Credo von Westrich senior: „Entscheidend ist im Wahlkampf nicht gegen einen zu schießen, sondern sich nur auf sich selbst zu konzentrieren.“ Mit Blick auf das Wahlergebnis sagte Harald Westrich: „Das ist ein riesiger Vertrauensvorschuss, der eine große Verantwortung mit sich bringt.“ Für Harald Westrich war es „ein perfekter Familientag“. Bereits heute geht es für ihn mit der Vorbereitung auf die Fusion weiter. Dann sitzt er wieder mit seinen Mitarbeitern zusammen. Urlaub ist erst im Juli geplant: „Mir ist wichtig, dass wir die Fusion gut über die Runden bringen.“ Sagte es – und bekam ein Küsschen von Lebensgefährtin Sabine Sutter. Gestern war Feiern angesagt. (ssl)

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