Kreis Kaiserslautern Die Leselust geweckt

Abenteuer, Geheimnisse oder übernatürliche Fähigkeiten – die Welt der Fantasie und damit auch die der Bücher kennt keine Grenzen. Die neun Teilnehmer aus dem Landkreis Kaiserslautern des bundesweiten Vorlesewettbewerbes schickten am Samstag in der Landstuhler Zehntenscheune ihre Protagonisten und ihre Zuhörer dorthin, wo es magische Rezeptbücher gibt und berichteten von den Nöten von Teenagern. Der Gewinner, Silas Lüer aus Kindsbach, wird am Bezirksentscheid im Frühjahr teilnehmen.

„Wir haben neun Gewinner. Ja, wir haben neun Gewinner“, nimmt Landstuhls Stadtbürgermeister Ralf Hersina (SPD) vor der Bekanntgabe des Juryentscheids ein Stück weit die Anspannung von den jungen Vorlesern, die in Begleitung ihrer Familien und betreuenden Lehrkräfte gekommen sind. Gleichzeitig verweist er darauf, dass ja bereits alle als Sieger aus dem Schulentscheid hervorgegangen sind. Die Sechstklässler stammen aus Integrierten Gesamtschulen (IGS), Realschulen plus und Gymnasien aus dem gesamten Landkreis. Sie mussten sich selbst und den von ihnen ausgewählten Titel kurz vorstellen und schließlich drei Minuten lang eine Passage für die rund 60 Zuhörer und die sechsköpfige Jury vorlesen. Ausgewählt hatten sie moderne Kinder- und Jugendliteratur, aber auch Altbekanntes wie „Momo“ und „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende. Nervös sind alle. „Ich war ganz schön aufgeregt und habe gezittert“, gesteht Lisa Plasziorski von der IGS Landstuhl ein und atmet tief durch: „Jetzt bin ich froh und erleichtert, dass ich es geschafft habe.“ Das Mädchen hatte den Titel „Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch“ ausgewählt, weil „es sehr schön ist und mir gut gefällt“. Lesen ist für Lisa eine von ihrer Familie geförderte Beschäftigung. „Schon als kleines Kind haben wir vorgelesen und Leseabende gemacht“, erzählt ihre Mutter Bianca Braun aus Bruchmühlbach-Miesau. Natürlich hat sie, genau wie Lehrerin Yvonne Sprau, fest die Daumen gedrückt. Für Sprau ist es ein Zeichen der Wertschätzung, vor Ort zu sein. Die Pädagogin erachtet das Lesen als wichtig und kann nicht bestätigen, dass das Interesse daran nachgelassen hat. Das entspricht auch den Erfahrungen von Buchhändlerin Monika Böhm, die der Jury vorsitzt. „Das Leseverhalten hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert“, hält sie fest, wobei Jungen schon immer weniger eifrig gewesen seien. Sie und fünf Vertreter des staatlichen Studienseminars Kaiserslautern achten auf Lesetechnik, Interpretation, Auswahl der Textpassage und die Kurzvorstellung des Schülers und des Buches. Silas Lüer hat das Buch „Momo“ von Michael Ende und eine Passage mit der Figur Beppo gewählt. „Weil ich Beppo in der Theater-AG spiele“, erzählt er. Im Vorfeld hatte er fleißig geübt, zunächst alleine, dann vor der Familie und schließlich vor den Schülern. Auch er meint, er sei arg aufgeregt gewesen. „Ich habe mich ein-, zweimal versprochen, aber sonst hat es ganz gut geklappt.“ Kreisbeigeordneter Peter Schmidt (FWG), dessen Aufgabe es ist, die Entscheidung der Jury bekanntzugeben, bedankt sich für den „Zuhörgenuss“: „Ich komme immer gerne hierher. Es ist ein Morgen, an dem man zuhören und entspannen kann und der bei mir die Leselust weckt.“ Der Kommunalpolitiker überreicht an jeden Teilnehmer eine Urkunde und das Buch „Das Museum der sprechenden Tiere“. Für Silas gibt es zusätzlich „Die beste Medizin“ von Christine Hamill. „Toi, toi, toi für den Bezirksentscheid“, wünschen Schmidt und Hersina. Der Junge strahlt genauso wie seine Eltern Tina und Michael Lüer. „Wir sind unheimlich stolz auf ihn“, meinen sie. Nicht anders geht es Lehrerin Ludmila Spitz, die die Theater-AG leitet, die noch in diesem Halbjahr das Stück aufführen wird. „Es freut mich, dass er diese Rolle ausgewählt hat. Er ist der geborene Beppo.“ Das Team der Stadtbücherei und der Artothek, Eva Graf und Bianca Stephan, haben den Kreisentscheid zum sechsten Mal ausgerichtet. Der Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels, an dem jährlich rund 600.000 Schüler teilnehmen, findet zum 60. Mal statt.