Kreis Kaiserslautern Ein echt heißes Volksfest

Vermutlich war die grassierende Grippewelle an der vergleichsweise niedrigen Teilnehmerzahl bei der Winterverbrennung auf dem Oberberg in Olsbrücken schuld: Statt 500 bis 600 Personen wie in den Vorjahren waren im 25. Jahr des Volksfestes „nur“ um die 350 große und kleine Gäste bei dem Spektakel.

Der Dorfplatz füllte sich diesmal etwas zögerlich und Fackelverkäufer Klaus Ziegler fürchtete schon, seine 275 vorrätigen Fackeln nicht loszuwerden. Aber bei Eintritt der Dämmerung, kurz vor dem Start der Fackelwanderung, brauchte er dann Hilfe, um noch schnell die große Schar zu versorgen. Ehe sich die Besucher zum Fackelzug einreihten, erläuterte Ortsbürgermeister Peter Hesch das Brauchtum und kündigte den Neulingen unter den Kindern das gemeinsame Anzünden des hoch aufgeschichteten Holzhaufens an. Eltern machten sich mit ihren Kleinsten im Kinderwagen, mit Rückentragen oder Babytüchern zusammen mit Kindern und Jugendlichen, der Pfälzerwald-Verein-Jugendgruppe und zahlreichen Vierbeinern auf den rund zwei Kilometer langen Weg zum Oberberg. Wanderführer Thomas Waggoner achtete darauf, dass niemand auf der Strecke blieb. Die Neubürgerinnen Jana und Aljoscha und ihre Eltern hatten viel Spaß dabei, sich unter die Einheimischen zu mischen. Daniela und Mario Gehm freuten sich, dass ihr zweijähriges Töchterchen im Buggy erstmals mit von der Partie war. Jakob Christmann hingegen war mit seinen gut zwei Jahren bereits zum dritten Mal dabei und blickte gebannt auf das große Feuer, das er als Baby meist verschlafen hatte. Nicht nur für die in Olsbrücken lebenden Amerikaner gehört dieses Fest zum festem Programm, sondern Militärangehörige aus dem gesamten Landkreis kommen inzwischen jedes Jahr mit ihren Familien in die Lautertalgemeinde. Mit Kind und Kegel waren Amerikaner aus Kaiserslautern und Ramstein, aus Rodenbach, Weilerbach, Siegelbach und den Nachbarorten zu dem Spektakel gepilgert. Als Überraschung für ihre Neffen Jan und Andrè aus Brackenheim bei Heilbronn, die ihre Faschingsferien in der Pfalz verbrachten, hielt Ina Rheinheimer aus Frankelbach die Winterverbrennung bereit. Begeistert schilderten die beiden Jungs, dass ihrer Tante die Überraschung gelungen sei, denn das Schauspiel mit dem Feuer fanden sie „voll cool“. Ein paar Schnappschüsse mit dem Handy wollte der 13-jährige Jan noch für Zuhause einfangen. Andere hielten „ihre Freunde“ in den sozialen Netzwerken mit Selfies über das spektakuläre Geschehen auf der Höhe von Olsbrücken auf dem Laufenden. Die Spannung lag förmlich in der Luft, als die schnellen Wanderer bereits mit ihren Fackeln vor dem Riesenstapel auf die Nachzügler warten mussten. Endlich konnte Hesch das Kommando ausrufen: „Feuer frei!“ Im Nu war der Berg von Brennbarem zu einem Riesenfeuer geworden, dessen Hitze die Neugierigen in den vorderen Reihen immer weiter zurückdrängte. Der Schein des lodernden Feuers war inzwischen weithin bis ins Lautertal sichtbar und lockte manche Durchfahrenden noch zur Veranstaltung. Die freiwilligen Helfer hatten am Morgen für den Stapel Heu und Stroh angekarrt, damit das Großfeuer genügend Energie freisetzte, um den Winter endgültig zu vertreiben. Ein stillgelegter Bauernhof überließ den Helfern seinen Vorrat an Heu und Stroh. Die Wehrleute hatten mit dem Sammeln der ausgedienten Christbäume bereits im Vorfeld dazu beigetragen und sorgten während der Veranstaltung für die Sicherheit. Während die einen noch im Kreise um das knisternde Feuer standen, hatten sich andere bereits mit Würstchen und heißen Getränken gestärkt. Die „Eishöhle“ mit Barflair bot ebenfalls etwas zum Aufwärmen. Erfinderische Gäste bauten sich im Umfeld des Feuers provisorische Picknickplätze aus herumliegenden Holzklötzen. Der Vorsitzende des Pfälzerwald-Vereins, Ronny Faul, versorgte mit seinen Helferteams die hungrigen und durstigen Besucher. Bleibt zu hoffen, dass sich der Winter von dem Feuer beeindrucken ließ und dem ersehnten Frühling bald Einlass gewährt. Die milden Temperaturen am Vortag haben ja schon Lust auf den Lenz gemacht. (ige)

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