Trippstadt Ein Besuch im Weihnachtswald in Johanniskreuz

Fündig geworden: Birgit und Axel Steil haben ihren Weihnachtsbaum selbst ausgesucht und abgesägt, Enkel Benjamin half natürlich
Fündig geworden: Birgit und Axel Steil haben ihren Weihnachtsbaum selbst ausgesucht und abgesägt, Enkel Benjamin half natürlich mit. Die Forstmitarbeiter Michael Münch (links) und Dimitrii Khadzhamuradov packen das gute Stück in ein Netz ein.

Auch wenn dieses Jahr coronabedingt schon wieder alles anders ist als sonst: Ein Weihnachtsbaum in der guten Stube muss einfach sein. Am besten einer, der selbst geschlagen wurde. Beim Besuch im sogenannten Weihnachtswald in Johanniskreuz ist die Welt für einige Zeit herrlich in Ordnung.

Der Parkplatz zeigt direkt, was los ist – einen Weihnachtsbaum selbst zu sägen, das zieht. Aus den Autos, die Kennzeichen von der Vorder-, der Süd- bis zur Westpfalz tragen, klettern gut gelaunte Menschen, viele Familien mit Kindern. Das Abenteuer „Weihnachtsbaum suchen, finden, sägen“ steht an diesem Wochenende hoch im Kurs. Das liegt vielleicht auch daran, dass mit dem Weihnachtsbaum gleich noch ein lockerer Einkauf im Pfälzer Waldladen im Haus der Nachhaltigkeit verbunden werden kann. Tatsächlich, auch in diese Richtung zieht es die Besucher. Dort wartet das tiefgefrorene, küchenfertige Wildfleisch fürs Fest. Kleine originelle Geschenke lassen sich dort auch finden. Nein, der Waldladen muss warten, erst den Baum, dann die Geschenke. Auf in den Weihnachtswald!

„Wir haben genug Bäume da“, meint Förster Martin Jung, freut sich über den ordentlichen Zuspruch und zeigt auch auf die Auswahl an bereitgestellten, bereits sauber abgesägten Tannen. „Die sind schon aus dem Forst und ganz frisch, halt nur nicht aus dem Weihnachtswald“, erklärt Jung auf Nachfrage, dass auch die „losen“ Bäume, genau wie die noch fest mit ihren Wurzeln verbundenen angehenden Weihnachtsbäume, weder mit Pestiziden noch mit Dünger Bekanntschaft gemacht haben.

Feststimmung im Weihnachtswald

Ein fertig gesägter Baum? Kommt nicht in Frage. Mit der Säge fest in der Hand, geht’s rein in den Weihnachtswald. Schöner Name und so viel versprechend. „Den Begriff Weihnachtswald haben wir deshalb erfunden, weil Weihnachtsbaumfläche, Weihnachtsbaumkultur oder ähnliche Worte, die wir Forstleute sonst noch so gebrauchen, einfach zu technisch klingen. Und beim Weihnachtswald kommt man doch gleich in Feststimmung, oder?“, findet Michael Leschnig, Leiter am Haus der Nachhaltigkeit. Der Mann hat recht, in Gedanken hört man bereits die Glöckchen klingeln ...

Auf dieser 1,2 Hektar großen Fläche sieht kein Baum aus wie der andere. Zugegeben, als wahre Baummodels gehen nicht alle durch. Hier stehen Charakterbäume. Hin- und herstapfen, hier überlegen, dort mal fühlen, und dann steht es da, das Idealbild eines Weihnachtsbaums. Prächtig im Wuchs, eine Tanne wie gemalt, kegelförmig, tiefgrün. Wow! Die Hand umschließt den Griff der Säge, endlich am Ziel! Das wird ein Fest. Nein, doch lieber nicht, das Gemälde eines Baumes ist locker vier Meter hoch und ausladend breit. Er bleibt erst mal fest mit der Erde verbunden.

Als ob der Storch ein Nest gebaut hätte

„Wir haben drei richtig große, prächtige Fichten im Weihnachtswald geschlagen und den Kirchen in Trippstadt gebracht“, berichtet Förster Martin Jung davon, wo solch große Exemplare tatsächlich gut zur Wirkung kommen. „Die Fichten haben wir gar nicht gepflanzt, die sind von oben gekommen“, sagt Jung erfreut darüber, dass ausgerechnet die Naturverjüngung, also Bäume, die sich selbst im Weihnachtswald ausgesät haben, nun im ganzen großen Stil Weihnachten feiern. Nordmanntannen und Edeltannen, die hat der Förster hier vor einigen Jahren gezielt als Weihnachtsbäume pflanzen lassen. Neben diesen hat die Natur außer den Fichten noch einige wunderschöne Kiefern und Douglasien geschenkt. Ein paar Lärchen stehen hier auch. Nach denen schaut aber niemand, überhaupt niemand! Kein Wunder, Lärchen sind sommergrün und sehen derzeit nackt und so gar nicht nach Weihnachtsbaum aus.

Die rund eineinhalb Meter hohe Edeltanne mit diesen so typisch nach oben gedrehten bürstenförmigen Nadeln wird von den meisten ignoriert. Das Bäumchen hat schließlich keine typische Tannenspitze. Dort, wo eigentlich die Weihnachtsbaumspitze ihren Platz finden sollte, sieht es eher aus, als habe der Storch ein Nest gebaut. Der forstliche Begriff für solch ein Wachstum heißt tatsächlich Storchennest, nur kommt das eher bei einem alten Baum vor. Das weiß die kleine Tanne wohl nicht. Dennoch: Genau sie soll es sein. Die kleine, einzigartige Baumschönheit ist absolut perfekt, um an Weihnachten daheim die gute Stube zu zieren. Säge ran und ab zum Bezahlen. Förster Jung packt sie mit seinem Team im Netz ein. Weihnachten kann kommen!

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